Kommentar Google-Software in der Schule: Klassenzimmer unter Konzerneinfluss
Deutschland hinkt bei der Digitalisierung auch in der Bildung hinterher. Dass jetzt Google ein großer Sponsor wird, schafft Abhängigkeiten.
![Ein Mädchen sitzt vor einer Reihe Laptops und hält die Hand über eine Tastatur Ein Mädchen sitzt vor einer Reihe Laptops und hält die Hand über eine Tastatur](https://taz.de/picture/2343674/14/imago78393674h.jpeg)
J edes Schulkind soll ab der dritten Klasse programmieren lernen, geht es nach der gemeinnützigen Calliope gGmbH. Mit dem Einplatinen-Computer Calliope mini will die gGmbH SchülerInnen spielerisch an die digitale Welt heranführen. Das Ziel: Die Kinder sollen Computer nicht nur bedienen können, sondern auch verstehen.
Das klingt vielversprechend, denn was die Digitalisierung angeht, hinkt Deutschland auch in der Bildung hinterher. An den Schulen fehlt es vielfach an Ausstattung und Medienkompetenz der Lehrkräfte.
Spricht also nichts dagegen, dass ein Projekt, dessen größter Sponsor Google ist, die digitale Bildung flächendeckend an deutsche Schulen bringt? Doch. Denn die Lücke an Schulen, in die nun die Wirtschaft stößt, zu füllen, sollte Aufgabe von Bund und Ländern sein. Hier stockt es.
Der fünf Milliarden Euro schwere Digitalpakt zwischen Bund und Ländern zum Ausbau der digitalen Bildung an Schulen, den die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) im Oktober vergangenen Jahres angekündigt hatte, wurde auf die neue Legislaturperiode verschoben. Im Bundeshaushaltsplan 2018 sind keine Mittel für den digitalen Ausbau an Schulen vorgesehen.
Wenn Calliope den Schulen nun im großen Stil Kleinstcomputer spendet, wächst die Einflussnahme von Unternehmen auf schulische Bildung. Zwar betont Calliope, dass Google inhaltlich keinen Einfluss nimmt, aber hinter solchem Engagement stecken Interessen. Mit dem Calliope mini verschaffen sich die Unternehmen eine Monopolstellung auf dem deutschen Bildungsmarkt.
Calliope will laut Eigenaussage die Anschubfinanzierung durch Spenden von Unternehmen und Stiftungen leisten, um die flächendeckende digitale Ausstattung später schrittweise in den regulären Betrieb des Bildungssystems zu integrieren. Das könnte den Bund und die Länder teuer zu stehen kommen: Im Vergleich zu ähnlichen Produkten ist der Calliope mini teuer – doch sind erst einmal alle Schulen mit dem Kleinstcomputer ausgestattet, wird der Wechsel schwierig.
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