Kommentar Gewalt in Gaza: Kanonenfutter der Hamas
Das Blutvergießen muss von unabhängiger Seite untersucht werden. Klar ist jedoch bereits: Die Islamisten haben die Eskalation mitzuverantworten.
K ein einziger Schuss und keine einzige Rakete ist während der Unruhen im Gazastreifen von palästinensischer Seite auf Israel abgeschossen worden. Von den tausenden Soldaten, die im israelischen Grenzgebiet postiert waren, um die Demonstranten aufzuhalten, hat kein einziger auch nur einen Kratzer davongetragen. Das ist die eine Seite.
Auf der anderen sieht Israels Militär die Mission der Scharfschützen, auf jeden zu schießen, der sich der Grenze nähert, als präventive Sicherheitsmaßnahme. Es könnten sich unter dem Deckmantel des zivilen Protestes Terroristen einschleichen, um Israelis zu entführen und zu ermorden. Für diese Angst gibt es gute Gründe. Wer das Blutvergießen als Massaker bezeichnet, trifft die Tatsachen deshalb nur bedingt.
Israels moralische Pflicht erfordert es dennoch, der palästinensischen Forderung nach einer Untersuchung nachzukommen. Eine Aufklärung der zahlreichen Todesfälle und der Frage, was verpasst wurde bei der Vorbereitung auf die von langer Hand angekündigten Proteste, kann nützlich sein, um weiteres Unheil zu mildern.
Die palästinensischen Demonstranten lassen sich von ihrer skrupellosen Führung zu Kanonenfutter machen. Die islamistische Hamas nimmt die Opfer nicht nur in Kauf – sie provoziert sie, um dem alten Feindbild, das über das Versagen der eigenen Führung im Volk zu verblassen drohte, einen neuen Anstrich zu verleihen.
Schuld sind immer und an allem die Zionisten, die Besatzung und die Belagerung, so das palästinensische Mantra, das bei den verzweifelten Menschen auf offene Ohren trifft. Und die USA. Präsident Donald Trumps Entscheidung, die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, mag nicht hilfreich gewesen sein, doch für die Menschen im Gazastreifen ist völlig unwesentlich, wo die amerikanischen Diplomaten ihre Visaformulare unterzeichnen.
Die Hamas hätte das Blutvergießen aufhalten können, und sie kann die Not der Bevölkerung unmittelbar lindern. Es gab das Angebot von Ägypten, die Lieferung dringender Güter zu ermöglichen, darunter Medikamente und Öl für die Stromversorgung, unter der Voraussetzung, dass die Proteste gestoppt werden. „Dieses Angebot ist nicht, was wir wollen“, war der einzige Kommentar des Hamas-Führers Ismail Hanijeh, als er mit leeren Händen aus Kairo zurückkam.
Hanijeh setzt stattdessen auf die Finanziers in Teheran, die großzügig jeden belohnen, der Israel angreift. Die Hamas will vom Iran das Geld und von Ägypten die Freiheit. Beides wird nicht funktionieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“