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Kommentar FlugzeugabsturzPutins Paranoia

Klaus-Helge Donath
Kommentar von Klaus-Helge Donath

Vor einer Woche stürzte der Airbus 321 über dem Sinai ab. Warum fürchtet sich der Kreml, sich die Ursache der Flugzeugkatastrophe einzugestehen?

Terror? Kommt dem Kreml nicht über die Lippen. Foto: dpa

A uch Russland stoppt nun aus Sicherheitsgründen sämtliche Flüge nach Ägypten. Dennoch will dem Kreml das Wort Terror für die Opfer des abgestürzten russischen Airbus 321 nicht über die Lippen. Ein tragisches Ereignis, das von einer tragikomischen Performance der Leitzentrale begleitet wird. Warum fürchtet sich der Kreml so sehr, die Ursache der Flugzeugkatastrophe einzugestehen?

Innenpolitisch hat Russlands Präsident Wladimir Putin nichts zu befürchten. Er versprach dem Volk, dass es sich nach der Schmach des kommunistischen Abgesangs wieder „von den Knien erheben“ könne. Und es steht – wie immer eigentlich aufrecht, nur wirkt es etwas benommen, als hätte es sich beim Aufstehen den Kopf gestoßen.

Von innen droht dem Kreml deshalb keine Gefahr. Auch die Empathie für die Terroropfer im Lande hielt sich in Grenzen. Russlands schlimmste Flugzeugkatastrophe der Geschichte wurde einen Tag staatlich betrauert. Nichts kann die Menschen zurzeit aus dem nationalen Nirwana zurückholen.

Daher verblüfft die Paranoia der Führung. Dämmert ihr, dass sie sich in Syrien verrechnet haben könnte? Für die Propagandisten wäre es ein Leichtes, Terroranschlag und IS-Bedrohung in das Bild der belagerten Trutzburg Russland einzufügen. Nur müsste der Kreml dann der eigenen Logik folgend mit aller Härte gegen den Islamischen Staat vorgehen und dürfte sich nicht mehr mit der Rolle des Assad-Leibwächters begnügen. Es liefe auf eine umfassendere militärische Operation hinaus.

Auch die jüngsten Rückeroberungen von Geländegewinnen der Assad-Armee würden stärkeres Engagement verlangen. Über kurz oder lang wäre Russland wieder in Afghanistan. Das Volk ahnt nichts und wird noch länger träumen. Der Führung schwant indes nichts Gutes. Der IS meint es ernst, auch wenn Moskaus Bomben ihn eher verschonten.

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Klaus-Helge Donath
Auslandskorrespondent Russland
Jahrgang 1956, Osteuroparedakteur taz, Korrespondent Moskau und GUS 1990, Studium FU Berlin und Essex/GB Politik, Philosophie, Politische Psychologie.
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8 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ein altes Ziel schon aus dem Zarenreich, Zugang zum Mittelmeer und eisfreie Häfen. Ich bin gespannt welche Geschichte aufgetischt werden wird, wer wem glaubt, wer den Briten und ihrem Premier, oder wer dem Kreml, glauben wird. Ich vermute einmal es werden nicht wenige sein, die dem Kreml mehr glauben, als den Briten und ihren Premier.

  • Wie kann Putin etwas eingestehen, dass nicht mal die Unfallsachverständigen wissen?

  • "Warum fürchtet sich der Kreml, sich die Ursache der Flugzeugkatastrophe einzugestehen?"

     

    Der Artikel müsste eigentlich Herrn Donaths Paranoia heißen. "Der Kreml" hat einen Anschlage nie ausgeschlossen. Er wartet nur, bis die Untersuchungen vollständig abgeschlossen sind. Irgendwie ist das auch seriöser.

  • "Der IS meint es ernst, auch wenn Moskaus Bomben ihn eher verschonten." - Ein widersprüchlicher Satz: Wenn "Moskau" den IS "eher verschont", ihn also - wie im Westen häufig behauptet wird - bloß in der Propaganda, nicht aber in der Realität bekämpft - ja dann hat der IS keinen Grund, es "ernst zu meinen". - Oder aber, der IS empfindet Putins Militäraktion als bedrohlich, weil sie sich tatsächlich gegen ihn richtet. Dann hat er guten Grund zum "Ernstmeinen" - allerdings stimmt dann nicht mehr die Behauptung des Autors, Putin "begnüge" sich mit der Rolle "des Assad-Leibwächters".

  • Putin und der Kreml scheuen sich den Feind, den IS, offen zu benennen. Man hätte sich ordentlich verrechnet, wegen der Parteinahme im syrischen Bürgerkrieg. Es wäre die erste Anzahl an deutlichen Opfern der russischen Kriegsführung, da mag der Kreml nicht zugeben sich verrechnet zu haben. Und da ist auch noch die Maschine über der Ostukraine MH 17 die mutmaßlich mit einem russischen Raketensystem abgeschossen wurde. Dabei beharrte der Kreml ebenfalls auf einer sehr eigenen Version des Absturzes über der Ostukraine. Der Kreml benötigt wieder eine eigene Version für das Unglück über dem Sinai, wie bereits in der Ostukraine. Das braucht Zeit, das muss auch noch zusammengestrickt werden.

    • 9G
      9076 (Profil gelöscht)
      @Blingbling:

      Russische Außenpolitik denkt eben auch in "Einflusssphären"- genau wie unsere Kanzlerin.

      Ich verstehe nicht warum man den Russen nicht auch geopolitische und geostrategische Interessen zugestehen kann.

    • @Blingbling:

      Nee "Putin" benennt sie GLEICHBERECHTIGT als das was sie sind, religiöse Terroristen und dazu zählt nicht nur der vom CIA geschaffene IS die zur ALQAEDA gehörende al Nusra, die aufwundersame Weise vom 9.11. Terroristen zum FREIHEITSKÄMPFER ach nein REBELLEN mutierte und wie die "moderaten" Halsabschneider noch so heißen. Und er benennt sie nicht nur er bekämpft sie auch alle GLEICHBERECHTIGT. YPG und Verbündete werden NICHT bombardiert! Komisch nicht. Aber man(n) fragt sich was die Amis und ihre "Koalisation der Willigen" so bombardiert haben bei Zitat: "2.700 Luftschläge gegen den IS in Syrien und 5.100 im Irak" ? Für jeden 3-ten IS Rebellen ein Luftschlag und dann gibt es ihn immer noch und er breitet sich sogar welch Zufall nach Syrien aus. Das ist wohl eher ein "warmes Lüftchenschlag" ins Wasser oder besser in den Sand der Wüste!

  • Haben russische Magazine am Tag nach dem Absturz Titelbilder mit Fotos der Opfer und dem Spruch "Stoppt Obama jetzt! veröffentlicht?