Kommentar Flüchtlingsprognose 2015: Packen wir’s an!
Die gestiegenen Flüchtlingszahlen sind eine große Herausforderung. Auf lange Sicht werden Deutschland und Europa profitieren.
![Vier Männer sitzen unter einem Baum. Vier Männer sitzen unter einem Baum.](https://taz.de/picture/593264/14/14164749.jpg)
Derzeit sind weltweit mehr als fünfzig Millionen Menschen auf der Flucht vor Gewalt und Not – so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Vor allem die Kriege in Syrien, Afghanistan, dem Irak, Libyen und Somalia sowie die Diktatur in Eritrea treiben viele in die Flucht. Nur ein Teil dieser Menschen will nach Europa, nach Australien oder in die USA. Und von denen, die es wollen, schaffen es nur wenige. Diese Relationen muss man sich vor Augen führen, wenn man über die gegenwärtigen Herausforderungen für Europa redet.
In diesem Jahr könnte die Zahl der Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, auf 750.000 steigen, sagen manche Prognosen. Das ist zweifellos eine Herausforderung: Unterkünfte müssen geschaffen und Behörden besser ausgestattet werden, um die Flüchtlinge angemessen zu betreuen. Die Asylverfahren müssen beschleunigt werden, um sie nicht lange im Ungewissen zu lassen. Auch die Integrationskurse und die Maßnahmen, um Flüchtlinge zu qualifizieren, müssen ausgebaut, der soziale Wohnungsbau angekurbelt werden.
Das ist in der Tat eine große Aufgabe, die Deutschland als eines der reichsten Länder der Welt aber auch nicht überfordern sollte. Es sollte sich vielmehr darauf einstellen, dass viele dieser Menschen für immer bleiben werden, und ihnen helfen, hier Wurzeln zu schlagen. Auf lange Sicht werden Deutschland und Europa davon profitieren. Der alternde Kontinent ist auf Einwanderung angewiesen, um seinen Wohlstand zu halten. Er sollte sie aber schon aus eigenem Interesse besser organisieren.
Die Flüchtlingsfrage wird uns länger und mehr beschäftigen als die Griechenlandkrise, sagte Angela Merkel jüngst im ZDF-Sommerinterview voraus. Da hat sie recht. Denn für den deutschen Umgang mit den Flüchtlingen gilt, was Merkel mit Blick auf die Reformbemühungen in Griechenland sagte: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
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