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Kommentar EU-KlimasbeschlüsseDeutsches Hobby Energiewende

Bernhard Pötter
Kommentar von Bernhard Pötter

Lasche Ziele in Brüssel: Merkel sitzt in der Klimafalle, in die sie sich selbst manövriert hat. Doch Schadenfreude ist nicht angebracht.

Dunkle Wolken über einer Solaranlage: Projekt Energiewende bald nur noch teures Hobby? Bild: dpa

E ine bezeichnende Koinzidenz: Während Energieminister Sigmar Gabriel bei der Kabinettsklausur in Meseberg sein Konzept für die gebremste deutsche Energiewende vorstellt, verabschiedet sich in Brüssel die EU-Kommission von einer ehrgeizigen Klimapolitik.

Die Ziele für 2030 klingen zwar ganz gut: minus 40 Prozent bei den Treibhausgasen, doppelt so viel wie bis 2020, und 27 Prozent Erneuerbare EU-weit. Der Teufel steckt im Detail: Das Klimaziel schrumpft nach Expertenrechnungen auf 33 Prozent, wenn man die überschüssigen Zertifikate im Emissionshandel kalkuliert. Und ziemlich genau dort landet die EU, wenn sie einfach weitermacht wie bisher.

Das wäre das offizielle Ende der Vorreiterrolle der EU beim Klimaschutz. Ein bisschen peinlich auch für die ehemalige „Klimakanzlerin“ Angela Merkel, die vor sieben Jahren die weitgehenden Ziele für 2020 in Brüssel durchsetzte. Aber wirklich ernst wird es für die Bundesregierung durch das Nicht-Ziel für die Erneuerbaren. Denn 27 Prozent ohne bindende Verpflichtung für die einzelnen EU-Mitgliedstaaten sind eine Luftnummer.

Wenn den Staaten kein Verfahren aus Brüssel droht, bewegen sie sich nicht. Deutschland und die paar anderen Länder, die auf ein zukunftsfähiges Energiesystem jenseits von Kohle und Atom setzen, dürfen dann noch ihrem Hobby „Energiewende“ frönen und die Kosten allein tragen.

Grenzen im Kreis der Kollegen

Das kann für die Bundeskanzlerin gefährlich werden. Denn die Energiewende ist jenseits der Öko-Rhetorik inzwischen ein zentrales Projekt ihrer Großen Koalition. Merkel will deshalb im März beim EU-Gipfel, wo die Entscheidungen fallen, für schärfere Ziele werben.

Aber im Kreis ihrer Kollegen wird die Bundeskanzlerin schnell an ihre Grenzen stoßen: Anders als in der Eurokrise fehlt Deutschland hier der finanzielle Hebel, um die anderen auf Kurs zu bringen. Dann hat sie beim Thema Ökostrom längst nicht so einhellige Rückendeckung der öffentlichen Meinung und der Wirtschaft in Deutschland wie beim Euro.

Merkel sitzt in der Klimafalle, in die sie sich selbst manövriert hat: Denn über die letzten Jahre war Deutschland in Brüssel beim Thema Energie und Klima nicht entscheidungsfähig und bekommt nun die Quittung für vier Jahre Stillstand und Obstruktion.

Schadenfreude ist aber nicht angebracht. Denn ausbaden müssen das die Öko-Industrien, die deutschen Stromkunden und die Opfer des Klimawandels.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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9 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Endlich konzentriert sich die EU auf EIN klares Ziel, statt bestimmte Methoden zu dessen Erreichung zu eigenständigen Zielen zu erheben.

    Wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in Davos feststelle, kann das auch als Vorbild für andere Staaten wirken.

    Es ist der Grundfehler der Umweltpolitik, dass bestimmteTechnologien zu moralisch wertvollen Zielen überhöht werden, wenn es ihren Lobbyisten gelungen ist, sie als "umweltschonend" darzustellen. Je höher die Kosten einer Technologie sind, desto mehr Profiteure gibt es und damit auch desto mehr Lobbyisten. Diese Politik der CO2-Vermeidung zu höchsten Kosten kann nicht als Vorbild für andere Staaten wirken.

    Außerdem werden wir auch in Zukunft den Strom aus steuerbaren (fossilen) Quellen aus den Nachbarländern benötigen, um die Schwankungen der Einspeisung aus PV und Wind auszugleichen.

  • HS
    Hari Seldon

    @rohloffbiker:

     

    Dann bitteschon, warum explodieren die Strompreise seit dem Auftreten der "Erneuerbaren"? Die Preise für Kohle sind fast gleich geblieben. Und wieviel Strom liefert PV in der Nacht (min. 1/3 des Tages)? Kann PV 7x24 Stromversorgung sicherstellen?

  • NG
    nur gast

    An Energie und Klima ist bisher keiner Regierung wirklich etwas gelegen. Den signifikantesten Rückgang von CO2-Emissionen auf einen Schlag hätte man durch ein Tempolimit auf Autobahnen. Da könnte sich Deutschland mal ein Beispiel am Rest Europas nehmen.

  • Oettinger beschreibt Atomkrft als Zukunftstechnologie (>40 Jahre)

    "Weil Atomkraft so billig und sauber ist"

    Billig und sauber?

    Von Uranabbau , über Atommüllentsorgung, bis zum Rückbau von Infrastruktur und Umgebung.

    Billig und sauber?

    Träumt weiter.

    • A
      aas
      @vic:

      Als EE? Ja!

      • @aas:

        Wie?

        • 6
          65628566
          @vic:

          an VIC

          saubere EE? Träum weiter.

          Die ganze EE ist für mich die schlimmste Art Energie zu gewinnen, die es jemals gab.

          Man sollte sich mal informieren.

          Aber wie schon im Kommentar oben zu lesen ist, man muss es nur schaffen unter dem Deckmantel Öko oder EE kommen

  • Beim Thema Energiewende habe ich aufgegeben, an den Verstand der Politiker zu glauben. Was teuer ist, wird forciert, was günstig ist, wird geprügelt. Was hat man bei Photovoltaik um sich geschlagen. Bei Freiflächen PV Anlagen sind wir in diesm Jahr bei einer Vergütung von 9,6 cent/Kwh. Im nächsten Jahr wird eine 8 vor dem Komma stehen.Für 8 cent kann man nirgendwo ein neues KKW bauen, und mit neuen Steinkohleblöcken hat man gleichgezogen. Wenn man dann noch im Hinterkopf hat, dass das EEG über die 20 Jahre keinen Inflationsaugleich kennt, dann sind erneuerbare Energien schon heute DER Garant für berechenbare Strompreise.