Kommentar Diskriminierende Werbung: Gesellschaftliche Grundstörung
Frauenorganisationen fordern ein gesetzliches Verbot sexistischer Werbung. Doch es gibt ein praktisches und ein generelles Problem.
![](https://taz.de/picture/91297/14/Sexismusdpa220914.jpg)
Sexistische Kackscheiße!“ Mit solchen Aufklebern verzieren FeministInnen gern mal das eine oder andere sexistische Plakat in Deutschland. Viel zu wenig ist das den Frauenorganisationen Deutschlands, sie fordern ein gesetzliches Verbot sexistischer Werbung.
Ein zwiespältiges Gefühl stellt sich angesichts dieser Forderung ein. Natürlich geht einem der ganze sexistische Kram auf die Nerven. Und sicher beeinflusst – neben vielem anderen – auch Werbung das Geschlechterbild, das diese Gesellschaft zeichnet. Und den reflexhaften Vorwürfen des „Tugendterrors“ und der staatlichen Bevormundung kann der Staat ruhig mal etwas entgegnen: Ja, Sexismus geht nicht in Deutschland. Flagge zeigen, Signal setzen. Von wegen liberal – alles egal: Nein, ist es eben nicht.
Es gibt aber ein praktisches und ein grundsätzliches Problem. Das praktische: Wer definiert, was sexistisch ist? Ist Ironie dann auch verboten? Zudem will der Gesetzentwurf auch noch alle Stereotype gleich mitverbieten: autofahrende Männer und Hausfrauen? Da wird es absurd.
Das grundsätzliche Problem: Sexismus kann man nicht verbieten. Nicht nur die Werbung, die ganze Gesellschaft hat eine sexistische Grundströmung, Frauen werden überall abgewertet. Dagegen hat man mit einem Werbeverbot noch überhaupt nichts unternommen. Im Gegenteil, man hat nur einen Ausdruck des Problems verschwinden lassen.
Das Problem sexistische Gesellschaft ist dann aber immer noch da. Dagegen hilft nur: Aufdecken, sich empören, kämpfen. Pinkstinks trägt mit dem Gesetzentwurf zu dieser Debatte bei, das ist schön. Aber kommen wird das Gesetz nicht, und das ist kein Beinbruch. Denn sexistische Kackscheiße benennen ist wichtiger, als sie einfach nur schweigend per Gesetz zu versenken. Sie dampft nämlich noch überall.
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