Kommentar Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Grüne wollen Krieg, Mappus verbalisiert Fußgeruch, und Guttenberg kann nicht sparen. Vodafone schaltete sein Netz in Ägypten ab – einfach mal den Anbieter wechseln, sagt Friedrich Küppersbusch.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Vodafone schaltete willfährig sein Funknetz in Ägypten ab.
Was wird besser in dieser?
Einfach mal den Anbieter wechseln.
9 dafür, 22 dagegen, 34 Enthaltungen - was sagt uns das Abstimmungsverhalten der Grünen beim Bundestagsbeschluss über das Afghanistanmandat?
Mit 9 Toten, 22 Überlebenden und 34 schwerverletzten SoldatInnen wäre also rechnerisch die Haltung der Partei formerly-known as Friedensbewegung in Fleisch und Blut übersetzt. Es wird schlimmer kommen. Es bleibt ein Ruhmesblatt eines Sozialdemokraten, dass Karl Liebknecht im Ersten Weltkrieg als Einziger gegen die Kriegskredite zu stimmen wagte. Nachdem er einer früheren Abstimmung ferngeblieben war, also sich enthalten hatte. Und obgleich er postwendend unter Bruch seiner Immunität an die Front geschickt wurde. Immerhin fanden sich nun bei SPD und Grünen Einzelne, die den vaterlandslosen Gesellen als Weltbürger der Zukunft erkannt haben. Und beide Parteien haben hinreichend dargelegt: Dieser Formeltext wird bereits vor Abstimmung als Kriegsfortsetzung Guttenbergs, als Abzugssignal Westerwelles und als großes Weiß-ich-auch-nicht-so-genau für alle anderen gelesen. Rein formell: Zu einem Nichttext kann man nur eine Nichtmeinung haben. Das Abstimmungsergebnis des Parlaments: 72,5 Prozent dafür. Die Meinung der Bevölkerung in Umfragen: 70 Prozent dagegen. So geht Politikverachtung.
FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.
Unruhen in Tunesien, Ägypten, Jemen. Israel wird nervös. Braucht das Land ringsum Diktaturen, um zu überleben?
Schon diesseits der Interessen Israels wäre der Eindruck verheerend, dass wir was gegen Diktaturen haben, die nicht ordentlich funktionieren. Am Beispiel Algeriens aus den Neunzigern: So lange wählen lassen, bis keine islamischen Parteien mehr drankommen, war damals moralisch verwerflich und ist heute pragmatisch Unsinn. Man wird sich an eine Idee "islamisch-demokratischer Parteien" gewöhnen müssen, die sollen ja auch mit einer "Christ-demokratischen" reden. Auch nicht einfach!
Während der erneuten Demo gegen Stuttgart 21 hat die CDU Baden-Württemberg am Samstag ihr Wahlprogramm beschlossen. Was müssen die Konservativen beschließen, um die Grünen zu schlagen?
Nichts. Sie präsentieren sich als die Dagegen-dagegen-Partei und hoffen, dass das irgendwie Plus gibt. Claudia Roth ist unpatriotisch, das grüne Familienbild polygam und Sozi-Länder kriegen kein Geld mehr - Mappus' Rede ist ein gelungener Versuch, starkdeutschen Fußgeruch zu verbalisieren. Merkel hat die Landtagswahl zur "Volksabstimmung über Stuttgart 21" erklärt, sich auf die Seite der Obrigkeitsdeutschen geschlagen. Sie sollen in Baden-Württemberg ihr Freilandmuseum bekommen, während anderswo vaterlandslos rumgevögelt wird. Wo wollen wir leben?
Länderableger von Abgeordnetenwatch und Wahl-o-mat starten. Stärkt das Netz die Demokratie?
Es schwächt den Alleinvertretungsanspruch der Parteien, das haben die sich erbettelt.
Die Ökoweisen haben ihren Bericht vorgelegt: Solarförderungen kürzen, Laufzeiten nicht verlängern. Kann der Bericht überhaupt was bewirken?
Wir haben uns hier für eine Solarthermie, also Warmwassererzeugung entschieden, weil uns alle Fachhändler schon vorab warnten: Der Fotovoltaik werde die Förderung abgedreht. Na ja, als das Auto erfunden wurde, gab es in Frankreich ein Gesetz, vor jedem dieser gefährlichen Biester müsse ein Fußgänger mit einer warnenden roten Fahne einherschreiten. Was die neue Technologie mal gleich auf maximal 6 km/h drosselte. Auch clever. Die Energieversorger unter Druck zu setzen, ihre happigen Preise in Netze zu investieren, die nicht mehr beim ersten Schneefall kollabieren, finde ich plausibel. Und der größte Feind des Netzes ist die verbrauchsnahe Stromerzeugung, etwa mit kleinen Blockheizkraftwerken.
Guttenbergs Reformministerium kann die Sparziele nicht halten. Wird Schäuble ihn rasieren?
Erst schleift Guttenberg die Wehrpflicht mit dem Argument, nur so erreiche er die Sparziele. Nun hat er seine Profikillertruppe beisammen und erreicht sie trotzdem nicht. Sind wir schon doof genug für eine Monarchie?
Was machen die Borussen?
Liebe Schalker! Kagawa ist verletzt, Subotic gesperrt, wir haben nur doppelt so viele Punkte wie ihr - kommt doch mal vorbei! Traut euch! Wir sind echte Sportsleute und wollen doch vor allem ein schönes Spiel sehen! Na ja … so gesehen … wollt ihr die drei Punkte vielleicht lieber faxen?
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