Kommentar Deutsche Islamkonferenz: Ein schwieriger Gastgeber
Die Deutsche Islamkonferenz verfolgt ein wichtiges Ziel. Nur sind die Erfolgsaussichten unter einem Innenminister Seehofer leider zweifelhaft.
A n der Realität vorbei. Zu viele konservative Verbände, die zu wenige muslimische Menschen in Deutschland repräsentieren. So lautete in den vergangenen Jahren die Kritik an der Deutschen Islamkonferenz (DIK). In diesem Jahr will das Bundesinnenministerium (BMI) es besser machen. In der vierten Islamkonferenz soll es unter der Überschrift „Muslime in Deutschland – deutsche Muslime“ darum gehen, „wie das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen im Alltag und in der Nachbarschaft ganz praktisch gelingt“.
Anders als in der Vergangenheit sollen diesmal aber nicht nur die großen Islamverbände wie Ditib oder der Zentralrat der Muslime (ZDM) dabei sein. Nur etwa 25 Prozent der mehr als 4 Millionen Muslim*innen in Deutschland fühlen sich von ihnen repräsentiert. Deswegen sollen in diesem Jahr auch nicht-organisierte Einzelpersonen und verbandsunabhängige Initiativen mitdiskutieren.
Das ist ein wichtiger Schritt – auch, wenn wohl nie alle Beteiligten mit der Zusammensetzung der DIK zufrieden sein werden. Und auch ein Dialog darüber, wie ein „deutscher Islam“ aussehen könnte, ist ein hehres Ziel.
Die Erfolgsaussichten sind allerdings begrenzt. Das liegt nicht daran, dass die Muslim*innen sich einer solchen Diskussion verweigern würden. Wie wütend es viele macht, dass sie bis heute als „Deutsche auf Bewährung“ gesehen werden, hat nicht zuletzt die Debatte um Mesut Özil gezeigt.
Alle auf eine Linie zu bringen, ist unmöglich
Das Problem liegt anderswo. Zum einen gibt es „den Islam“ nicht. Es gibt zig unterschiedliche Glaubenrichtungen im Islam, die sich wiederum je nach Land ungemein unterscheiden – Sunnit*innen in der Türkei leben ihre Religion anders als jene in Syrien. In Deutschland kommen diese Gruppen alle zusammen, mit der jüngsten Einwanderung aus arabischen Ländern hat sich die Zusammensetzung noch mal diversifiziert.
Das erkennt die DIK in ihrer diesjährigen Zusammensetzung immerhin an. Doch diese Menschen alle auf eine Linie bringen zu wollen ist nicht nur unmöglich, sondern wäre auch übergriffig.
Das nächste Problem heißt: Horst Seehofer. Der Innenminister hat direkt zu Amtsantritt verkündet, der Islam gehöre nicht zu Deutschland – die hier lebenden Muslim*innen aber schon. Wie er diese zwei Aussagen logisch zusammenbringt, sei dahingestellt: Viele Menschen nehmen ihm diesen Satz – zu Recht – sehr übel.
Diese Menschen aber sind es, die den Islam oder die Islame in Deutschland ausmachen. Dass also unter einem Gastgeber, der die Zugehörigkeit einer Religion zu diesem Land verneint, zielführend und empathisch über mehr Zugehörigkeit diskutiert werden kann – das ist zu bezweifeln.
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