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Kommentar Departementswahlen in FrankreichLa Grande Nation wählt rechts

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Nicht der FN, sondern die UMP erobert die Departements. Die Sozialisten reden sich die Verluste schön. Dabei ist der Rechtsruck keine vorübergehende Sache.

Nichts hat er verstanden, der Ex-Präsident Nicolas Sarkozy. Bild: reuters

D er rechtsextreme Front National (FN) von Marine Le Pen kann sich bei den Departementswahlen nicht damit brüsten, die stärkste Partei Frankreichs zu sein. Statt 30 erhielten sie „bloß“ 25 Prozent. Das ist kein Grund zur Entwarnung und relativiert in keiner Weise den Vormarsch des FN, der am nächsten Sonntag in hunderten von Wahlkreisen, meistens auf Kosten der gespaltenen Linken, zu Stichwahlen antreten und dabei viele Sitze, wenn nicht sogar das eine oder andere Departement erobern wird.

Lange hatte man sich in Frankreich damit beruhigt, dass die Rechtsextremisten in einigen wenigen Hochburgen spektakuläre Resultate erzielen konnten. Bleibende Schäden würden sie schon nicht anrichten. Die bürgerlichen Parteien betrachteten die Wähler und Wählerinnen ein wenig wie laut schreiende ungezogene Kinder.

„Das wird ihnen schon vergehen“, hoffte man. Doch jetzt zeigt sich, dass der FN überall im Land (und in den Köpfen) Wurzeln gefasst hat. Der Rechtsruck in Frankreich ist keine vorübergehende Sache.

Die Sozialisten betonten am Wahlabend, dass der FN immerhin nicht den großen Sieg errungen habe. Das ist ein schwacher Trost angesichts der massiven Verluste, und vor allem eine Ausrede, um das eigene Versagen zu verdrängen.

Eindeutiger Sieger nun ist die bürgerliche Rechte. Die konservative UMP erobert die meisten Regionen zurück, welche sie in den vergangenen Jahren an die Linke verloren hatte. Selbstherrlich wie eh und je biederte sich UMP-Chef Nicolas Sarkozy an die Ultrarechten an: „Den FN-Wählern sage ich: Wir verstehen eure Wut.“ Und fügt hinzu, dass der FN und die extreme Linke das gleiche Programm hätten. Er hat noch immer nichts verstanden.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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4 Kommentare

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  • Die französische Aufklärung und Revolution von 1789 ist für die treubrave kapital-französische Bürger-Mehrheit bereits Geschichte!

  • Sarkozy versteht sehr wohl. Den Unverstand der französischen "Linken" und die Verblendung der Wählerschaft en gros zu nützen.

    • @Ardaga:

      Nicht die Linken haben in Frankreich den Karren in den Dreck gefahren, sondern Sarkozy höchstpersönlich.

      Bezüglich Wirtschaft, Immigration etc. pp. Komplettversagen.

      Aber der Mann interessiert sich bekanntlich mehr für Models als für die das Land

      • @Kaboom:

        Der ungesunde und bescheiden begabte Karriere-Clown Sarkozy hat nicht die Kraft einen Staatskarren auf solo in den Morast zu führen und ihn dort zu begraben.

         

        Chauvinismus, (neo)kolonialer Militarismus und feiste Korruption waren und sind eine Konstante in der franz. Politik. Auch unter und mit Mitterrand. Und den („Euro“-)„Kommunisten“.

        Die Schuld für den Karren im Dreck immer nur einer Gruppe (jener mit dem Label rechts bzw. bürgerlich) zuschreiben zu wollen ist zweierlei:

         

        a) Blindheit, gewollt oder nicht, auf einem Auge;

        b) Das Unvermögen oder –wollen, zu erkennen, dass es eine (staatstragende statt staats- und drittstaatenplündernde, vor allem in Afrika) „Linke“ AUCH in Frankreich schon lange nicht mehr gibt.