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Kommentar CO2-Grenzwerte für AutosEU zwingt Autokonzerne zur Zukunft

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die EU verschärft CO2-Grenzwerte für Pkws. Nun müssen Europas Autokonzerne den Rückstand zur Konkurrenz aus Asien aufholen.

Tanken per Kabel: Elektroauto Foto: dpa

P ositive Überraschungen sind in der Klimapolitik derzeit selten. Die Entscheidung der EU, auf Druck des Europäischen Parlaments die CO2-Grenzwerte für Pkws bis 2030 stärker zu verschärfen als bisher vorgesehen, macht aber Mut. Zwar reicht auch der neue Grenzwert bei Weitem nicht, um die Klimabilanz des Verkehrs so zu verbessern, wie es zur Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens nötig wäre. Doch die EU-Entscheidung dürfte immerhin die Umstellung der Autoindus­trie zu emissionsarmen Antrieben stark beschleunigen.

Mit der beschlossenen Absenkung des zulässigen CO2-Ausstoßes um 37,5 Prozent von 2021 bis 2030 ist endgültig klar, dass alle Hersteller künftig auf Elektroautos setzen müssen. Denn allein mit Verbesserungen am Verbrennungsmotor ist dieser Wert nicht zu schaffen. Und einfach die Strafen für eine Überschreitung der Grenzwerte zu zahlen, wird sich kein Hersteller auf Dauer leisten können. Die Elektroautos werden also im Massenmarkt ankommen müssen, und zwar schneller als derzeit geplant.

Wenn diese Entwicklung erst einmal Fahrt aufnimmt, dürfte sie sich zudem von selbst weiter beschleunigen. Mit den steigenden Produktionszahlen sinken die Kosten der Elektroautos, sodass sie finanziell immer interessanter werden. Mit der steigenden Verbreitung werden sich die Vorteile bei Verbrauch und Wartung immer weiter herumsprechen, die die sparsamen Elektrofahrzeuge auch für die VerbraucherInnen zu einem Gewinn machen. Sofern der Staat – etwa mit einer CO2-Steuer – endlich die richtigen Anreize setzt. Zudem muss sich durch wachsende Nachfrage zwangsläufig auch die Lade-Infrastruktur ver­bessern, die derzeit für AutonutzerInnen ohne eigene Garage noch ein echtes Problem darstellen kann, das einen Umstieg derzeit verhindert.

Mit ihrer Kritik, dass es bei der Verfügbarkeit von Ladesäulen in vielen Ländern noch gewaltige Defizite gibt, hat die Autoindustrie darum völlig recht. Hier ist die Politik gefordert, jetzt schnell die Rahmenbedingungen zu schaffen, die notwendig sind, um das von ihr festgesetzte Ziel erreichen zu können. Davon abgesehen ist das Gejammer der Autolobby über den EU-Kompromiss, der an ähnliche Untergangsszenarien bei der Einführung von Katalysator und Diesel-Filter erinnert, aber unberechtigt.

Statt sich zu beklagen, sollten VW, Daimler und Co. der europäischen Politik dankbar sein. Denn diese zwingt sie, sich endlich auf den Weg in die Zukunft zu machen. In vielen Regionen werden Verbrennungsmotoren in absehbarer Zeit verboten oder Quoten für Null-Emissionsfahrzeuge eingeführt – etwa im Wachstumsmarkt China. Wenn die Europäer auf Druck der EU nun endlich den Rückstand zu ihrer asiatischen Konkurrenz aufholen müssen, trägt das darum nicht zu ihrem Untergang bei, wie die Branche klagt. Sondern es sichert ihre Zukunftsfähigkeit.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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15 Kommentare

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  • Die Zukunft gehört Wasserstoff-betriebene Brennstoffzellen-Fahrzeuge (FCHV = FuelCell Hybrid Vehicle), die schon jetzt ihren Siegeszug im öffentlichen Nahverkehr beginnen:



    de.wikipedia.org/wiki/Hydrail - Bahnverkehr mit Brennstoffzellen



    emobilitaet.online...fzellen-caetanobus - Toyota FCHV-Bus "SORA" + Lizenzfertigung



    edison.handelsblat...ampf/21180928.html - Übersicht: Bussse mit Brennstoffzellen & Batterien (28.04.18)

    Der zunehmende Einsatz von FCHV-Bussen bringt die nötige Wasserstoff-Infrastruktur in die Städte + in Massen-Fertigung preisgünstige Brennstoffzellen auch für Privat-PKW + Eigenheim-Beheizung:



    www.energie-expert...g/heizgeraete.html - Marktübersicht: stromerzeugende Brennstoffzellen-Heizungen (Mikro-BHKW)



    de.wikipedia.org/wiki/Hyundai_Nexo "FuelCell SUV in Serie ab 2018"

    Schon ab 2025 dürften Elektro-Fahrzeuge mit Batterie-Technik & elektrischer Lade-Infrastruktur überholt werden durch uneingeschränkte Reichweite von Brennstoffzellen-Fahrzeugen + Wasserstoff-Tankstellen.



    Neben einer Massen-Fertigung von Brennstoffzellen (möglichst auch in Deutschland) muss diesem Wachstumsmotor der Weg geebnet werden mit dem zügigen Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoff-Industrie mit Vertriebsnetz, Zapfsäulen & LOHC-Speicherung...



    www.faz.net/-15853793.html - Chinesen bauen Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland (24.10.18)



    www.dwv-info.de/wi...ssen/publikationen - Wasserstoff-Wirtschaft & Brennstoffzellen: Infos + WWW-Links



    www.dwv-info.de/of...egionalentwicklung - Empfehlungen des Deutschen Wasserstoff- & Brennstoffzellen-Verbandes (DWV, 28.06.18)

  • "Die Elektroautos werden also im Massenmarkt ankommen müssen, und zwar schneller als derzeit geplant"

    ich hatte gute paar Jahre einen Nachtjob auf der grünen Wiese, wo nach 20 Uhr kein öff. Verkehr stattfindet. Anfang war so 23.00 bis 1.00 Uhr. Da war auch eine alleinerziehende Mutter, die sich gerade ein Auto für 1.000-1.500 Euro leisten konnte. Wie lange dauert's bis der "Massenmarkt" sie erreicht?

  • "Die Elektroautos werden also im Massenmarkt ankommen müssen, und zwar schneller als derzeit geplant"



    Massenmarkt heißt dann aber auch daß zukünftig die Städe dann eben mit E-Autos verstopft werden. In den Städten fahren nun mal die meisten Autos, obwohl man gerade hier gar kein Auto braucht.



    Technokratissch verklärt einfach Benziner durch E-Autos zu ersetzen und das dann Klimaschutz nennen ist schon mehr als ein Hohn.



    Es wird viel zu wenig in der Politik, bei der Bevölkerung und in der Presse davon gesprochen daß allein die massive Reduzierung des Autoverkehrs insbesondere in den Städten nicht nur klimapolitisch, sondern auch in Sachen Verkehrssicherheit, Recourcenschonung und Zurückgewinnung von öffentlichem Raum zwingend notwendig ist.



    Aber genauso geschwiegen wird über den genauso großen Klimakiller wie Verbrennungsmotoren, die Fleisch- und Milchproduktion.



    Aber die Tyrranei der Gewohnheit, gepaart mit träger Bequemlichkeit, läßt unseren Verstand bezüglich Reduzierung von Autofahren und Tierkonsum erkalten.



    So wird es nix mit Klimaschutz. Das sollte sich auch der Konsument ganz klar vor Augen halten !

    • @Traverso:

      Gute Anmerkung: Ganzheitlich gedachte Verkehrswende sollte vor allem auf Radverkehr, ÖV & effiziente Logistik setzen sowie generell auf Verkehrsvermeidung, was schon mit Arbeitsplatz-nahem Wohnraum für bezahlbarer Miete anfängt.



      Leider nehmen die meisten Kommunen die Förderung des Radverkehrs noch immer nicht ernst genug (inkl. kleiner Aufmerksamkeiten wie Abstellplätze mit Regendach an Schulen, Behörden & Bahnhöfen): Unter "ferner liefen..." bleiben Verkehrsraum, Finanz- und Planungsmittel zum Ausbau der Radverkehrs-Infrastruktur lächerlich niedrig, verglichen z.B. mit riesigen Investitionen für Schnellstraßen, Umfahrungen, Parkhäuser & Leitsysteme etc. für einen überbordenden PKW-Verkehr, der unsere Innenstädte so verstopft, dass Radfahren dann kaum noch Spaß macht...

  • Ich kann den Enthusiasmus für das e-Auto nicht teilen. Statt der Autos pusten dann die Kraftwerke das CO2 in die Luft. Die Regenerativen sind zwar auf dem Vormarsch, aber haben immer noch große Probleme alleine mit einer zuverlässigen Stromversorgung. Wenn man da zusätzlich noch 10 Mio Kfz versorgen soll, dann steigt der Ressourcenverbrauch für all die Kraftwerke, Leitungen, Batterien, Puffer etc, dass keine CO2 Einsparung zu erwarten ist. Die Reduzierung des CO2 Ausstosses ist gut, aber die Lösung kann nur in einer Verringerung des Individualverkehrs liegen. Das bedingt allerdings, dass die DB endlich ihre Aufgabe des zuverlässigen Personen- und Warentransports wahrnimmt, und auch der Zubringerverkehr zu den Fernbahnhöfen wieder funktioniert.

    • @Martin_25:

      Und die Züge fährt mit gutem Willen und ganz viel Liebe oder wie?

      Elektroautos sind perfekt, weil Sie immer dann geladen werden können, wenn der Strom im Überfluss zur Verfügung steht; für die Bahn bräuchte es ja auch große Mengen Pufferbatterien, wenn diese 100% regenerativ angetrieben werden soll.

  • Weltweit fahren zur Zeit rund 900 Millionen Verbrenner auf den Straßen. Wenn in den nächsten 10 bis 30 Jahren 100 oder 200 Millionen E-Mobile in den reichen Industriestaaten und eventuell China hinzu kämen bzw. Verbrenner ersetzt und nicht nur als Zweiwagen hinzukommen, bleibt die E-Mobilität eine zusätzliche und parallele Technologie nebst Infrastruktur.

    Die erforderliche Infrastruktur; die Fahrzeugfabriken, Akku-fabriken, die speziellen Recyclingverfahren, die zusätzlichen Trafohäuschen und Ladestationen in Gebäuden, die Anpassung der Leitungsquerschnitte, die damit einher gehenden Kostensteigerungen für Bauherren (ergänzende Planung) die Anpassung der Grundsteuern für Immobilien/Mieten und mehr, muss man einfach ausblenden, wenn man in eindimensionalem und technologiegläubigen Denken verhaftet ist. Denn all das ist NICHT klimaneutral und NICHT ohne zusätzlichen CO2 Ausstoß zu haben. Einsparziele bis 2050 müssen in diesem Denken ausgeschlossen bleiben, um halbwegs rational pro E-Mobilität reden zu können.

    Der globale Energiemix ist schon heute eine Katastrophe, deren Folgen durch E-Mobilität NICHT reduziert wird. Im Gegenteil. Energie muss für sie auf der billigsten Basis (Kohle) verfügbar bleiben. Ist eine BEDINGUNG, die auch nicht durch den weiteren expansiven Ausbau der Erneuerbaren kompensiert werden kann, die auch nicht ohne CO2 Ausstoß herstellbar sind! Gespart wird erst später.

    Alte und fahrtüchtige Verbrenner werden möglicherweise durch E-Mobile ersetzt, aber nicht verschrottet, sondern dorthin exportiert, wo man sich die E-Infrastruktur nicht leisten kann/will. Wie es heute schon passiert, Richtung Afrika oder Ost-Europa.

    Kleine, leichtere und leistungsärmere Fahrzeuge wären die einzige Möglichkeit, sofort und bis 2050 CO2 einzusparen. Alles andere ist "Kopf in den Sand" Ideologie und Wirtschaftsförderung!

    • 9G
      91751 (Profil gelöscht)
      @Drabiniok Dieter:

      Ich wage auch zu bezweifeln, dass E-Autos eine nachhaltige Lösung sind: Für 1-5 Personen schon allein ~1-2t Material (+Herstellung) zu Verbrauchen, zuzüglich die (elektrische) Infrastruktur...

      Würde man mal ein paar Milliarden aufbringen um ein Hochgeschwindigkeitsnetz (450-550km/h) durch Europa zu bauen könnte man die Reisezeit von Autos locker schlagen und die Anzahl der Kurzstreckenflüge zB nach Spanien deutlich verringern. E-Busse für die Stadt etc. wären natürlich ergänzend praktisch. Wäre natürlich sehr teuer, aber auf lange Sicht für Umwelt und Reisende ein gewinn.

      • @91751 (Profil gelöscht):

        Leider ist das Hochgeschwindigkeitsnetzt bei den D Rahmenbedingungen eines nicht funktionierenden Nahverkehrs auch keine Lösung. 2-3 h zum nächsten Fernbahnhof entspricht vielfach der gesamten Reisezeit mit dem Auto.

    • @Drabiniok Dieter:

      "Kleine, leichtere und leistungsärmere Fahrzeuge"... Wenn man das auf die Spitze treibt, dann gelangt man entweder zum Pedelec oder aber zu gar keinen motorisierten Fahrzeug - jedenfalls keins für den Individualverkehr. Denkt man diesen Gedankengang zu Ende, so landet man unweigerlich beim so überaus notwendigen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zu Lasten des Individualverkehrs. Dies hätte in den Städten im übrigen zusätzlich den Effekt, dass durch die Verdrängung des Pkw aus den Städten diese als Lebensraum umso attraktiver werden und der Drang zum Wohnen im Grünen außerhalb der Stadt vermindert wird, wodurch die Anzahl der gefahrenen Kilometer der Pendler sich reduzieren würde.

      • @Daniel Roß:

        "durch die Verdrängung des Pkw aus den Städten diese als Lebensraum umso attraktiver werden und der Drang zum Wohnen im Grünen außerhalb der Stadt vermindert wird, wodurch die Anzahl der gefahrenen Kilometer der Pendler sich reduzieren würde."

        Ich glaube, die allermeisten Pendler wohnen nicht wegen des "Drang zum Wohnen im Grünen" außerhalb der Stadt, sondern wegen der unbezahlbaren Mieten.

  • " Sofern der Staat – etwa mit einer CO2-Steuer – endlich die richtigen Anreize setzt. Zudem muss sich durch wachsende Nachfrage zwangsläufig auch die Lade-Infrastruktur ver­bessern..."

    Wäre es nicht besser, aktiv in die Infrastruktur zu investieren, satt Steuern zu erheben und zu hoffen, dass es der Markt schon richten wird?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Naja, vermutlich geht es doch bei der CO2-Steuer nur wieder darum, wieder einen Vorwand für eine neue Einnahmequelle für Vater Staat zu schaffen, mit der man dann ganz viele tolle Flughäfen, unterirdische Bahnhöfe und Elbphilharmonien finanzieren kann.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Richtig, aber das würde ja bedeuten Verantwortung zu übernehmen, und über die verscheidenen Lösungen nachzudenken. Bei einer Steuer hat man immer eine Entschuldigung wenns nicht so geklappt hat.

      • @Martin_25:

        ...und man kann sie ewig erheben.