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Kommentar Brexit und EUEs lebe die Republik!

Kommentar von Ulrike Guérot

Der Brexit ist ein Weckruf. Europa sollte endlich aufhören, nur eine Union zu sein. Es muss zu einer echten Republik der Bürger werden.

Hat Europa eine Zukunft? Ja, meinen Mitglieder politischer Jugenorganisationen und demonstrieren am Freitag in Berlin Foto: dpa

D ie Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die EU ist kaputt. Höchste Zeit, Europa neu zu denken. Es gibt zwei unangenehme Wahrheiten. Zum einen sind es nicht nur die Briten, die die Nase voll von der Europäischen Union haben, Marine Le Pen und Geert Wilders stehen schon in den Startlöchern. Zum anderen haben die sogenannten Populisten einfach recht, wenn sie, wie Nigel Farage in seiner ersten Reaktion auf das Ergebnis, anführen, dass dies ein Bürgerprotest gegen ein undemokratisches System sei. Denn genau das ist die EU: ein politisches System, das den Mindeststandards dafür, wie eine Demokratie zu organisieren ist, nicht genügt.

Und wie reagieren EU-Vertreter darauf? Mit Durchhalteparolen, trockenen Binnenmarktargumenten und dem Verweis darauf, dass der Brexit primär „nur“ ein britisches Problem sei. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache. Die Börsen europaweit rutschen ab, der Euro ist auf Tiefflug, die Menschen sind stark verunsichert. Beim Brexit sitzen alle in einem Boot – der Kontinent und ganz besonders die EU werden sich von den Folgen nicht frei machen können.

Wer jetzt noch nicht kapiert hat, dass Europa und seine Demokratie den Neustart braucht, der hat von den Krisen der letzten Jahre – von denen Brexit nur der jüngste Auswuchs ist – wirklich nichts verstanden.

Das große Problem der gegenwärtigen Demokratie ist die Krise der Repräsentation. Die Bürger Europas sind schlichtweg nicht der Souverän des politischen Systems. Im Maastrichter Vertrag wurde geregelt, dass die EU zugleich Bürgerunion und Staatenunion ist. De facto ist die EU aber nur Staaten- und keine Bürgerunion. Und die EU-Bürgerschaft ist keine unmittelbare, sondern nur eine nachgeordnete. Sie ist an die jeweilige Staatsbürgerschaft gekoppelt. Anders formuliert: In der jetzigen EU zählen nur die Staaten. Ihre Regierungen entscheiden im Europäischen Rat, und gegen diese Ratsentscheidungen kann das Europaparlament, das ohnehin kein Legislativrecht hat, praktisch nichts tun.

In jeder normalen Demokratie westlicher Prägung können die ­Bürger opponieren und eine Regierung abwählen. In der EU können sie das nicht. Trotzdem entscheidet die EU über viele Dinge, die sich un­mittelbar auf den Lebensalltag auswirken.

Gleiche soziale Rechte für alle

Wenn wir die EU nicht abwickeln wollen, brauchen wir eine Demokratie, die das Prinzip der Gewaltenteilung endlich ernst nimmt und den allgemeinen Grundsatz der politischen Gleichheit respektiert. Das heißt, die Bürger sind gleich vor dem Recht, bei Wahlen, bei Steuern und beim Zugang zu sozialen Rechten.

Cicero spricht in seiner Definition der Republik von ­ius aequum. Daraus ergäbe sich zum einen ein komplett neu gestalteter europäischer Parlamentarismus, der dem Prinzip „Eine Person, eine Stimme“ genügen würde. Dann wäre es nicht mehr möglich, die Bürger Europas dauernd gegeneinander auszuspielen, während die Unternehmen fröhliches Steuer- und ­Lohnshopping betreiben. Aus dem gleichen Zugang zu sozialen Rechten ergäbe sich schließlich eine euro­päische Arbeitslosenversicherung, die das soziale Desaster in Südeuropa infolge der Eurokrise verhindert hätte.

Wann immer sich Bürger zu einem politischen Projekt zusammengeschlossen haben, haben sie eine Republik gegründet. Keines der alten Traktate verlangt dabei, dass es dafür ein „nationales Staatsvolk“ geben müsse. Der Begriff der Republik ist damit die perfekte Gussform für ein politisches Emanzipationsprojekt in Europa auf der Grundlage des allgemeinen politischen Gleichheitsgrundsatzes. Wenn 1789 „Gleichheit jenseits von Klassen“ die Forderung war, dann geht es heute in Europa – ohne Blut und Gewalt, sondern mit Sinn und Verstand – um die Gleichheit der europäischen Bürger „jenseits von Nationen“.

Die Zeit für echte Demokratie in Europa ist gekommen. Zeit für die Europäische Republik!

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38 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Die EU hat schon lange zwei Probleme.

    Für das eine (demokratieferne Intransparenz) steht Brüssel, für das andere (angebliche Alternativlosigkeit) Berlin.

    Dass die 6 Außenminister der Gründerstaaten zusammenkamen, lässt auf eine Rückbesinnung auf die europäischen Werte und Visionen hoffen.

    Merkel sollte mal ein paar Wochen den Mund zu diesem Themenkomplex halten, von dem sie mMn nichts versteht.

  • "Steuer- und Lohnshopping" anstatt -dumping? Unangebrachte Zitate längst gegessener Momente aus der verlogenen Menschheitsgeschichte? Unsinnig gewordene Durchhalteparolen an ein imaginäres "wir"? Ein Appell für eine fiktive, aussichtslose Neuordnung eines längst im Sumpf der Korruption versunkenes, abgewirtschaftetes politisches System? Angela Merkel, du bist enttarnt!

  • Eine Demokratisierung wird es in Europa nicht kampflos geben. Zu gut geht es den Bankstern, Politikclowns und betrügerischen Managern. Die werden Ihre Macht bestimmt nicht abgeben wollen. Und wie man sehr deutlich sieht, glaubt kaum noch jemand an die Integrität der etablierten Parteien und der Medien.

  • Die Autorin stellte richtig fest, dass es in der EU keine demokratischen Strukturen gibt. Mir ist allerdings nicht ganz klar, ob Sie nun eine Republik oder eine Demokratie haben möchte. Beides geht nicht.

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Klügeres über Europa ist derzeit nicht zu haben. Gut investierte Zeit: https://www.youtube.com/watch?v=51Nvi_1-DBs

    • @24636 (Profil gelöscht):

      Hm... Sicher schlauer als vieles, was bisher zu diesem Thema gesagt wurde. Die komplette Ablehnung plebiszitärer Elemente stört mich allerdings, zumal Frau Guérot sie nur aus ihrer Sicht als Historikerin begründet. Eine „Regierung der Straße“, wie sie es nennt, gibt es im Zeitalter des Internet nicht mehr. Und wir sehen bei unseren Nachbarn, daß der Souverän durchaus verantwortungsvoll mit Macht umgehen kann:

      „Die einzige Demokratie, die ich kenne, ist die schweizerische. Sie ist nicht perfekt. Aber sie ist die einzige, in der eine gewisse Korrelation zwischen dem Willen des Volkes und der eigentlichen Politik besteht. (…) Ich muss den Schweizer Bürgern sagen: Sie müssen für den Erhalt der Schweizer direkten Demokratie kämpfen. Das ist nicht nur für Sie, das ist auch ein Modell für die Welt.“

      (Alfred de Zayas, US-amerikanischer Völkerrechtler, UN-Sonderberichterstatter für die Förderung einer demokratischen und gerechten internationalen Ordnung 2013)

  • Ich glaube nicht, dass eine europäische Nation von der Mehrheit der Europäer gewollt ist. Was wir jetzt haben, ist weder Fisch noch Fleisch. Europäische Freihandelszone plus Reisefreiheit sind wohl die einzigen gemeinsamen Nenner. Der Rest ist falsche Moral, Schwärmerei, schwer zu vermittelnde Solidarität, Wasserkopfpolitik und falsche Sicherheitserwartungen. Und wer hier Länder-Nationalismus befürchtet: Ich stelle mir gerade einen europäischen Nationalismus vor, wenn Afrika in noch größere Schwierigkeiten als jetzt schon sind, steckt.

    Der Anspruch, Europa muss groß sein, egal wie, kommt wohl aus einer Zeit, als jedes der Staaten darin für sich mal größer war und im Angesicht der großen Wirtschaftsräume USA und China kommt da jetzt ein postkolonialer Minderwertigkeitskomplex auf.

    Nee, eine USA wird wohl EU nie werden, und die haben schon Probleme mit ihrem Patriotismussch....ß samt Kriege die Nation am Leben zu erhalten.

    Für mich gibt´s nicht mal ne deutsche.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Für die Jüngeren im Forum:

      Vor ungefähr fünfzig Jahren klebte an jedem Auto neben dem Nationalitätskennzeichen D noch ein etwas bunterer Aufkleber (= Sticker) mit den Buchstaben EU (= Europe unie), allgegenwärtiger Ausdruck der enthusiastischen Stimmung jener Tage.

  • Eine europäische Republik?

    Naja - viel Glück dabei, wir reden weiter wenn das nächste Volk sagt das sie bei dem Scheiß nicht mitmachen.

  • Statt zu befürchten sollte sich Herr Juncker, Frau Merkel, Herr Hollande und viele andere Politiker mal Gedanken machen ob ihr Methodik und Sichtweise die richtige ist.

     

    Statt weiterhin Wortakrobatik zu betreiben sollten o. a. Personen schnelle, konsequente, gemeinschaftsorientierte, demokratische Wege vorbereiten.

     

    Alleine schon das Wetter und das Klima stehen kopf.

    Was wurde bis dato für kurzfristige Lösungen beschlossen ? - Nichts !

     

    Gerne nehme ich an dieser Stelle ein indianisches Wort der Cree auf "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann."

  • Die meißten Menschen gerade in D haben auch zu wenig Selbstbewusstsein. Da der Staat autoritär ist!

     

    Auch die Kirche hat eine große Mitschuld. Da diese die Menschen arm hält, verdummt und die Naivität der Menschen ausnutzt. Auch hier müsste endlich mal wirklich Kirche und Staat entflechtet und wie in Frankreich wirklich nur von Spenden leben!! Gerade D subventioniert mit Unmengen an Geld die Kirche. Deswegen ist diese auch immer beim Plündern Europas, nichts anders haben wir mit dieser EU! dabei. Deswegen wurde wie damals bei den Nazis der Packt mit der Kirche geschlossen.

     

    Und wenn ich hier lese, dass man Politiker als alleinige Ursacher für das Desaster verantworltich macht, frage ich mich, warum D keine Selbstverantwortung übernehmen!!!

     

    Auch die Linke ist leider für mich nicht wählbar! Da sie nichts wirkjlich verändern will.

     

    Auch die Parteien gehören endlich entsorgt!! Die Linke nennt sich Links und nimmt die wahren Linken wie Rosa Luxemburg gar nicht ernst?! Auch Marx?!

     

    Wie verlogen ist das denn nur?

     

    Jetzt bin ich mal gespannt, ob meine Kommentare hier zugelassen werden.

     

    Letztendlich muß ein anderes Geldsystem her!!!! Da deswegen sich IMMER einer verschulden muß!!

     

    Leider hat eine kleine "Elite" bereits über Jahrhunderte soviel Macht angehäuft, dass dieses wohl nur durch einen erneuten Krieg beendet werden könnte.

     

    Die Menschheit ist unendlich DUMM!! Besonders die Mitte!!

  • Nach dem Kriege erlebte Europa einen kurzen, glanzvollen Höhepunkt, der nur wenige Jahrzehnte andeuerte. Es war ein Höhepunkt in jeder Hinsicht: Geist und Intellekt wurden gepflegt, man hatte erkannt, dass Nationen und Völker aufeinander angewiesen sind und setzte das um, indem man sich gegenseitig half, aufbaute und schützte - heute stellt jeder nur seine Ansprüche und wenn er sie nicht durchsetzen kann, zieht man den Sanktionshammer.

     

    Europa ist am Ende - kaputtgemacht von Merkel, Thatcher, Gauck, Sarkozy, Chirac, Schröder, Berlusconi und weiteren Politdilettanten in höchster Verantwortung.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      [...] Beitrag entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Einen Anstoß in die richtige Richtung könnte die Reaktivierung des Jugendaustausches geben. Ich glaube, die Kids warten schon auf so was.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Schüleraustausch gibt´s schon lange, Auslandsstudium und dergleichen wird heute sehr viel intensiver betrieben als noch vor 30 Jahren. Hat offenbar nichts genützt. Reisen macht Spaß, kann aber politische Aufklärung nicht ersetzen.

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Vor allen Dingen gab es die Einsicht, dass möglichst alle Bevölkerungsgruppen am wachsenden Wohlstand teilhaben sollten. Kurz: Es wurde ein Stück weit Gerechtigkeit und Fairness, auch gegenüber denjenigen, die es nicht nach oben geschafft haben, gelebt. Inzwischen ist allenfalls noch von Chancengerechtigkeit die Rede. Die Putzfrau hat nichts zu erwarten, sie ist ja nur Putzfrau und soll sich ruhig für Hungerlohn und Armutsrente den Körper kaputtschuften. Dafür können irgendwelche soziopathisch veranlagten Halbirren durch Finanzmarktzockerei leistungslos steinreich werden.

      Das derartige Zustände innerhalb von Gesellschaften nicht die Solidarität zwischen den Ländern befördern, ist eigentlich klar.

      • @628 (Profil gelöscht):

        So ist es. Letztlich - das haben auch viele Linke und die allermeisten Arbeiter noch nicht begriffen - wird nur der Einheitslohn für alle eine Gerechtigkeit und Solidarität schaffen können. Man kann vom Geringverdiener nicht erwarten, dass er sich mit den Reichen solidarisiert.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      wie wäre es mal mit Wählerverantwortung?!

  • Die EU als neoliberales Fehlkonstrukt ist nicht länger erhaltenswert. Aber eine Republik Europa braucht es genau so wenig. Europa war nach dem Kriege auf einem guten Weg: Eine große Partnerschaft souveräner Nationen. Das funktionierte, weil die Leute anders gedacht haben als heute, weil sie die Lehren aus zwei verheerenden Kriegen endlich verinnerlicht und begriffen hatten, dass nur ein partnerschaftliches, ja freundschaftliches Miteinander der Völker den Frieden garanttieren kann. Heute sind diese ehemaligen Werte nur noch hohle Phrasen in den Mündern von Politikern, die lediglich den Lobbyisten dienen. Und die Völker beunsinnen sich zurück auf Nationalegoismus und Kulturchauvinismus.

     

    Mit Europa hat vor 25 Jahren auch die gesamte westliche Zivilisation ihren Zenith überschritten - in politischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht. Der Niedergang ist auf allen Ebenen sichtbar.

  • Genau aus diesen beschrieben Gründen sind die Briten aus der EU ausgestiegen und werden noch mehr Länder aussteigen, wenn sie noch mehr nationale Kompetenzen an ein intransparentes Brüssel verlieren. Der Begriff "Solidarität" wird in Europa bevorzugt von den Staaten/Populisten vergewaltigt die möchten, dass andere Länder/Steuerzahler für deren Schulden aufkommen/haften, aber sich die Union ansonsten doch bitte aus allen anderen Belangen heraushalten möchte. Diese Heuchellei hören wir nicht nur aus Griechenland.

    Ein gemeinsamer Markt, mit gemeinsamen Aussengrenzen, freien Binnengrenzen und gemeinsamen Mindeststandards ja, aber ansonsten Abbau der intransparenten brüsseler Bürokratie und Einmischung. Ein Moloch, welches es bich nicht einmal geschafft hat, sich auf EINEN Sitzungsort zu einigen, sondern zwischen Strasburg, Brüssel und Luxemburg pendelt!

  • Ziemlich wirrer Artikel. Die degressive Proportionalität ist in jeder gängigen freien Föderation vorhanden, auch in Deutschland. Und dagegen spricht nichts, denn es dient dem Schutz der kleinen Mitgliedsstaaten.

     

    Die faktische Regierung ist die Kommission. Richtig, sie wird vom Europäischen Parlament gewählt (in einem demokratischen Prozess, u.a. im öffentlichen Grilling, den man Deutschland lange suchen kann und erst recht in der broken democracy Großbritanniens), das sich an den Spitzenkandidaten orientiert. Auch völlig üblich. Semi-präsidiale Systeme wie in der Türkei und in Teilen Frankreichs sind nicht demokratischer. Durch die Fraktionsbildung im EP ist eine Abwahl einer Regierungskoalition auch deutlich einfacher als bspw. in der Konkordanzdemokratie der Schweiz, wo Volksentscheide ein notwendiges Korrektiv sind aufgrund dieser Tatsache. Und es waren gerade die Briten, die die Parlamentsentscheidung nicht hinnehmen wollten und lieber das Hinterzimmer hätten. Daher kann die EU nicht demokratischer sein als es ihre Mitgliedsstaaten sind, da diese im Rat, analog zum US-Senat, eben Bestandteil von (kon-)föderalen Strukturen sind.

     

    Republik Europa schön und gut, aber doch nicht mit so unsachlichen Vorurteilen, die man sonst nur aus ganz anderer Richtung gebetsmühlenartig vorgetragen bekommt.

    • @Verkehrsfritze:

      Ziemlich wirrer Beitrag! Dazu nur dieses: Schon in Ihrem zweiten Satz fällt auf, dass vom "Schutz kleiner Mitglieds -staaten-" die rede ist und eben nicht -"Schutz der Bürger der kleinen Mitgliedsstaaten".

      Und die Nachteile verschidener Systeme aufzuzählen, um die Nachteile des EU-Systems zu rechtfertigen, hilft auch nicht wirklich weiter.

      • @Achim Dräger:

        So wirr finde ich den Beitrag von @Verkehrsfritze gar nicht.

         

        Eventuell ist der "Schutz der Bürger der kleinen Mitgliedsstaaten" in einem System halbwegs souveräner Nationalstaaten letzlich besser verwirklicht als in einer populistischen, nicht mehr zu überblickenden "Superdemokratie" in Brüssel.

         

        Der Austritt GB aus der EU könnte auch das bessere Funktionieren der jetzigen Institutionen befördern indem einfach die Interessengegensetze innerhalb der EU etwas abflachen. Das einseitige eintreten GBs für die Londoner City (Stichwort Steueroasen und Finanztransaktionssteuer), gegen den Ausbau von Arbeitnehmerrechten und das Beharren auf einen extrem eigenständige Außenpolitik waren ja schon mehr als problematisch.

         

        Kurz gesagt: für wilden Aktionismus bei der EU Reform sehe ich keine Notwendigkeit.

  • Vereinigte Staaten von Europa. Ein europäischer Superstaat mit eifrigen EU-Schafen. Ist doch nur oldschool, was Guerot wünscht. Gerade das wurde doch abgewählt. Die Mehrheit will ja gerade das nicht. Wie wäre es mit neuen Ideen, als immer auf den 68er-Baukasten zu beharren, gähn... Wir wissen schon was ihr wollt, aber die Masse hat kein Interesse, habt ihr uns doch auf der Schule beigebracht. So ist's nun mal, liebe Linke. Look at the Wahlergebnisse... Linke dümpeln bei 10%. So, no interest...

    • @Haut's das Blech weg:

      Sehe ich auch so!

       

      Die Linke ist auch nur an Macht und Geld interessiert! Nicht wählbar für wahre Linke. Nur das kleinere Übel.

  • Der Autorin kann ich nur zustimmen - und bin mit @Unsinn der Meinung, daß die TAZ damit eine wichtige Diskussion beginnt (aber bitte auch dran bleiben, mit langem Atem!). Bemerkenswert in dieser Zeitung auch der Satz: "Zum anderen haben die sogenannten Populisten einfach recht, wenn sie [... ] anführen, dass dies ein Bürgerprotest gegen ein undemokratisches System sei." Demgegenüber hat sich die "sogenannte Linke" (die gleichnamige Partei nehme ich hierbei ausdrücklich aus) stets auf die Seite der antidemokratischen Brüsseler Apparatschiks geschlagen und erhält jetzt die Quittung dafür. - Schwer wiegender ist jedoch, daß diese Brüsseler Bürokratie das perfekte Machtinstrument der Konzerne ist, also der Mächtigsten im System, und wer glaubt ernsthaft, daß diese Super-Privilegierten freiwillig ihre Macht abgäben? Weshalb ich nicht - so schön die Vorstellung auch ist - daran glaube, daß aus dem Europa der Apparatschiks per Willensbekundung so einfach eines der Bürger werden könnte. Diejenigen, die sich an die Macht klammern, werden uns stattdessen mit Finanzkrisen, Terroranschlägen und Kriegen weiterhin in Schach halten. Wenn wir ihnen nicht in dem Arm fallen.

  • Mit diesem Beitrag stößt die taz eine Diskussion um ein anderes Europa an. Die Plädoyers von Frau Guérot nach gleichen sozialen Rechten, nach einer unmittelbaren EU-Bürgerschaft und nach dem klassischen Muster der parlamentarischen Republik auf EU-Ebene sind wichtige Anregungen.

     

    Eine von der taz am Abstimmungstag, den 23. Juni 16, klar formulierte Neubesinnung für die Zeit nach dem LEAVE muss jetzt aber unüberhörbar dazu kommen.

     

    Ralf Sotscheck hatte auf der Titelseite in seinem OUT-Plädoyer der taz unmissverständlic ausgesprochen, weshalb diese EU in einen Irrweg gesteuert wird : Die EU sei eine "neoliberale Organisation" geworden, die mit ihrer "zynischen Austeritätspolitik" zu Gunsten " der Elite und der multinatinalen Unternehmen" überall "Menschen in die Obdachlosigkeit treibt".

     

    Diese von niemand gewählten Brüsseler Kommissare sehen sich seit Jahren als politische Vollstrecker der marktradikalen Ideologie : die elitären Nutznießerder des "freien Markt" werden durch Deregulierungen und Privatisierungen massiv "gefördert", während viele von verdichteten Aufgaben gestresste Arbeitnehmer der sozielen "Mitte" immer stärker gerade noch als Konsumntenmasse eingeplant werden..

    Die vom Wohlstand abgehängte Menge der "sozial Schwachen" (was für ein neoliberales Unwort!) schließlich werden durch ein aufgeblähtes Bürokratiemonster namens Jobcenter mit entwürdigenden Auflagen gepiesackt und zur Resignation gezwungen, sie werden gefordert.

     

    Sollte die taz diese von Sotscheck angedeutete Absage an die neoliberale Ungerechtigkeit weiter journalistisch gut aufbereitet auf der Tagesordnung der öffentlichen Diskussion erfolgreich halten, kann auch die den Europäischen Rat dominierende Berliner Kanzlerin ihren in Griechenland demonstrierte austeritäre Kälte nicht mehr durchhalten.

     

    .

  • Ganz richtig - Es lebe die Republik! Res Publika. Die öffentliche Sache, die Transparenz ist die Grundlage einer Demokratie!

    Genau das haben die Briten und andere zu bemängeln!

  • . . . und die europäische Verfassung landete im Papierkorb. Das Siegel für eine moderne Staatengemeinschaft ist leider vergammelt und durch Posten-Abschiebung von den Politikern zur Zahlbank für die abgehalfterten Kollegen degradiert worden. Eine Analyse brachte Hans Magnus Enzensberger 2011 auf den Markt:

    Sanftes Monster Brüssel - oder die Entmündigung Europas.

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Ja, sie ist kaputt. Aber da nun 99% der BürgerInnen darauf warten, dass die da Oben sie reparieren, wird sie kaputt bleiben. Da gibt es keinen Wecker mehr wie im Surrealismus, der nach der Katastrophe des großen Krieges für Benjamin noch so unerbittlich den Alarm schlug, dass man als Mensch in der Geschichte zur Revolte gerufen wurde. Heute ruft das Handy alle paar Minuten irgendetwas aus und die Menschen sind so schlaff, dass selbst die Katastrophen der Jetztzeit einen oft nur mehr wohligen Schauer, mit dabei zu sein in bequemer Distanz, in Gang setzen. Und die wenigen, die permanent gerüttelt werden, das eine Prozent, wird irgendwann krank oder bekommt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Je nach sozialer Lage.

    • @24636 (Profil gelöscht):

      So ist es. Schauen Sie sich die junge Generation an: Durch und durch spießig, angepasst, konsumbetäubt. Wir befinden uns in einem gigantischen Rollback Richtung 18. / 19. Jahrhundert und es wird - wenn es überhaupt nochmal so weit kommt - mehrere Generationen dauern, bis sich Menschen wieder massenhaft wehren und sich für Solidarität, Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit einsetzen.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Ein Rollback Richtung 18./ 19. Jh. wäre doch insofern okay, als sich die Jugend des Vormärz sehr beherzt und engagiert für Einigkeit und Recht und Freiheit einsetzte.

  • "Zeit für die Europäische Republik [jenseits/ohne Nationalstaaten]!" – Aber des will doch keine Sau. Kann man ja bedauern. Nur genau vor solchen einsamen deutschen Über-Projekten graut's den Nachbarn.

  • Ja, ja und nochmals ja. Sollten - mit Ausnahme von Ralf Sotschek - die Damen und Herren, die unter "Reaktionen auf die Brexit-Entscheidung - Meine Wut, meine Freude" ihre Meinungen kundgetan haben, lesen (müssen).

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Falsch. Was wir brauchen ist eine demokratische Konföderation.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @4845 (Profil gelöscht):

      Richtig.

      Aber nur in der heute sichtbaren Form gilt: "Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die EU ist kaputt."

      Und reparierbar.

      Die Älteren unter uns könnten doch mal an die Zeiten um 1960-1970 erinnern.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Was war denn 1960-1970? Was daraus resultierte, sahen wir an Schröder, Fischer und Schily, wir sehen es an Kretschmann. Diejenigen, die es ernster meinten, wurden ermordet wie Dutschke.