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Kommentar Bayer-HauptversammlungDie Konzernführung sollte gehen

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Umwelt und Gesundheit sind dem Bayer-Vorstand egal. Die Aktionäre haben ihm jetzt die Entlastung verweigert. Er sollte zurücktreten.

Werner Baumann (r.), Vorstandsvorsitzender der Bayer AG. Noch steht ihm Werner Wenning, Vorsitzender des Aufsichtsrats bei Foto: dpa

D er Vorstand des Chemiekonzerns Bayer sollte zurücktreten, nachdem ihm die meisten Aktionäre bei der Hauptversammlung die Entlastung verweigert haben.

Das Ergebnis der Abstimmung über diesen Punkt ist zwar rechtlich unbedeutend. Aber es ist das erste Mal, dass die Aktionäre eines Konzerns im Deutschen Aktienindex ablehnen, den Vorstand zu entlasten. Die Bayer-Anteilseigner haben der Unternehmensführung um Werner Baumann das Vertrauen entzogen.

Und das zu Recht: Der Vorstand hat durch die Übernahme des US-Saatgut- und Pestizidherstellers Monsanto im vergangenen Jahr bewiesen, dass ihm Umwelt und Gesundheit egal sind. Monsanto macht Milliardenumsätze mit dem Unkrautvernichter Glyphosat, den die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (IARC) als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hat. Außerdem trägt Glyphosat dazu bei, dass Pflanzen- und Tierarten aussterben. Das gilt auch für alle anderen Pestizide. Und Ackergifte sind eine Produktart, von der Monsanto sehr abhängig ist.

Die Firma ist auch führend bei gentechnisch veränderten Pflanzen, die eine umweltschädliche Landwirtschaft fördern. Mit ihrer Hilfe kann zum Beispiel Mais in Monokulturen angebaut werden, die die Artenvielfalt weiter reduzieren.

Klimabilanz belastet

Zudem ist Monsanto daran schuld, dass sich die Umweltbilanz von Bayer erheblich verschlechtert hat. Allein der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen ist laut Geschäftsbericht 2018 wegen Monsanto im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen. Zwar macht der Konzern jetzt auch mehr Umsatz als vor der Übernahme, aber er verbraucht nun mehr Energie, um einen Euro einzunehmen, weil Monsanto ineffizienter als Bayer produziert.

Jetzt fällt Bayer Monsanto auch wirtschaftlich gesehen auf die Füße. Bisher haben mehr als 13.000 Menschen Monsanto verklagt, weil sie sein Pestizid Glyphosat für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen. Zweimal wurde das Unternehmen in den USA schon zu Schadensersatz in zweistelliger Millionenhöhe verurteilt. Insgesamt könnten die Fälle Bayer einige Milliarden Dollar kosten. Sollten sich die Kläger in den höheren Instanzen durchsetzen, könnten Behörden Glyphosat die Zulassung entziehen. Dann stünde ein wichtiger Baustein des Geschäftsmodells von Monsanto zur Disposition.

All das war bekannt, bevor Bayer Monsanto schluckte. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland zum Beispiel hatte gewarnt, dass das Geschäftsmodell von Monsanto überholt und gescheitert sei. Aber die Bayer-Spitze hatte vor allem ihren persönlichen Gewinn im Blick. Mit Baumann und Kollegen wird der Konzern nie auf einen grünen Zweig kommen. Deshalb sollten sie so schnell wie möglich gehen und einen Neuanfang ermöglichen.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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17 Kommentare

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  • ich kann aber auch nicht verstehen wie ein mensch mit funktionierendem gewissen bayer-aktien kaufen kann. das nimmt die vorstände nicht aus der verantwortung, aber wer hier aktien hat, will mitprofitieren vom leid anderer. (gilt auch noch für unzählige andere DAX-konzerne.)

  • ...zum Thema Bayer und Pestizide hier eine aktuelle und am 1. Mai endende Bundestagspetition:

    www.pestizidkontrolle.de

    Die Petition hat gute Chancen, das nötige Quorum zu erreichen. Bitte unterzeichnen und weiterverbreiten!

    Es geht um Bienen- und Insektenschutz und die dazu dringend nötige Reform der Zulassung von Pestiziden. Weitere Infos findet Ihr auf o.g. Internetadresse.

  • Es bleibt ein Rätsel, wie die so bescheuert sein konnten Monsanto zu kaufen. Aber wer weiß, ne Aktie muss auch mal der Bach runter gehen, damit man sie wieder kaufen kann. Also, erst mal warten und im richtigen Zeitpunkt kaufen, kaufen, kaufen..........

  • Für diesen GEN-Food macht Bayer ja nun auch groß Werbung in eigener Sache.

  • Greta Thunberg, 16 Jahre jung, hat recht:



    "Der Vorstand hat durch die Übernahme des US-Saatgut- und Pestizidherstellers Monsanto im vergangenen Jahr bewiesen, dass ihm Umwelt und Gesundheit egal sind."



    Sogar die "christlichen" Agrarminister (innen) haben dies nicht bemerkt?! Oder vorsätzlich gegen unsere Gesundheit gehandelt?

    • @Peter Meisel:

      "Oder vorsätzlich gegen unsere Gesundheit gehandelt?"



      Da können Sie aber mal mit a. S. g. W. von ausgehen.



      Es geht NUR um Gier und Macht. Wie die einzelenen "Spielformen" davon genannt werden (Gesundheit, Dummheit, etc.), ist dann auch schon egal. Denen sowieso.



      Greta ist helle und mutig!

  • Aber das Lobbying funktioniert noch bestens... unsere CxU-Bots beten grad wieder recht fleißig: nur mit gentechnisch veränderten Pflanzen kann man die Bevölkerung ernähren... das schon nachgewiesen wurde das der Maisanbau nach Mipla (Maya vor 1000Jahren...) über die Jahre im Durchschnitt mehr Ertrag liefert wird immer schön verschwiegen. So möchte man diese Idee der Chemieindustrie in die Köpfe der Bürger Plfanzen... Ähnlich wie bei Styropor... andere Materialien dämmen genau so gut, sind ähnlich dünn und auch nicht teurer. Aber noch immer ist das durch Chemie schwer entflammbare aber hoch brennbare Styropor auf fast jeder Baustelle als DAS Dämmmaterial zu finden. Lobbying und seit Jahren durch Politiker aktive Werbung inklusive.

    Es ist endlich Zeit diese Chemiekonzerne an die Leine zu nehmen - kurz und mit Würgeschlaufe

  • Yes ! Wie mich das freut !

  • & Däh & Zisch - Mailtütenfrisch -

    “Hybris. Es ist die Hybris, die sich bei Personen wie Baumann



    entwickelt, die sich auf den Schutz von Göttern oder "Mutis" verlassen



    und dann "glauben", sie könnten nix mehr falsch machen...







    Scheiße, dass die Amerikaner anderen Göttern huldigen.



    Nun suchen sie nach Schuldigen...







    (Es ist alles eitel...)“

    Liggers. Frage aber is - Vizekusen -



    Kann's all dess - Verknusen^¿^

    Mit 25%-Ackermann - begann



    Vor die Wand Fahrt Deutsche Bank



    Jetzt ist das ChemKöchelwerk a Rhein.



    Ernstlich krank - Mutti - Muß das sein.



    Vllt mal beim dicken Fressen auf -



    Staatsknete: Warschau & die Klüsen auf

    Klar Kretschie tut gar bede - aber dann!



    “„Dies ist das einzige Land, in dem diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden.“ - V-mann zu sei Scherben!;((

    kurz - Arschlecken ala Ackermann Gell!



    Schaugnmer mal - was Baumann kann.

    • @Lowandorder:

      :-)) !!!

    • @Lowandorder:

      Schade dass sie nicht verstanden haben dass die Amis genauso ticken wie die deutschen Anleger.



      Die haben nur schneller begriffen das Glysopht und Monsanto umwelttechnisch aufgeflogen sind. Soist das nun mal mit der geringen deutschen Akademiker Intelligenz.



      Sind das tatsächlich Akademiker? Obwohl das sagt ja auch nichts aus.

      • @Sofia Dütsch:

        Klar doch - Taschendiebe unter sich.

        unterm—-btw - da war ich noch‘n -



        Gründschnabel unakademisch dütsch -



        “USA - hands off!“ - die alten Pfeffersäcke auffem Soffia & verklarten als Venezuela/Blohm/Caracas-gestählte:



        Was es mit United Fruit et al. so auf sich hat(te) & a lot more time by time.



        Hatte ich doch grad vorgelesen: “Hier verdient einer eine Million!“ & echote



        “Jung. Eine Million - verdient Mann nicht!“ - dieser unakademische Chor!;)(



        (Ming Ol & sein bester Freund - der Oberkazike!;) - Ooch wieder wahr&klar



        Newahr. Normal.



        —-



        Von Rómulo Gallegos - Canaima - mal ganz ab (Blohm/Kautschuk!;((



        “Stimmt das denn?“ - “Ja was meinst du denn - warum ich‘s dir zu lesen gegeben habe?“



        www.youtube.com/watch?v=BomO7pbSVNA



        Doña Bárbara. Roman („Doña Bárbara“). Manesse Verlag, Zürich 1952, übersetzt von Werner Peiser und Waltrud Kappeler - sing Lieblingsbuch;)

        Soweit mal & 💤💤💤

  • Für den Kauf von Monsante gibt es wohl nur zwei Gründe: Geld und Weltfremdheit. Jeder wusste doch, dass Glyphosat ein Fass ohne Boden ist.



    Genausogut hätte man in Nordkoreas Atomprogramm investieren können.

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @robby:

      Wenn ich mir erlauben darf, drei weitere Gründe anzufügen: Dummheit Allmachtsfantasien und Rumpfuschen in der Natur.

  • Alles wie von Anfang an mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vorhersehbar und analysiert.



    Die Entlastung verweigert – sehr schön, war fast schon zwangsläufig erwartbar.



    ^^Da helfen jetzt auch keine Sicherheitsschuhe mit Stahlkappe mehr…^^



    Bin gespannt, wer das letztendlich alles bezahlen „darf“ – vermutlich die Allgemeinheit. Wo kommen wir denn. hin, wenn die „Gierlappen“ selbst dafür gerade stehen (müssten)?!

  • Von was träumt ihr eigentlich Nachts?



    Die AnlegerInnen waren nicht über die fatale Einstellung des Vorstands zu ökologischen, gesellschaftlichen und menschenrechtlichen Fragen erbost, die Rendite passt nicht, der Kurs fällt und das könnte noch schlimmer werden.



    Wäre dies anders herum, dann würde sich keiner der heutigen Krakeler zu Wort melden und Baumann und Konsorten für den glänzenden Abverkauf von Glyphosat und die erfolgreich abgeschmetterten Klagen der Krebsopfer danken durch Erhöhung seiner Boni.



    Das war kein Veto der Aufrechten, sondern genau das Gegenteil!

    • @Weidle Stefan:

      Danke, Wahrheit in ihrer schönsten Form, für jeden verständlich.