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Kommentar Asyl für Asia BibiAsyl trotz Alice Weidel

Silke Mertins
Kommentar von Silke Mertins

Dass Alice Weidel von der AfD sich für sie einsetzt, dafür kann Asia Bibi nichts. Die Not der Christen in Pakistan, die verfolgt werden, ist unbeschreiblich.

Auch ihre Töchter kämpfen für ihre Mutter Asia Bibi Foto: reuters/Adrees Latif/File Photo

W er glaubt, dass die Zustände im Gazastreifen schlimm sind, der hat noch nicht gesehen, wie pakistanische Christen leben, die vor islamistischen Mobs geflohen sind. Ein Gerücht über vermeintliche Verunglimpfung des Propheten genügt oft schon, und eine aufgepeitschte Menge zieht los, um die ärmlichen Behausungen christlicher Familien im Viertel niederzubrennen. Die Behelfslager am Rande von Grünanlagen, in die die Christen fliehen, sind kaum mehr als eine Ansammlung verlumpter Zelte – Elend in einem Ausmaß, das man jenseits von Kriegsgebieten selten sieht. Und weit und breit keine UNO, kein Rotes Kreuz, um die Not zu lindern.

Pakistanische Christen zählen nicht nur zu den Ärmsten der Armen in ihrem Land. Die Mehrheit gehörte vor einigen Generationen noch zur Kaste der Unberührbaren. Über ihnen schwebt außerdem beständig das Damoklesschwert, der Blasphemie beschuldigt zu werden. Aus diesem Milieu stammt Asia Bibi, die pakistanische Katholikin, die wegen vermeintlicher Gotteslästerung jahrelang in der Todeszelle saß. Sie wurde zwar nun freigesprochen, muss aber um ihr Leben fürchten.

Wie ernst die Todesdrohungen sind, zeigen nicht nur die Proteste der Islamisten, auf denen Fotos von ihr verbrannt werden. Auch der Gouverneur von Punjab, Salman Taseer beispielsweise, der sich für ihre Freilassung einsetzte, wurde ermordet – von seinem eigenen Leibwächter, einem Polizisten. Der Richter, der den Mörder verurteilte, musste außer Landes fliehen, während nach dem Attentäter eine Moschee benannt wurde – mitten in der Hauptstadt Islamabad.

Asia Bibi in Deutschland oder einem anderen europäischen Land so schnell wie möglich Asyl zu gewähren ist menschlich und politisch richtig. Dass auch Alice Weidel von der AfD sich für sie einsetzt, dafür kann Asia Bibi nichts. Ihr deshalb die Unterstützung zu verweigern ist ein falscher Impuls, dem man nicht nachgeben sollte. Die Christen in Pakistan sind eine verfolgte und benachteiligte Minderheit, die Solidarität verdient hat – auch über den Fall Asia Bibi hinaus.

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Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
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1 Kommentar

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  • Wieso sollte es sich nur in geringsten eine Rolle spielen was Alice Weidel dazu denkt oder sagt, der Fall ist doch ganz eindeutig? Versteht nicht wieso die hier überhaupt erwähnt wird.

    "Die Christen in Pakistan sind eine verfolgte und benachteiligte Minderheit, die Solidarität verdient hat – auch über den Fall Asia Bibi hinaus." ich würde hier noch weitergehen und sagen alle andersgläubigen, besonders Atheisten und insgesamt ex-muslime werden genauso verfolgt und müssen um ihr leben fürchten. Dass sie Christin ist steht in jeden zugehörigen Artikel 10 mal, dabei ist das quasi unerheblich wenn man nicht den Narrativ aufbauen möchte "wir müssen ihr helfen weil sie wie wir Christin ist", was nach was klingt was Alice sagen würde.