Freigesprochene Christin aus Pakistan: Asia Bibi in Kanada eingetroffen

Sie saß jahrelang im Gefängnis, weil ihr wegen Blasphemie die Todesstrafe drohte. Ein Jahr nach ihrem Freispruch hat Asia Bibi Pakistan verlassen.

Verschleierte Asia Bibi

Hat laut Medienberichten ein Visum für Kanada: die pakistanische Christin Asia Bibi Foto: dpa

BERLIN taz | Ein halbes Jahr nach ihrem Freispruch hat die pakistanische Christin Asia Bibi ihr Heimatland verlassen und ist in Kanada eingetroffen. Das berichtete am Mittwoch ihr Anwalt. Beamte im Außen- und Innenministerium in Islamabad bestätigten dies.

Asia Bibi hatte seit 2009 in Pakistan im Gefängnis gesessen, seit 2010 in der Todeszelle. Sie war von muslimischen Nachbarinnen in ihrem Dorf im Punjab der Gotteslästerung beschuldigt und daraufhin zum Tode verurteilt worden. Vorausgegangen war ein Streit über einen Wasserkrug während der Feldarbeit. Nach Aussage von Nachbarinnen beleidigte die fünffache Mutter dabei den Propheten Mohammed, was Asia Bibi bestreitet.

Später sorgte der Imam des Dorfes dafür, dass sie angeklagt wurde. Auf Gotteslästerung steht in Pakistan die Todesstrafe. Radikale Islamisten bedrohen Angeklagte in Blasphemiefällen sowieso oft mit dem Tod und setzen Richter unter Druck, unbedingt Todesurteile zu verhängen. Ein Provinzgouverneur und ein Minister, die sich für Asia Bibi eingesetzt hatten, wurden ermordet.

Anwälte gehen ein hohes persönliches Risiko ein, wenn sie Angeklagte in Blasphemiefällen verteidigen. Oft richtet sich der Vorwurf der Gotteslästerung gegen Angehörige religiöser Minderheiten. In der Hälfte der Fälle sind das Christen, die in Pakistan keine zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen. Der Blasphemievorwurf wird oft auch in persönlichen Auseinandersetzungen als Druckmittel missbraucht.

Islamistem könnten ihr nachstellen

Nachdem Asia Bibi am 1. November letzten Jahres freigesprochen war, demonstrierten tagelang Islamisten dagegen und blockierten wichtige Straßen. Sie drohten Bibi zu töten. Die Regierung sperrte sie an einem unbekannten Ort weiter ein. Ihr Anwalt suchte zeitweilig Schutz in den Niederlanden. Mehrfach gab es unbestätigte Berichte, Bibi sei ins Ausland geflohen.

Jetzt schreiben pakistanische Medien, Asia Bibi habe seit April ein Visum für Kanada. Dort leben inzwischen zwei ihrer Töchter. Wo genau ist unklar. Denn auch dort könnten Islamisten ihr nachstellen. Auch in Deutschland hatte es Forderungen gegeben, ihr Asyl anzubieten. Asia Bibis Schicksal als verfolgte Christin rührte sogar AfDler.

In Pakistan hatte Militärdiktator Zia-ul-Haq ab Ende der 70er-Jahre radikale Islamisten gefördert. Deren Terror prägt heute die Stimmung im Land. Religiöse Intoleranz richtet sich inzwischen auch gegen Minderheiten im Islam. Ein Beispiel dafür ist der Selbstmordanschlag auf einen Sufi-Schrein in der östlichen Metropole Lahore, bei dem am Mittwoch zehn Menschen getötet wurden.

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