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Kommentar Apple und GeodatenNachfragen stören nur

Kommentar von Julia Seeliger

Apple speichert, wo der Handybesitzer hingegangen ist. Auch wenn das auch praktisch ist, so zeigt der Fall mal wieder: Apple hat kein Interesse an selbstbestimmten Nutzern.

Nichts neues: Apples Kontrollhunger. Bild: Martin Krzywinski | CC-BY

D as ist keine Lappalie, was jetzt groß durch die Medien geht: Das iPhone und das iPad speichern Geodaten mit Zeitstempel. Und das schon seit dem Update auf die neue Version von iOS im letzten Sommer. Ziel ist es wohl, mithilfe dieser Daten Geodienste für den Nutzer noch praktischer zu machen. Den Nutzer gefragt hat Apple nicht.

Google macht Ähnliches, jedoch angeblich anonymisiert, nur nach Einwilligung des Nutzers und nicht so lange. Google-Handys telefonieren auch nach Hause, sprich: Sie führen diese Daten auch auf ihren Servern im Internet zusammen. Das macht Apple genauso. Wie sich nun wieder zeigte, aber eben noch mehr.

Seitdem zwei Hacker auf der Konferenz Where 2.0 die Existenz einer geheimen Geodatenspeicher-Datei in Apple-Geräten thematisierten, ist die Aufregung groß. Mit Recht. Denn auch wenn Apple diese Daten wohl nicht an sich, also auf seine Server zieht, so sind sie doch auf dem Gerät und, wenn dies an den Computer angeschlossen wird, auch via iTunes dort gespeichert. Die perfekt privatisierte Vorratsdatenspeicherung extended.

Bild: privat
JULIA SEELIGER

JULIA SEELIGER ist Online-Redakteurin bei der taz.

Auch wenn das kritisierte Feature auch positive Aspekte hat, so fragt man sich, warum Apple es dem Nutzer nicht möglich macht, zu entscheiden, ob er es nutzen möchte oder nicht. Apple hat den Datenschutz mit Füßen getreten und damit den Nutzer entmündigt. Wie schon so häufig davor. Nur Steve Jobs und ein paar seiner Freunde wissen, was im Inneren von Apple eigentlich vorgeht. It's centralism and the lack of transparency, stupid! Das Gegenteil von Offenheit und Open-Source-Kultur. Apple entmündigt seine Nutzer offensichtlich planmäßig.

Bei persönlichen Daten muss nach dem Prinzip "Nur Ja heisst Ja!" vorgegangen werden. Auch wenn es da Einzelne gibt, die den "Daten-Kontrollverlust" als unsere Zukunft postulieren - das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, das im Rahmen der Volkszählungsdebatte vor mehr als 25 Jahren abgeleitet wurde, ist auch heute noch aktuell.

Und muss verteidigt werden. Gegen den Staat, weiterhin. Und gegen private Firmen wie Apple, Google und Facebook. Man muss nur wollen: Eine datenschutzfreundliche Welt ist möglich!

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11 Kommentare

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  • VD
    Vriezo de Vries

    Im Gegensatz zu meiner Nationalität konnte ich über das nutzen bestimmter Dienste selbst entscheiden. Ich habe mich Freiwillig bei Facebook angemeldet, habe aus freien willen mein iphone gekauft, die Lokalisierungsdienste benutze ich auch bewusst und kann sie jederzeit einfach Ausschalten. Bei Facebook kann ich mich jederzeit abmelden und auch Google ist nicht konkurrenzlos auf dem Markt..

    Wer solche Dienste nutzt muss sich einfach bewusst sein das er damit seine Daten den zugehörenden Unternehmen preisgibt. Das Ist nix neues, auch die Apple Sammlung nicht und die Hysterie um diese längst bekannte Tatsache ist gerade zu grotesk.

     

     

    Google zb. die ihre Dienste kostenlos anbieten sind nunmal auf Werbeeinnahmen angewiesen . Ich persönlich habe dann lieber lokalisierte Werbung die mich vielleicht auf ein interessantes Angebot in der Umgebung hinweist als irgendwelche blinkende und für mich sinnlose Banner.

     

    Zudem verbessern die Daten, die von den Nutzern gern genutzten Dienste erheblich . Die Aktuelle Berichterstattung zeigt nur wie wenig die Gessellschaft im Digitalen leben Angekommen ist. Wie im nicht digitalen leben muss man eben seinen gesunden Menschenverstand nutzen bevor man sich für einen bestimmten Dienst oder ein Angebot entscheidet und sich vorher informieren was man macht.

  • G
    gnarf

    Gut geschriebener Artikel, wenn auch für das„Fachpublikum“ (zähle mich nicht dazu) offenbar etwas zu vereinfacht dargestellt. Aber man sollte, ob dieser Nicklichkeiten der ohnehin Informierten, nicht vergessen, dass die Mehrheit der Leute dem System der Datensammelei noch immer völlig unkritisch gegenübersteht! Uneingeschränkt jeder meiner Schüler hält Facebook für eine unglaublich sinnvolle Einrichtung – und wer hätte als Schüler nicht die Bequemlichkeit genossen, die Hausaufgaben über facebook austauschen zu können?

     

    In einem Punkt muss man Rainer Ernst allerdings zustimmen – dass Apple eben mit Opensource gar nichts am Hut hat – ist ein alter Hut. Weshalb hier also überhaupt ein Vergleich aufgemacht wird, bleibt schleierhaft.

  • R
    Robert

    Und nein, Apps haben auf andere als eigene Daten (auch hierauf) keinen Zugriff. Das ist auch auf normalen Computern so. Sonst könnte ja jedes Programm ein anderes löschen.

     

    Schön, dass hier besorgte Eltern strikt Apple meiden wollen aber noch in Deutschland leben.

  • R
    Robert

    Sonst bin ich immer stärker als die meisten anderen für Datenschutz zu haben. Aber hier sehe ich nur ein Versäumnis darin, dass die Datenbank nicht von alten Einträgen befreit wird.

    In der Datei stehen nur Positionen, keine Zuordnung zur Person.

    Die Datei gibt es seit eh und je, nur unter anderem Namen. Die Übermittlung von Daten an Apple zur Ortsbestimmung ist nötig. Das war damals schon in der Diskussion - und damals hat Apple es gut getan nebenbei die Daten abzufangen und so eine eigene Datenbank aufzubauen um Dritte (Skyhook Wireless) aus der Datenverarbeitung zu entfernen. Apple hat der Kunde bereits durch den Kauf Vertrauen ausgesprochen, Skyhook Wireless wurde einem übergestülpt.

     

    Wenn Apple die Daten nicht weitergibt ist das vorbildlich. Wenn doch gibt es staatliche Aufsicht.

    Und hier liegt der Unterschied zu staatlicher Überwachung. Staaten werden nicht kontrolliert.

     

    Netter Kommentar dazu:

    http://www.fscklog.com/2011/04/17-späte-anmerkungen-zu-consolidateddb.html

  • S
    Stefan

    Nachforschen / Nachdenken stört nur...

     

    Diesem Artikel von Alex Olma habe ich nichts hinzuzufügen:

     

    http://www.iphoneblog.de/2011/04/21/liebe-panikmacher-ich-hasse-euch/

     

    (außer, dass ich die Überschrift etwas zu krass finde)

  • W
    wurm

    Vor allem können doch auch Apps diese Daten benutzen, oder? "Komm, lad dir das witzige Gratis-Spiel, und ich werde immer wissen wo du bist"? Meine Kinder würden von mir keine Apple-Wanzen erlaubt bekommen, irgendwann ist auch mal gut. Bei Android kann man GPS wie Datenverbindung nach belieben an- und ausschalten, und das ist schon aus Gründen der Akkuschonung sinnvoll.

  • 3G
    372 (Profil gelöscht)

    Hallo Ralph,

    danke für den Hinweis, dann präzisiere ich.

     

    Der andere Typ, der so unfreundlich ist: Weiß ich.

  • S
    sausi

    @Rainer Ernst

    Puh, jetzt bin ich aber beruhigt. Und ich dachte schon, die würden ohne Opt-Out und ohne mich ausdrücklich zu fragen persönliche Daten erheben und abspeichern.

  • T
    technotussy

    Neue Märkte entstehen durch technische Innovationen. VerschlagwOrtung machts möglich. Woran derzeit gearbeitet wird: An der IT-gestützten, personalisierten, mobilen, umgebungsabhängigen Werbung, am totalen technokratisierten Marketing, am Basar im Weltall.

     

    Angenommen, Sie sind an gelben Hüten interessiert und sind in einem Kiez mit einem Laden, der gelbe Hüte im Angebot hat, unterwegs, dann wird der/die Ladeninhaber/in durch den Provider, der Ihre Datensätze und Schlagworte, die er aus Ihren Google-Suchanfragen (er kennt Ihre IP-Adresse) und Ihren "Likes" zu gelben Hüten aus sozialen Netzwerken (wo Sie mit Echtnamen unterwegs sind) verknüpft hat, darauf aufmerksam gemacht, dass Sie als Fan gelber Hüte und damit als potentieller Kunde in der Nähe sind - und er/sie kann Ihnen per SMS ein individuelles Angebot (mit Ihrem Foto, auf dem Sie schon mit dem neuen Hutmodell zu erkennen sind) zukommen lassen.

     

    Vielleicht hat auch jemand Ihr aktuelles Bild aus einer öffentlichen Videokamera (die auch Ihre GPS-Daten auswerten kann) satellitengestützt empfangen und will Ihnen ein neues Hut-Modell verkaufen, dann wird er den passenden Laden in Ihrer georteten Nähe suchen und mit der Information zu Ihren Vorlieben eine Provision beim Ladeninhaber kassieren.

     

    Wenn Sie nach Hause kommen, bietet Ihnen Amazon auch noch einen neuen gelben Hut an, falls das mit dem Kauf im dem Laden nicht geklappt hat. Denn darüber gab es zwischenzeitlich ein Feedback an den Vermittler, der seine Information über Sie an den Internethändler weiter verkauft hat....

     

    Die Entfremdung von der Realtität und von realen Beziehungen wurde ja bereits durch Facebook erfolgreich hergestellt. Nie waren einem Bekannte so fremd wie auf Facebook. Der nächste Schritt wird sein, dass der technokratische Konsum total an die Stelle von Beziehungen tritt. Und dabei wollen viele kräftig mit verdienen....

  • R
    Ralph

    *SEUFZ*

     

    Natürlich schicken IOS-Geräte diese gesammelten Daten - anonymisiert - nach Hause, das gibt Apple ja sogar zu. Auch MacBooks machen das, wenn man location based services benutzt.

     

    Nur ist das im Gegenteil zu der "jetzt" gefundenen Datei vom Nutzer abschaltbar, bzw. muss er seine Einwilligung geben.

     

    Hier ist das, was Apple auf Anfrage dem amerikanischen Kongress geantwortet hat:

     

    http://markey.house.gov/docs/applemarkeybarton7-12-10.pdf

     

    Ein Hinweis auf die consolidated.db fehlt dort allerdings.

  • RE
    Rainer Ernst

    Linkes Geschwätz, alter Hut und noch dazu falsch.

    Das Thema ging letzten Sommer schon durch die Medien, Apple gab vor dem US-Senat Auskunft. Mit den (anonymisierten) Daten wird lediglich eine interne Datenbank zur Ortung per WLAN automatisiert gepflegt, was früher über Skyhook erledigt wurde.

    In den AGB wird zudem darauf hingewiesen.