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Kommentar Amoklauf in ConnecticutDebattieren über Waffenbesitz – jetzt

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Tränen reichen nicht. Beten auch nicht. Nach Newtown muss Präsident Obama für eine Schusswaffenkontrolle in den USA sorgen. Und die Lobbyisten ignorieren.

Die Stärke der Waffenlobby in den USA kann, wenn überhaupt, nur jetzt durchbrochen werden. Bild: dapd

N ach Newtown findet einmal mehr das makabere Ritual statt, das auf jede tödliche Schießerei in den USA folgt. Die sekundengenaue Rekonstruktion des Massakers. Die tiefen Einblicke in die Leben der Toten. Der Zoom auf die Leiden der Hinterbliebenen. Die Suche nach Helden. Und die große Frage nach dem Sinn: Warum passiert so etwas? Warum erschießt jemand so viele wehrlose Menschen? Darunter in diesem Fall zwanzig Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren.

Diese Fragen müssen gestellt werden. Und sie werden voraussichtlich wieder zu einem beunruhigenden Ergebnis führen: Ein gestörter junger Mann im Zentrum. Ausgebliebene Hilfe. Und Angehörige, die Warnsignale nicht verstanden haben.

Doch jenseits des individuellen Zustands des Täters gibt es in den USA eine nationale Pathologie. Eine Selbstverständlichkeit der Legalität von Schusswaffen, wie sie nirgendwo sonst in der Welt existiert. Ein Kult, der dazu geführt hat, dass im Jahr 2012 an die 300 Millionen Schusswaffen in privaten Händen sind. Dass alljährlich in den USA mehr als 9.000 Menschen mit Schusswaffen getötet werden. Dass in den zurückliegenden vier Jahren in den USA beinahe 100 neue Gesetze das Kaufen, Besitzen und Tragen von Schusswaffen erleichtert haben. Und dass es in den meisten Bundesstaaten heute leichter ist, eine Schusswaffe zu bekommen als einen Führerschein.

Bild: Manfred Bartsch
Dorothea Hahn

ist USA-Korrespondentin der taz.

Wie stark die Schusswaffenlobby in den USA ist, zeigt sich vor jeder neuen Wahl, wenn Kandidaten beider Parteien vor der National Rifle Association (NRA) das Gelübde ablegen, dass sie das „Recht“ auf Schusswaffen verteidigen werden. Und wenn selbst jene Politiker, die dieses Gelübde verweigern, es nicht wagen, nach mehr Schusswaffenkontrolle zu verlangen. Nachdem extreme Kräfte jahrelang Propaganda im Sinne der NRA gemacht haben, gilt diese Forderung in den USA als gefährlich für politische Karrieren.

Dieser weit fortgeschrittene Wahnsinn lässt sich – wenn überhaupt – nur in Momenten wie dem jetzigen stoppen. Vor dem tragischen Hintergrund der 20 erschossenen Kinder. Und von einem Präsidenten wie Barack Obama, der gerade eine Wahl gewonnen hat. Er steht am Anfang seiner letzten Amtszeit. Die extremen rechten Kräfte sind ein wenig zurückgedrängt. Und die Öffentlichkeit ist über das jüngste Massaker entsetzt.

Obama hat sich nach der Schießerei von Newtown emotional stark berührt gezeigt. Wenn er künftige Schießereien verhindern will, muss er jedoch mehr tun als Mitgefühl zeigen und beten. Er muss die Schusswaffenkontrolle zur politischen Chefsache machen – und die Lobbyisten dabei ignorieren.

Als erstes müssen Hintergrundchecks für alle Waffenkäufer eingeführt und der Verkauf und Besitz von Schnellfeuerwaffen gebannt werden. Und als zweites steht die grundsätzliche Debatte über Waffenbesitz an. Nach Newtown ist beides moralischer Imperativ.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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28 Kommentare

 / 
  • R
    Rodney

    "Wenn er künftige Schießereien verhindern will, muss er jedoch mehr tun als Mitgefühl zeigen und beten. Er muss die Schusswaffenkontrolle zur politischen Chefsache machen – und die Lobbyisten dabei ignorieren."

     

    Meinen Sie Waffenkontrolle von Drohnen? Von den Waffen, denen er in 7 Kriege benutzt? Meinen Sie Bombenkontrolle, zum Beispiel, die er auf Libyen benutzt hat? Wie viel von den 40.000 gemordete Zivilisten in Libyen wurden Kinder?

     

    Meinen Sie die AIPAC Lobbyisten und die amerikanischen Waffen, die die Israelis benutzen, Kinder in Gaza zu töten?

     

    Wie der berühmte Opfer der Gewalt sagte: "Und ich wusste, dass ich niemals wieder meine Stimme gegen Gewalttaten der Unterdrückten in den Gettos erheben könnte, bevor ich nicht eindeutig den größten Gewaltausüber in der heutigen Welt angeredet habe, und das ist meine eigene Regierung." Martin Luther King Jr. 4-7-67. Gesamte Rede hier: http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/001713.html Es lohnt sich die zu lesen.

     

    Hat niemand bemerkt, dass Obama der größte Gewaltausüber in der heutigen Welt ist?

  • WD
    wenn, dann richtig!

    Das alles wäre natürlich nie passiert, wenn das liberale Waffengesetz der USA WIRKLICH liberal wäre und die Fünfjährigen alle mit halbautomatischen Handfeuerwaffen ausgestattet gewesen wären ...

     

    Das ist die konsequente Umsetzung der Logik der Waffenfetischisten.

  • HH
    @ Hajo

    Und in der Zwischenzeit jeden Irren mit automatischen Handfeuerwaffen rumlaufen lassen?

  • JB
    Jochen Braun

    Zum Thema privater "legaler" Waffenbesitz:

    Es ist sicherlich richtig, dass einer der Hauptgründe der hohen Todeszahlen durch Schusswaffen in den USA die bereits angwesprochene Gewaltkultur ist, die vorallem die Verlierer der Gesellschaft anspricht.

    Sicherlich passieren ein grossteil der Morde in den USA mit sog. illegalen Schusswaffen.

    Ob es jedoch eine nennenswerte Zahl von schweren Straftaten gibt, welche durch Waffen im Privatbesitz verhindert wurden, wage ich mal zu bezweifeln. Es wird doch eher zutreffen, dass eben diese Waffen entweder bei familiären Tragödien, Nachbarschaftsstreitereien, Selbstmorden oder eben Amokläufen zur "Anwendung" kommen.

    Warum eine Privatperson wie die Mutter des Amokläufers eine automatische Waffe braucht, also eine Kriegswaffe ist noch eine ganze andere Frage.

    Viele der illegalen Waffen in den USA stammen übrigens aus Einbrüchen bei legalen Waffenbesitzern, aus Verkäufen legaler Waffen bei Waffenbörsen und so weiter. Viele dieser Verkäufe unterliegen keinerlei Kontrolle und sind eine der Hauptquellen für Kriminelle.

    Jagdwaffen mögen in Privatbesitz ja noch ok sein, kaum jemand kann 20 Menschen mit einem ein oder zweischüssigen Gewehr töten. Auch ein Revolver hat nur eine begrenzte Schusszahl, für all die Selbstverteidiger hier, aber eine Pistole mit mehr al 14 Schuss, oder eine Kriegswaffe?!

  • PM
    Peter Meisel

    Die Diskussion ist notwendig. Die geistige Aufrüstung und nicht mit physischen Waffen! Wenn die drei Nornen Deutschlands, die Engelsgleiche Merkel, Friede Springer und Liz Mohn mit unwahrhaftigen Aussagen Argumente totschlagen ist dies ebenfalls "tötlich".

    Das Lieblingswort der Deutschen: VERBOTEN !

    Das falsch Parken oder zu schnelles Fahren ist in Deutschland verboten! Na und? Tuva Tenenbom beschreibt in seinem Erfahrungsbericht "Allein unter Deutschen" wie im KZ Dachau in grossen Lettern an der Wand geschrieben steht: RAUCHEN VERBOTEN.

    Das Recht zum Waffentragen der Amerikaner hat den 6 jährigen Kindern nicht geholfen sich selbst zu "verteidigen". Es ist die Kultur der Gewalt und des geistigen Zustandes der "Erwachsenen" die Waffen in Mengen im Haus frei zugänglich herumliegen zu lassen! Die präemptive Selbstverteidigung der USA führt dazu den Nachbarn zuerst zu erschiessen, denn der hat vermutlich auch Waffen (Irak)? Eine Kultur des verantwortungslosen Nicht-Denkens. So kommt es auch hier in Deutschland zu Amokläufen!

    Deshalb halte ich nichts von Partei-Verboten, wenn es an der geistigen Auseinandersetzung fehlt. Das "Bestgeplante Verkehrsinfrastruktur Projekt" Stuttgart 21 der CDU ist so ein "Irres Projekt". Typisch deutsche Beschreibung der 4 Quadratmeter mit BILD-Dung bedrucktem Papier vom 30.Juli 2011 zu Geisslers Irrem Kompromiss. DENKEN VERBOTEN ?

  • DZ
    der zensor kommt

    Ist der Artikel in der taz bedingt durch pure Schlampigkeit derart unsachlich und falsch ausgefallen, oder sind Fakten nur Nebensache da der Leser beeinflusst und nicht informiert werden soll?

     

    Es gab keine Warnsignale, da der Täter nach Berichten von CNN am Asperger-Syndrom litt, verkürzend gesagt einer milden Form des Autismus. Das war schon am gestrigen Abend bekannt.

     

    Die Schusswaffenrate in den USA ist erstens je nach Bundesstaat höher oder niedriger, im Landesdurchschnitt aber geringer als in der Schweiz. Auch das hätten Sie leicht recherchieren können.

     

    Der Besitz von Schusswaffen ist kein Kult, der Hass auf Schusswaffen im linksgrünen Deutschland ist es ja auch nicht. Oder kennen Sie kultische Handlungen?

     

    Es gibt in den USA keine Schusswaffenlobby, sondern eine Interessenvertretung der Bürger. Was Sie mit „Lobby“ suggerieren wollen, ist ebenso falsch als würde ich die Kirchen oder Gewerkschaften als „Lobby“ bezeichnen.

     

    Ein „Gelübde“ zu Schusswaffen? Dann ist es wohl auch ein Gelübde, wenn die Grünen sich vor Wahlen gegen Atomkraft stellen?

     

    Schnellfeuerwaffen - aha. Was ist denn damit gemeint, Frau Hahn? Haben Sie das im Karl-May gelesen, oder sind damit vollautomatische Waffen gemeint? Letzte sind natürlich verboten - was SIE wissen müssten. Oder ist damit faktisch jede Pistole gemeint? Es gibt seit über 100 Jahren faktisch nur noch Selbstladepistolen auf der Welt. Ein Revolver ist dabei im übrigen kaum langsamer als eine Pistole. Auch kein Geheimnis...

     

    Die Debatte über Waffenbesitz sollte offen geführt werden. Denn 30.000 Tote durch Schusswaffen (Unfälle und Suizide eingeschlossen) sind pro Kopf weit weniger Tote, als wir in der Bundesrepublik durch Selbstmorde alleine jedes Jahr zu beklagen haben (ca. 11.000).

     

    
Also reden wir darüber, warum die USA trotz liberaler Waffengesetze nicht gefährlicher sind als es die Bundesrepublik ist. Reden wir darüber, warum unsere harschen Gesetzte zwei Amokläufe nicht verhindert haben. Reden wir darüber, dass bei uns die Ursachen für Amokläufe nicht untersucht werden.


  • W
    wauz

    Einstellungen sind nicht per Gesetz änderbar

     

    So lange die zivile Gesellschaft den Waffenbesitz nicht ächtet bzw. bereit ist, auf einen einigermaßen vernünftigen Gebrauch zu beschränken, werden Gesetzesänderungen nichts bewirken. Man kann das mit dem Rauchen vergleichen. Rauchverbote sind in Deutschland noch nicht lange vermittelbar. Erst der Volksentscheid in Bayern hat Rauchverbote wirklich legitimiert. Wie beim Rauchen in Deutschland braucht ein restriktives Waffenrecht in den USA zumindest eine relative Mehrheit und eine große indifferente Gruppe, damit ein solches Waffenrecht tatsächlich durchgesetzt werden kann.

    Durchsetzen kann es nicht der Präsident. Durchgesetzt (oder auch nicht) wird es an der Basis. Erst, wenn jeder Sheriff fürchten muss, nicht wiedergewählt zu werden, wird ein neues Waffenrecht auch umgesetzt.

  • MG
    Molly Grue

    "ein Irrer oder ein Mensch mit schwwersten psychichischen problemen findet immer einen Weg seinem Hass und seiner Wut Abhilfe zu schaffen."

     

     

    +++

    Natürlich ein Irrer. Damit ist die Sache erledigt. Bin immer wieder ziemlich schockiert über solch undifferenzierten verallgemeinernden Sprüche. Doch das ist ja immer das erste, was an die Öffentlichkeit rausgeht, Sätze wie: Der war immer schon komisch. Das war so ein Stiller.

     

    O weh an all die Stillen und Komischen im Land. Welche Zeiten kommen auf uns zu?

     

    An die Ursachen will niemand ran, da kommt man den Dingen vielleicht zu nahe und möchte es gar nicht wissen, was vielleicht in einem selbst an Potential steckt.

  • W
    Werwohl

    an Hobbit: Wie wahr wie wahr!!!!

     

    Vorschlag für Deutschland zur Änderung des Waffenrechts.

     

    "Freier Erwerb und Erlaubnis zum tragen von Waffen für jeden mit deutschem Pass und einwandfreiem polizeilichen Führungszeugnis."

     

    Dann können auch wir uns wieder schützen. Die Polzei und die Politik tuts eh nicht mehr, sondern arbeitet nur noch für die Großkonzerne und die Bekämpfung des poltischen Widerstands gegen die herrschende poltische Klicke aus CDU/CSU und FDP, SPD und Grüne.

  • J
    Joachim

    Mich erstaunt wieviele deutschsprachige hier die dummen Argumente, die in großen Teilen auf erfunden Informationen basieren, der Waffenlobby NRA nachplappern.

     

    Argument 1: "Die illegalen Waffen sind viel mehr ..."

     

    In der Debatte geht es nicht um Raubüberfälle von Berufskriminellen, sondern um Schüler, die Kinder erschießen. Die Waffen der vergangenen Amokläufe waren alle legal. Nein, ein 16-Jährigen wird nicht zu einem Profi-Kriminellen in dem Moment, wo er sich die Kriegswaffen seiner Mutter aus dem Schrank nimmt.

     

    Argument 2: "Die Schweiz und Israel habe lockere Waffengesetze und keine hohe Anzahl an Morden mit Schusswaffen ..."

     

    Komplett erfunden: In der Vergangenheit durften Schweizer Soldaten am Wochenende Waffen mit nach Hause nehmen. Das ist in den meisten Fällen nicht mehr erlaubt. In Israel braucht man gute Gründe für den Waffenbesitzt und die Waffen werden getrackt. In keiner Industrienation der Welt außer in den USA gibt es Kriegswaffen in Privathaushalten.

     

    Argument 3: "Es gäbe mehr Morde, wenn die Menschen sich nicht mit Schusswaffen verteidigen würden."

     

    Legen Sie doch bitte Zahlen vor, für Omis die sich mit Sturmgewehr bei Raubüberfällen schützen.

     

    Argument 4: "Mord geht auch mit Messern, Jagdwaffen, Gift ..."

     

    Natürlich gibt es Amokläufe mit Messern, und ähnlichem. Die Enden meistens aber mit Verletzten und nicht mit Toten.

  • B
    Bernd

    Die "Waffenlobby" in den USA ist eine Interessenvertretung von über 4 Millionen einzelnen Menschen. Das ist keine böse, böse Lobby im Sinne irgendwelcher Industriekonzerne, das ist eine große Bevölkerungsgruppe. Die Waffengegner sind in den USA eine Minderheit, auch wenn das deutschen Gutmenschen nicht in den Kopf gehen mag.

  • V
    vic

    Hajo und andere,

    hier wird das kranke US-Verhältnis zu Waffen diskutiert.

    Es geht nicht um Autos, Nahrung, Medikamente, Küchenmesser, undsoweiterundsofort.

    Aber das wissst ihr ja.

  • M
    Moneytarismus

    Diverse Fragen werden in dem Buch Matthias "Kehrseite USA" beantwortet.

    Die fetisch, bedingungslose Selbstüberschätzung und verkehrte Innenansicht.

     

    Sind amerikanische Gefängnisse zum Wohle der Rendite überfüllt, warum zahlen deutsche Versicherungsnehmer für deren Priesterpädophile zig Millionen?

    Es ist alles nur ein Geschäftsmodell gepaart mit der Unbesiegbarkeit durch Waffen und Unsterblichkeit der (negativ-positiv) Helden.

     

    Die Erich Fromm Gesellschaft sollte sich unbedingt der Inhalte annehmen.

    Ich fürchte das Think-Tanks und die 1% ähnliches in Europa wollen.

    Bildung der Eltern und Kinder scheint ein Schlüssel zu sein.

  • AM
    Andreas Müller

    Gewaltfanatiker wie Hobbit finden stets Grund, um das "liberale Waffenrecht" der USA zu rechtfertigen, und sei er noch so absurd. Kein vernünftiger Mensch behauptet, durch eine restriktivere Gesetzgebung Massaker wie das von Newtown in Zukunft ausschließen zu können. In Deutschland gab es allein zwischen 1999 und 2009 an öffentlichen Schulen acht Mordanschläge mit mehr als 40 Toten und Dutzenden von Schwerverletzten. Man muss schon von allen guten Geistern verlassen sein, um aus dieser Tatsache eine Begründung für eine Lockerung der deutschen Gesetzgebung in Richtung des von der Waffenlobby diktierten US-Rechtes zu ziehen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Nicht nur dieses sondern auch die restriktiveren deutschen Gesetze sind vom Grundsatz her rigide zu verschärfen.

     

    Das wird selbstverständlich nicht geschehen, und zwar nicht nur deshalb, weil eine mächtige Rüstungsindustrie ihre Interessen exzellent zu vertreten weiß, sondern weil auch demokratisch-verfasste Gesellschaften auf einem Gewaltverhältnis beruhen. Genau deshalb bedarf es eines Staates, der durch das Monopol legitimer physischer Gewaltanwendung definiert ist. Seine Repräsentanten haben nicht die geringsten Skrupel, Kriegsgerät aus den nationalen Waffenschmieden in alle Welt zu verhökern, die zahlungsfähig ist, auch wenn die Rendite mitunter nicht in Heller und Pfennig, sondern mit politischen und/oder wirtschaftlichen Vorzugsrechten wie Militärbasen, Zugang zu Rohstoffen und Märkten usw. ausgezahlt wird. Wo die Fanatiker der Gewalt sitzen ist alles andere als ein Rätsel: an den Schalthebeln der Macht.

  • H
    Hajo

    Bemerkennswert finde ich folgenden Sachverhalt:

    Wenn in den USA 20 Kinder von einem (vermutlich psychisch kranken) 20 Jährigen erschossen werden, erschüttert dies Menschen rund um den Globus und es werden Beileidsbekundungen von Päpsten, Königen und Staatsoberhäuptern geschickt. Und der Ruf nach einem schärferen Waffengesetz wird laut. Solch eine Verschärfung in den USA durchzusetzen kommt in etwa dem Versuch gleich, auf deutschen Autobahnen Tempo 90 einzuführen - und die Wirksamkeit darf mehr als bezweifelt werden.

    An demselben Tag (und dem Tag davor und dem danach auch...) sind weltweit jeweils mehrere 100 Kinder an Unterernährung und den Folgen fehlender medizinischer Versorgung gestorben(Kinder, die militärischen/kriegerischen Auseinandersetzungen zum Opfer gefallen sind, nicht miteingerechnet) - obwohl ausreichend Lebensmittel und Medikamente vorhanden sind! Aber wir bekommen noch nicht einmal das geregelt - haben resigniert? ...keine einzige Meldung, keine Beileidsbekundungen - nichts. Dabei wäre die Empathie, die hier vonnöten wäre, sicher auch den Amis bei ihrem Umgang mit ihrer Schießwut dienlich. Vielleicht sollten wir nicht das schier Unmögliche (und vermutlich wenig Wirkungsvolle) fordern und anstatt nach schärferen Gesetzen zu rufen endlich damit anfangen uns um die zu kümmern, die wirklich Hilfe brauchen - das schafft echten Frieden

  • B
    Beobachter

    Die Autorin verschweigt (bewusst ?) dass sich dieses tragische Ereignis in einem US-Bundesstaat mit den strengsten Waffengesetzen der USA abgespielt hat. Höchstwahrscheinlich wurde durch diese Bestimmungen den Schulbediensteten die einzige Möglichkeit genommen, wirksam gegen den Täter vorzugehen - mit einer Schusswaffe.

    Propagandisten, die sich unter dem Mäntelchen des "freien Journalismus" verbergen um den Menschen das elementare Recht auf Selbstverteidigung abzusprechen, sind eine größere Gefahr als alle Schusswaffen zusammen. Schließlich gibt es das Freiheitsrecht Waffen zu tragen seit der Gründung der USA, Amokläufe dieser Art erst seit dem Aufkommen des Gutmenschentums.

  • JK
    jörg krauss

    Das beste Waffenrecht ist das, welches überhsupt nicht existent ist. Da die Gesellschaft als ganzes dem Neid und der Intolleranz anders Denkenden gegenüber für immer abgeschworen hat. Das ist der Weg und bis zum Ziel können wir verbieten, so viel wir wollen. Tägliches kurz innehalten und "Wie stelle ich mir eine Welt ohne Gewalt vor" praktizieren. Wobei, Gewalt hat viel unterschiedliche "Gesichter".

  • N
    Noncommittal

    In einem der Berichte stand, dass die Waffen der Mutter des Schuetzen gehoert haben. Auch hier in Deutschland sind Kinder oder junge Erwachsene mit der Waffen ihrer Eltern Amok gelaufen. Das sollte man sich gut merken.

     

    Ein psychisch etwas sonderbarer junge Mensch waechst auf und weisst, dass seine Eltern Waffen besitzen. Irgendwann faengt er (oder sie) an zu phantasieren: Wie waere es, wenn ich Mutter umbringen wuerde? Oder Lehrerin? Oder Mitschueler, die mich verachten?

     

    Ich denke, dass hier viel mit Sozialisation und sogar mit Erblichkeit zu tun hat. Ich komme aus einer Familie, wo sich keiner vorstellen kann, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Das geht nicht. Die Amoklaeufer kommen oft aus Verhaeltnissen, wo es normal ist, eine Waffe zu handhaben. Wer mit der Idee aufgewachsen ist, dass eine Waffe eine Loesung fuer ein Problem darstellen kann, und dazu noch psychisch instabil ist, geraet in Versuchung.

     

    Kann man das aendern? Ich bezweifle das. Waffennarren wird es immer geben, und die meisten davon werden voellig harmlos sein. Eine strengere Kontrolle wird gerade dort nicht helfen, wo Menschen in der Familie Zugang zu Waffen haben.

  • M
    Monk

    Ich bin alle Jahre im Süden der USA, und kann bestätigen was einige Vorredner hier schreiben, das Recht auf Waffen ist ein großer Teil der Ideologie der US -Verfassung bei der amerikanischen (vor allem weißen konservativen Bevölkerung). Um solche Amoktaten zu stoppen brauchts wohl mehr als nur ein Waffenverbot, allerdings hätte ich einen Vorschlag, der das Geballere in den USA generell einschränkt, Mindestpreise auf Amuniation - sprich 1 Kugel für 50 Dollar !

     

    Try it out Mr. President!

  • KK
    Kein Kunde

    Moralischer Imperativ

     

    Mit Regierungen, die so fern ab jeglicher Moral stehen wie der US Regierung oder der unseren, ist es mir nur schwer verständlich, selbst im Angesicht großer Tragödien, warum wir keine Waffen tragen sollen.

     

    Mir scheint es nicht weit genug gedacht, die Ursachen nur in Waffengesetzen finden zu wollen.

    Die Kanadier sind ähnlich waffenverliebt wie die US Bürger, schockieren uns dennoch nicht in so hoher Regelmäßigkeit mit Amokläufen (es gab noch 3 weitere in den letzten paar Tagen, welche aber vom hier angesprochenen Massaker überschattet werden).

     

    Die Aufgabe des Rechtes auf Waffen lässt sich nur wirksam begründen, solange der Gesellschaftsvertrag von allen Seiten eingehalten wird.

    Das die Opfer die Falschen sind ist zu betrauern, dass wir die falschen Forderungen daraufhin stellen mindestens ebenso.

  • S
    Susi

    "Als erstes müssen Hintergrundchecks für alle Waffenkäufer eingeführt und der Verkauf und Besitz von Schnellfeuerwaffen gebannt werden."

     

     

    Und was gedenken die hohen Herren und Pazifisten gegen den riesigen Anteil von Illegalen Verkaüfen zu unternehmen? Damit wird mehr schreckliches angestellt.

  • H
    HansDampf

    Es liegt weniger an den Waffen, sondern am US-System und der Art wie die Amis drauf sind. In Kanada z.B. ist der Waffenbestitz prozentual zur Bevölkerung westlich höher. Es passieren aber praktisch keine Taten wie diese.

     

    Das wirkliche Problem ist in den USA genauso wie in Deutschland, dass doppelt so viele illegale Waffe in den Händen von Verbrchern und anderen Leuten sind als legale. Stellt doch mal die Statisk ein, wie viele Menschen umgelegt werden mit illegalen Waffen.

     

    Und jetzt sollen die rechtschaffenden Menschen ihre legalen Waffen, die sie zu ihrem Schutz brauchen, da das Polizeisystem nicht mehr für die Sicherheit sorgen kann, abgeben? Nur weil ein verschwindend geringer Prozentsatz von ihnen durchklinkt. Dann verbietet aber auch alles, mit dem ein Psychophat die Leute killen kann. Küchenmesser, Autos, Knüppel aus dem Wald, Steine, Bennzin, Chemische Stoffe, Gifte, Beine, Füsse, Fäuste, Motorsägen, Schraubenzieher, Sportbögen, Armbrüste, Schwerter, ...... Die Liste dürfte lang sein. Ein Irrer findet immer einen Weg.

  • H
    Handsome

    Also erst mal ist das Recht auf Schußwaffen in der verfassung festgeschrieben. Da kann man nicht so einfach dran rütteln.

    Dann: ein Irrer oder ein Mensch mit schwwersten psychichischen problemen findet immer einen Weg seinem Hass und seiner Wut Abhilfe zu schaffen. Wenn nicht mit einer legalen Schußwaffe, dann mit etwas anderem.

     

    Außerdem muss man, wenn man schon Statistische Zahlen erwähnt es auch detailliert angebn. Wieviele legale Waffen gibt es? Mit wievielen davon wurden Morde begangen. Wieviele davon wären ohne Schußwaffe nicht begangen worden. Wieviele Straftaten konnten von Leuten mit legalen Waffen verhindert werden. Wieviel Morde wurden mit illegalen Waffen begangen. Wie kann man illegale Waffen verhindern. Wie hoch würde die Mordrate sein, wenn sich die Menschen nicht mehr mit einer Schußwaffe verteidigen könnten.

     

    Wieviele Menschen bei Amokläufen könnten noch leben, wenn Leute im Kreis der Opfer Waffen getragen und sich verteidigen hätten können?

     

    Blanker Aktionismus und Pazifismuswahn und das laute Schreien nach Verbopten hat noch nie etwas gebracht. Man muss die Psyche der Menschen ändern bzw. das System, das die Leute dahin gebracht hat verändern. Sonst erreicht man durch ein Verbot nur das Gegenteil. Morde werden von Gedanken und Hirnen begangen und nicht von Schußwaffen.

  • UM
    Ulli Müller

    Wie meinte gestern der Waffenboss vor laufebnder Kamera:

    Hätte es kein Waffenverbot an der Schule gegeben, wären die Lehrer (Schüler?) bewaffnet gewesen, ...!

     

    Mir tun die leid, die noch irgendwelchen Verstand im Amiland vermuten!

  • HB
    Herr Bert

    Wir wissen, was es bedeutet, sich mit Waffenschmieden anzulegen: Obama wird vogelfrei. Seine einzige Chance besteht darin, offen zuzugeben, dass er nichts ausrichten kann, weil er um sein Leben fürchtet - auch wenn er zurücktreten muss. Schließlich hat er mit zu verantworten, dass nach Bush weiter rumgeballert wird wie zuvor in "god's own country". Vermutlich spielt er auch jetzt auf Zeit, spuckt große Töne, und wieder hält er nichts von seinen Verlautbarungen. Die Öffentlichkeit muss realisieren, in welcher Paranoia sie gefangen gehalten wird!

  • TF
    Thomas Fluhr

    Nicht die Waffe macht den Täter. Eine Waffenkontrolle ist gut, aber was nützt es den Toten, ob die Waffe registriert war oder nicht.

    So lange die amerikanische Nation überzeugt ist/wird, dass Probleme nur mit Gewalt zu lösen sind, wird es weiterhin solche Todesfälle geben. Selbstjustiz, Rache, das Recht des Stärkeren... man schaue sich nur die amerikanischen Blockbuster an, die Nachrichten oder die Außenpolitik Amerikas an. Bei solchen Vorbildern bedarf es mehr, als nur einer strengeren Waffenkontrolle. Aber einen Mentalitätswechsel kann man nicht erzwingen, wer das Schwert zieht, wird durch das Schwert umkommen.

  • L
    Logic

    Die Debatte über Waffenbesitz wird doch die sein, ob Lehrer jetzt im Unterricht eine Waffe tragen dürfen. Das ist doch die Logik der NRA. Jeden anderen Versuch Obamas werden die Republikaner und FOX schon zu verhindern wissen.

  • H
    Hobbit

    Obama muß vor allem die Schwachköpfe aus anderen Ländern ignorieren, die meinen ihm Empfehlungen aussprechen zu müssen.

     

    Die Amerikaner sind um ihr liberales Waffenrecht wirklich zu beneiden. Daß das auch viele Idioten ausnutzen, ist klar. Aber lieber so, als die Hysterie, die hier in Deutschland veranstaltet wird, wo jeder vorbildliche Jäger, Förster oder auch nur Sportschütze als potenzieller Massenmörder gilt.