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Einige Mediziner vertreten heute die Meinung, dass die meisten HIV-Infizierten nicht an der Infektion ansich sterben, sondern an den Medikamenten.
Man sollte hier deshalb - bei aller Begeisterung - auch die Nebenwirkungen dieser Medikamente nicht unterschlagen.
Naja, mal gucken wie das dann im Detail geregelt wird - wenn es denn überhaupt dazu kommt: Muss man sich dann erklären bei Arzt und Kasse, quasi die Hosen runterlassen? Wie viele Sexualpartner, auf welche Weise kennengelernt? Welche Praktiken? Aktiv? Passiv? Wird das dann überprüft? Geht's auf Zuruf? Dürfen dann die besonders promisken Heterosexuellen, deren Persönlichkeitsrechte auf freie Ausübung ihrer Sexualität ebenfalls berücksichtigt werden müssen, das Mittel auch bekommen? Wird es Verfahren bis vor das Verfassungsgericht wegen Diskriminierung geben? Ich bin gspannt, der Teufel liegt im Detail.
Das Plädoyer für Klientelpolitik und der identitäre Tenor des Artikels von Herrn Wrusch ist voll daneben.
Ich erwarte von einem schwulen Gesundheitsminister, dass er nicht Politik nur für Schwule oder vorrangig für Schwule macht. Wenn er vorrangig Politik für seine "eigene Community" machen würde, wäre er aus meiner Sicht in dem Job verkehrt.
Ich erwarte außerdem, dass die HIV-Prophylaxe auch Heterosexuellen zugute kommt.
Meinen Krankenkassenbeitrag sehe ich deutlich lieber für sinnvolle HIV-Prophylaxe ausgegeben als beispielsweise für sinnlose Zuckerkugeln. Aber nicht als Wasser auf identitären Mühlen von wem auch immer.
@rero Weitere Aufklärung (wenn die Bereitschaft besteht diese überhaupt aufzunehmen) unter der Seite des eigentlichen Berichts zum Thema von mir im Kommentarbereich.
@rero Wow. Genau eine (=1) Entscheidung und schon sind wir bei Vorwürfen, Spahn mache Politik „nur für Schwule”.
Ich erwarte von einem heterosexuellen Minister auch, dass er auf Klientelpolitik zugunsten Heterosexueller verzichtet, aber da kann ich lange warten LOL
@rero Diese "Zuckerkugeln" sind als Schutz vor AIDS genau so effektiv wie Kondome. Wenn die Ausbreitung von HIV eingedämmt wird, dann profitieren dann auch Heterosexuelle davon, etwa die Ehefrauen von heimlich bisexuellen Männern, die dann nicht angesteckt werden. Ausserdem werden nicht nur Homosexuelle mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr in den Genuss dieser medikamentösen Prophylaxe kommen, sondern auch andere Risikogruppen wie Drogenabhängige und Prostituierte. Auch muss die medikamentöse Prophylaxe nicht die herkömmliche Vorbeugung mit Kondomen ersetzen. Man kann auch beides gleichzeitig anwenden, um so einen maximalen Schutz zu bekommen.
@vulkansturm Mit den Zuckerkugeln meine ich, wie Vroni M. schrieb, wirklich Globuli.
Die Krankenkassen zahlen mittlerweile wegen der Konkurrenzsituation eine Reihe von Leistungen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich fraglich ist.
Dagegen ist die HIV-Prophylaxe mal sinnvoll.
Genau, weil alle davon profitieren.
Und um dazu möchte ich mich nicht in irgendeine sexuell-identitäre Gruppe einreihen müssen.
@vulkansturm Ich vermute mit "Zuckerkugeln" meinte User Rero homöopathische Globuli.
Und an User E. Goldstein: warum wäre es homophob, wenn alle, die dies wünschen, diese Vorsorge-Tabletten bekommen könnten?
Wie soll der Arzt oder die Kasse überhaupt prüfen, ob ich einer Risikogruppe angehöre? Beurteilt der Arzt nach einem intensiven Gespräch über das Sexualleben die Notwendigkeitoder müssten eidesstattliche Erklärungen abgegeben werden? Wäre das für Betroffene Homosexuelle Männer etwa angenehmer?
@rero Keine Angst, diese Gesellschaft ist schon noch homophob genug, als das Heterosexuelle plötzlich nichts mehr vom Kuchen abbekommen ;)
@emanuel goldstein Dass die Krankenkassen auf die Medikamente "nur für Schwule" raufschreiben werden, habe ich ja nicht erwartet. :-)
Wir ging es nur um die Sichtweise des Autors, die ich deutlich kritisiere.
Dieser identitäre Kram bringt langfristig niemanden weiter.
@rero ..hmm.. irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass jemand seine Homophobie dahinter versteckt, dass er das Wort "identitär" verwendet - das ja eigentlich klar belegt ist und das - auch wenn es durchaus konservative queere Menschen gibt (der unselige Herr Spahn ist da ja ein "gutes" Beispiel) - definitiv in diesem Zusammenhang nicht stimmig ist. (ich hol DIE Keule echt nicht gern raus, aber…)
Was die PreP angeht - die ist ja nun mal nicht nur für MSM (und deren eventuell vorhandenen Ehefrauen) sinnvoll, sondern auch z.b. für Sexworkerinnen (und damit deren Kundenkreis). Die Kreise sind ja auch beliebig erweiterbar. Darüber - und dass es wünschenswert wäre, wenn jeder, der glaubt sie nutzen zu wollen sie als Vorsorgeleitung bezahlt bekommt - dürfte doch wohl Einigkeit bestehen?
@rero Der rechtsdrehende Spahn wird der letzte Schwule sein, der sich dem abseitigen Vorwurf der Klientelpolitik aussetzen wollen würde. Ihn, der sich ja als ehem. Finanzstaatssekretär oder Startup-Helfer eher auf monetärem Terrain bewegt hatte, haben hier wohl die eindeutigen Facts und die vorteilhaften Kostenvergleiche für die PrEP eingenommen.
Dass er rechnen kann, wollen wir ihm doch mal zubilligen. Beim Englisch gab's da ja in Berlin wohl schon eher mal Zweifel.
Dass er auch schwul ist, tut nichts zur Sache. Wird sich bestimmt auch schon mal ein anderer Gesundheitsminister/- in für irgendein Vorsorgethema engagiert haben und der oder die hatte auch irgendeinen persönlichen Bezug dazu (Familienplanung, Krebsvorsorge etc.) Ausgerechnet bei einem schwulen Minister mit dem Vorwurf der Klientelpolitik zu kommen ist an sich schon wieder homophob.
Machen Sie den Vorwurf auch Dobrindt oder Scheuer, weil die privat vielleicht gern mit ihrem BMW mit 200 km/h über die Autobahn brettern und gleichzeitig gegen ein Tempolimit sind?
Hamburger Amtsgericht verurteilt eine Aktivistin der Letzten Generation wegen Sachbeschädigung. Sie hatte in der Hamburger Uni Parolen gesprüht.
Kommentar Aids-Vorsorge auf Rezept: Er kann auch anders
Gesundheitsminister Spahn will HIV-Prophylaxe zur Kassenleistung machen. Dafür gebührt dem CDU-Rechtsaußen ausnahmsweise Lob.
Wer hätt's gedacht? Die schwule Community hat Grund, den CDU-Gesundheitsminister zu feiern Foto: dpa
Man hat ja selten die Gelegenheit, den CDU-Rechtsaußen Jens Spahn zu loben. Jetzt ist es also soweit: Gut gemacht, Herr Spahn!
Der Bundesgesundheitsminister kündigte in einem Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt an, dass die Krankenkassen künftig die Kosten für Medikamente zur HIV-Prophylaxe – kurz PrEP – übernehmen sollen. Bislang müssen NutzerInnen selbst zahlen, 50 bis 70 Euro pro Monat. Häufig haben sie sich günstigere Generika im Internet besorgt und wurden nicht medizinisch begleitet. Spahns Vorschlag ist also durch und durch sinnvoll. 2017 haben sich weltweit rund 1,8 Millionen Menschen mit dem HI-Virus angesteckt. Auch in Deutschland bleibt die Zahl der Neuinfektionen konstant bei rund 3.100 jährlich.
Besonders gefährdet sind schwule Männer, ihr Infektionsrisiko ist laut UN 28 Mal höher als das von Heterosexuellen. PrEP kann die Zahl der HIV-Infektionen deutlich verringern, wie Erfahrungen aus den USA, England und Australien zeigen. Langfristig können so Kosten für eine lebenslang notwendige HIV-Behandlung gespart werden. Die deutsche Aids-Hilfe spricht am Freitag von einem „Meilenstein für die HIV-Prävention in Deutschland“.
Spahns Vorstoß überrascht. Nachdem er sich die ersten Monate seiner Amtszeit vor allem mit ressortfremden Themen wie der Flüchtlingspolitik beschäftigt hatte, befasst er sich nun endlich mit Dingen, die in seiner Verantwortung liegen. Und er risikiert damit Stress von rechts. Denn wahrscheinlich sitzt die AfD bereits am Schreibtisch und tippt empörte Pressemitteilungen: „Jetzt soll der Sozialstaat auch noch für das wilde Rumgevögel von Schwulen zahlen!“ Und auch in seiner eigenen Partei werden sich nicht alle mit dem Vorhaben anfreunden. Ist halt immer noch irgendwie eklig: Schwule, Sex und HIV.
Besonders beliebt hat sich der homosexuelle Spahn in den vergangenen Jahren nicht gemacht in der eigenen Community. Jetzt setzt er sich endlich für ihre Belange ein. Deshalb nochmal – so schwer es auch fällt: Herr Spahn, das haben Sie gut gemacht!
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Jens Spahn
Kommentar von
Paul Wrusch
Ressortleiter wochentaz
Jahrgang 1984, hat Journalistik und Soziologie in Leipzig studiert. Seit 2009 ist er bei der taz. Nach seinem Volontariat war er Redakteur in der sonntaz, bei taz.de, bei taz2/Medien und im Inlandsressort. Jetzt Ressortleiter der wochentaz.
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