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Kommentar AfD beim KatholikentagEine Frage der Realitäten

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Zum Laienfest der Katholiken im Mai in Münster ist auch ein AfD-Politiker eingeladen. Dagegen erhebt sich Protest. Er ist gerechtfertigt – und doch falsch.

Der Katholikentag in Münster – ein Spiegel der Gesellschaft? Foto: dpa

Z wietracht, nicht Frieden, sät eine Einladung, die das Zentralkomitee der deutschen Katholiken zu seinem größten Laientreffen im Mai in Münster aussprach: Zu einer Debatte mit Vertretern von Parteien, die im Bundestag vertreten sind, hat das Komitee auch Volker Münz, kirchenpolitischer Sprecher der AfD, eingeladen. Und das wollen, so formuliert es eine durch eine Fülle von Theolog*innen und katholischen Laienaktivist*innen unterzeichnete „Münsteraner Erklärung“, viele Katholik*innen nicht hinnehmen.

Die AfD, und sei es nur über einen ihrer Funktionäre, stelle „eine Normalisierung einer menschenfeindlichen und hasserfüllten Politik dar“. Außerdem breche die Einladung „mit der bisherigen klaren Linie der Abgrenzung“ zur AfD, die auf dem Katholikentag 2016 in Leipzig befürwortet wurde. Darüber hinaus verkörpere die Präsenz des Bundestagsabgeordneten auf dem Glaubensfestival „einen Bruch“ mit „dem langjährigen breiten und starken Widerstand der Münsteraner Öffentlichkeit“.

Und sie haben ja recht, die Protestierenden: Die AfD ist genau so, wie sie schreiben – gegen das Credo des Christlichen in fundamentaler Weise verstoßend. Rechte und Rechtspopulisten bekämpfen das, wofür die christlichen Kirchen in Deutschland auch kämpften: die offene Gesellschaft. Sie und nur sie markiert die wichtigste Differenz zu nationalsozialistischen Konzepten – Menschenfreundlichkeit, Weltoffenheit und Neugier. Andererseits, und darauf kommt es an, ist die AfD und ihre Wählerschaft eine Realität, und zwar eine durch Beschlüsse nicht aus der Welt zu schaffende.

Insofern ist der Wunsch, der Katholikentag möge AfD-frei bleiben, freundlich, ja, kämpferisch gesinnt, widerspricht aber dem Gebot der Anstrengung im Argumentativen. Jeder private Zirkel darf sich darauf verständigen, sich nicht dem Gift des Rechtspopulismus auszusetzen. Ein Katholikentag, wollen seine Engagiertesten und Menschenachtendsten sich nicht Reinheitsphantasien ergeben, darf dies nicht. Denn auch in katholischen Milieus wird AfD gewählt. Um zu verhindern, dass die AfD aus einer möglichen Ausladung vom Katholikentag ein Martyrium konstruiert, eine Opferrolle ergreift, sollte dies ausgehalten werden: Die AfD als eine deutsche Realität anzuerkennen. Seien ihre Leute Sünder, Zöllner und Zeloten: Man muss sie in der öffentlichen Arena stellen und ihnen die Chance verwehren, sich als Underground zu inszenieren.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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3 Kommentare

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  • Gebot der Anstrengung im Argumentativen - Ja.

     

    Aber auf einem Katholikentag, auf dem Kirche sich öffentlich zeigt, der AfD ein Podium für ihre verlogene Sprache geben, geht gar nicht. Hier überwiegt das öffentliche Bild. Alle Argumentationsversuche in diesem Rahmen sind zum Scheitern verurteilt.

     

    Von mir aus kann der Veranstaltungspunkt komplett gestrichen werden, dann muss man auch den Herrn Münz nicht ausladen.

     

    Die kath. Kirche kann sich auch ohne die kirchenpolitischen Sprecher der Parteien überlegen, welche Signale sie in Richtung Politik senden will.

  • Opferrolle hin offener Dialog her... Eine Partei in der auf allen Ebenen und von so weiten Teilen der Mietglieder Grund- und Menschenrechte negiert werden, hat das Recht am Diskurs zu praktizieren verloren.

    Und wenn noch so große Teile der Gesellschaft dies Unterstützen, sind solche Positionen und damit auch deren Vertreter nicht diskussionswürdig und daher abzulehnen und auszugrenzen.

    (Ja ich weiß moralische Überheblichkeit und so..aber Töten und deportieren ist dann eben doch Inakzeptabel und das ist nun mal die Kernforderung dieser Partei)

  • Zur AfD gehören auch Nazis - Selbst in der Parteiführung.

    Die AfD ist nicht Gegner. Die AfD ist Feind.