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Kommentar AfD als drittstärkste ParteiPartei der Männer

Heiko Werning
Kommentar von Heiko Werning

Bei Frauen kommt die AfD kaum an. Sie ist das Sprachrohr von Männern, denen ihr als natürlich empfundener Machtanspruch entglitten ist.

Plötzlich entdeckt: AfD will Frauen beschützen – jedenfalls in Deutschland Foto: dpa

N ach der jüngsten Emnid-Umfrage ist die AfD derzeit die drittstärkste Partei in Deutschland. Dass das direkt mit der Flüchtlingskrise zu tun hat, ist ebenso ersichtlich wie, dass „Köln“ dafür als wirkungsvoller Brandbeschleuniger fungiert hat.

Und ist es nicht auch verständlich, dass nach den massenhaften Übergriffen jener verhängnisvollen Silvesternacht Frauen sich nun wehren und daher die wählen, die schnelle Lösungen versprechen?

Aufhorchen lässt da allerdings, dass nur 2 Prozent der Frauen für die AfD stimmen würden. 98 Prozent sind also offenbar nicht der Meinung, dass die Rezepte der AfD sie schützen könnten. Oder schätzen die Bedrohungslage gar nicht als so dramatisch ein, dass sie deswegen diese Partei wählen würden. Dagegen wollen 17 Prozent der Männer für die Wutbürger vom rechten Rand stimmen.

Dazu passt der grauenhaft paternalistische Tonfall, in dem Frauen jetzt überall in den Medien zurechtgewiesen werden, wenn sie für eine etwas differenziertere Sichtweise werben. Denn wer oder was die deutsche Frau bedroht, das kann der deutsche Mann immer noch am besten beurteilen. Sie selbst überblickt das ja alles gar nicht so richtig. So sehen sie aus, die Beschützer der holden Weiblichkeit: sich um das Wohl der Frauen sorgen und jede, die anderer Meinung ist, mit Vergewaltigungswünschen und Gewaltfantasien überziehen.

Die AfD ist das Sprachrohr einer Männerriege, der ihr als natürlich empfundener gesellschaftlicher Machtanspruch allmählich entglitten ist und die jetzt durch die Flüchtlingskrise noch einmal die wohl letzte Chance wittert, sich in archaischer Weise als Beschützer der Horde aufzuspielen.

Es sind weniger die Frauen, die sich vor den Flüchtlingen fürchten, als die Männer

Es sind also wohl weniger die Frauen, die sich vor den Flüchtlingen fürchten, als die Männer, die Angst davor haben, die Frauen könnten ihnen weglaufen. Wenn man sich die AfD-Sympathisanten so anschaut, scheint das zumindest eine überaus berechtigte Sorge zu sein.

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Heiko Werning
Autor
Heiko Werning ist Reptilienforscher aus Berufung, Froschbeschützer aus Notwendigkeit, Schriftsteller aus Gründen und Liedermacher aus Leidenschaft. Er studierte Technischen Umweltschutz und Geographie an der TU Berlin. Er tritt sonntags bei der Berliner „Reformbühne Heim & Welt“ und donnerstags bei den Weddinger „Brauseboys“ auf und schreibt regelmäßig für Taz und Titanic. Letzte Buchveröffentlichung: „Vom Wedding verweht“ (Edition Tiamat).
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19 Kommentare

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  • "Es sind also wohl weniger die Frauen, die sich vor den Flüchtlingen fürchten, als die Männer, die Angst davor haben, die Frauen könnten ihnen weglaufen."

     

    Angesichts der aufgezeigten Perspektive, dass sich Frauen den attraktiveren männlichen Zuwanderern zuwenden, ist das Verhalten der AFD-Männer doch nachvollziehbar. Sie werden durch das sich durch jährlich 500000 männliche Zuwandere ergebende zahlenmäßige Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen um ihre Chance auf Gründung einer Familie gebracht. Wir bekommen indische Verhältnisse. Aber immerhin schön bunt.

  • Diese Leute machen Politik mit sexueller Gewalt.

    Die feministische Selbsthilfe macht

    Politik gegen sexuelle Gewalt. Hätte nicht gedacht, dass Analyse so einfach sein kann.

  • Aber immerhin gehört die Bundesvorsitzende der AfD zu den 2% und auch die Vorsitzende eines der Landesverbände gehört dazu. Und immerhin sind rund 40% ihrer Mitglieder weiblich. Da kommen schon Zeifel auf, ob die Umfragewerte stimmen.

    • @Müller Peter:

      Also für die Emnid-Zahlen gibt es eine Quelle, aber woher sie die Zahl 40% haben, das würde mich schon interessieren. Die letzte Zahl die ich finden kann ist von Ende 2014 und besagt, dass der Frauenanteil in der AFD 15,4% beträgt. 40 % sind nicht einmal bei den Grünen gegeben. Da kommen schon Zweifel auf, ob ihre Zahlen stimmten.

  • "Denn wer oder was die deutsche Frau bedroht, das kann der deutsche Mann immer noch am besten beurteilen. Sie selbst überblickt das ja alles gar nicht so richtig. So sehen sie aus, die Beschützer der holden Weiblichkeit: sich um das Wohl der Frauen sorgen und jede, die anderer Meinung ist, mit Vergewaltigungswünschen und Gewaltfantasien überziehen."

     

    Schöne Polemik, aber vergisst leider die Realität, dass Frauen die Bedrohungslagen viel persönlicher wahrnehmen als Männer und sich in bestimmte Gebiete eben gar nicht mehr trauen, was wiederum Männer nur schwer nachvollziehen können.

     

    Die AfD muss man nicht ablehnen, weil sie Frauen "schützen" will, sondern weil sie keine Rezepte hat. Es ist in jeder Gesellschaft normal, dass Männer Frauen beschützen.

    • @Ansgar Reb:

      "Es ist in jeder Gesellschaft normal, dass Männer Frauen beschützen." Häh? Da haben die Frauen in Köln was ganz anderes erlebt oder war das eine Halluzination, was da geschehen ist?

      • @Jürgen Matoni:

        Ich glaube nicht, dass die kriminellen "Antänzer" ihre Kultur würdig repräsentieren. Meine afghanischen Freunde empfehlen sogar "Kopf ab" für diese Vorfälle - bisschen harter Tobak. Man hört zu wenig davon, wie negativ die Vorfälle bei AsylbewerberInnen und integrierten MigrantInnen aufgenommen werden, die sich dagegen wehren, mit solchen Menschen in einen Topf geworfen zu werden. Zu Recht.

  • Nazis + Hooligans + AfD-Patriarchat-Zombies = freilaufende 'große' Koalition gemeingefährlicher Paranoiker .

    • @APOKALYPTIKER:

      Vier Schildkröten + mutagene Substanzen = Teenage Mutant Ninja Turtles

  • Also ein weiterer Aspekt der Radikalisierung, nicht mehr und nicht weniger. Letztlich muss ich aber zähneknirschend sagen, dass eine Demokratie eine Partei wie die AfD aushalten können muss.

     

    Letztlich ist es aber immer so, dass Sexismus (also Menschen verschiedener Geschlechter grundsätzlich verschiedene Rechte zuzugestehen) nur die Urform von Rassismus ist.

     

    Und Sexismus springt bei passender Gelegenheit immer sehr leicht in Rassismus über, weil die grundsätzliche rechtliche Gleichbehandlung aller Menschen hier schon von Anfang an nicht gegeben ist.

     

    Das gilt natürlich für kulturell oder religiös bedingte Frauenverachtung und Männerherrlichkeit ganz genau so. Es bleibt spannend!

    • @Mustardman:

      "Es bleibt spannend !"

      Ja sicher . Weil Dummheit nach dem Grundgesetz weiterhin erlaubt bleibt , selbst abgründig-gemeingefährliche .

       

      Auch Typen , die das "spannend" finden , kann das Gesetz nichts anhaben .

      • @APOKALYPTIKER:

        Ich finde das "spannend" im Sinne von "Mögest du in interessanten Zeiten leben" (angebliches chinesisches Sprichwort) oder "Wo aber Gefahr wächst, da wächst das Rettende auch" (Hölderlin).

         

        Ich finde das auch spannend in dem Sinne, dass ich das Schicksal der Menschheit nicht schon für vorherbestimmt und unausweichlich halte. Jeder von uns macht die Zukunft und etwas Besonnenheit und auch Streit und Argumente können da nur helfen.

         

        Sorry für meine Dummheit, ich bin auch nur ein Mensch.

      • @APOKALYPTIKER:

        Nett, wie Sie Ihren Vor-Kommentatoren als "Typen" bezeichnen, den Ihrer Ansicht nach "abgründig-gemeingefährliche" "Dummheit" auszeichne. - Kennen Sie ihn denn?

        • @Albrecht Pohlmann:

          Nein , die von Ihnen so gesehene Zuordnung des "Typen" zu der von mir so qualifizierten Gruppe der "abgründig-gemeingefährlichen" Dummen habe ich nicht gemeint und sehe das auch jetzt nicht so . Es gibt ein ziemlich weites Feld von "normaler" (Partial-) Dummheit .

           

          Giftige Polemik , ohne die Grenze zur Beleidigung zu überschreiten , werde ich mir auch künftig nicht versagen . Die Angegeriffenen sind nicht wehrlos .

  • Die AfD hat da viel mit dem Islam gemein. Im Islam ist der Status der Frau nicht so gering wie häufig angenommen wird. Allerdings ist die Achtung vor dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen gering. Solange Frauen ihre vorgegebene Rolle einhalten, sind Achtung und Respekt eher noch höher als im Westen. Wenn dagegen Frauen aus diesem Kontext herausfallen - weil sie sich für einen anderen Weg entscheiden oder weil sie herausgerissen werden, sinkt die Achtung und einige betrachten sie als "vogelfrei".

    Die AfD ist da nicht so viel anders. Sie will die Frauen schützen, in dem sie ihnen eine Rolle vorgibt. Kein Wunder, dass sich dies die meisten Frauen nicht viel davon halten.

    Auch im Christentum gibt es da eine entsprechende Tradition, die in unserer Gesellschaft zumindest ausserhalb der AfD überwunden zu sein scheint.

     

    So fällt die Kritik der AfD am islamischen Frauenbild auf sie selbst zurück. Was nicht bedeutet, dass das islamische Frauenbild nicht zu kritisieren wäre. Genauso wie das Frauenbild des Vatikans oder der CSU - und übrigens nicht nur das Frauenbild: Das Männerbild liegt noch viel mehr im argen - und das übrigens nicht nur am rechten Rand und bei den Konservativen.

    • @Velofisch:

      [...] Beitrag entfernt. Bitte achten Sie auf Ihre Ausdrucksweise. Die Moderation

    • @Velofisch:

      Dass die Probleme außerhalb der AfDer überwunden sind bezweifle ich, ansonsten eine schöne Zusammenstellung.

    • @Velofisch:

      :-)))