Kommentar Abschiebung von Jakiv Palij: Ein alter Nazi mehr
Es ist richtig, dass Deutschland den Nazi-Kollaborateur Jakiv Palij aufnimmt. Die Bundesrepublik hat schon eine Menge Alt-Nazis durchgefüttert.
J akiv Palij ist ein Betrüger. Der Mann hat bei seiner Einbürgerung in die USA falsche Angaben gemacht. Palij ist auch ein Nazi-Kollaborateur. Er hat sich in einem SS-Ausbildungslager zum Wachmann ausbilden lassen. Ob der Mann aber auch ein Massenmörder war, das wissen wir nicht, und wir werden es wohl niemals erfahren. Es finden sich keine Dokumente über seine Verwendung. Es ist gut möglich, dass Palij in einem Vernichtungslager Juden in den Tod trieb. Nur beweisen lässt sich das nicht.
Dass die USA diesen Mann nicht im Land wohnen lassen möchten, ist mehr als verständlich. Die Abschiebung von Jakiv Palij nach Deutschland beendet für sie einen schmerzhaften Prozess. Jahrelang haben Menschen in New York dagegen protestiert, dass ein Nazi mitten unter ihnen seinen Ruhestand verbringen durfte. Donald Trump ist es nun gelungen, ihn loszuwerden.
Dafür kann er sich der Zustimmung der überlebenden Opfer und ihrer Nachfahren sicher sein. Aus amerikanischer Sicht kann man nur sagen: Well done, Mr President! Aus deutscher Sicht aber bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Palij wird für den Rest seinen Lebens hier bleiben. Er wird gepflegt werden, wie es sich gehört, er wird finanzielle Hilfen erhalten, ein Obdach, Essen, Kleidung. Das alles bekommt der Nazi-Kollaborateur aus Mitteln des Staates. Zugleich reichen die Beweise aber nicht aus, um ihn anzuklagen. Also finanziert die Bundesrepublik den Lebensabend eines rüstigen Nazis.
Dass Deutschland Palij aufgenommen hat, ist dennoch richtig. Denn aus den Verbrechen im Nationalsozialismus erwächst Verantwortung. Es wäre den Amerikanern gegenüber unzumutbar, dass dieser Mann weiterhin in New York leben darf. Wenn ihn schon kein anderes Land aufnehmen mag, dann ist dieses Land gefragt. Denn ohne die Deutschen wäre Palij niemals zum Nazi-Kollaborateur geworden. Und die Bundesrepublik hat schon eine Menge Alt-Nazis durchgefüttert. Da kommt es auf einen mehr auch nicht an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Diskussion um US-Raketen
Entscheidung mit kleiner Reichweite