Kolumne Wir retten die Welt: Warum nicht #WirAlleForFuture?

„Fridays for Future“ ist als Schülerbewegung bekannt. Dabei sollten wir alle streiken, von Lehrern hin zu Gepäckkontrolleuren.

Junge Frauen halten Schilder, auf denen Parolen und "FridaysforFuture" steht

Das Klima geht nicht nur Schüler*innen an Foto: Amanda Perobelli/reuters

Meine Frau seufzte, als sie die taz zur Hand nahm: „Oje, wieder schlechte Nachrichten vom Klima.“ Schuld war ihr Mann. Der hatte geschrieben, wie die Arktis dahinschmilzt. Und erst hinterher gesehen, dass die UNO in ihrem Bericht einen Fehler gemacht hatte: Sie hatte den schlimmsten Fall der Emissionen angenommen (was derzeit ziemlich realistisch ist), aber dann eine Erwärmung der Arktis von 5 bis 9 Grad vorhergesagt, selbst wenn das Pariser Abkommen eingehalten würde (was so nicht stimmt).

Korrekt wäre: Die Arktis schmilzt schnell. Aber wenn wir Paris einhalten, klettern am Nordpol die Temperaturen „nur“ um höchstens 5 Grad. So ist das mit den „guten Nachrichten“ im Treibhaus: Viel „WENN“ und ein großes ABER.

„Gute Nachricht“ vom Mittwoch: Deutschlands CO2-Emissionen sind 2018 um 4,5 Prozent gesunken. ABER: Gleichzeitig scheitert die Verkehrskommission, weltweit klettern die Emissionen auf einen neuen Rekord.

„Gute Nachricht“: Mittwochabend sitzen die CDU- und SPD-Chefinnen Annegret Kamp-Karrenbauer und Andrea Nahles auf einem Podium. AKK braucht nur handgestoppte 18 Minuten, bis sie sagt: „Wir haben das Klimathema zu lange aufgeschoben.“ Nahles sekundiert: „2019 wird ein Klimajahr.“ ABER: Sie führen die Parteien, die seit Jahrzehnten den Klimaschutz an die machtlosen Ökos outgesourct haben.

„Gute Nachricht“: Alle solidarisieren sich mit „Fridays for Future“, jetzt auch #EntrepreneursforFuture. Toll. ABER: Immer noch schicken wir unsere Kinder allein auf diesen Kreuzzug. Warum streiken nicht auch die LehrerInnen? Was ist mit den Bäckerinnen? Den Bademeistern, den Steuerfahnderinnen oder Zahnärzten? Ein politischer Streik wäre verboten und so heftig umstritten, wie es die Untätigkeit der Politik sein sollte. Wenn die Bänder bei VW und BMW am Freitag stillständen, machten #CarmakersforFuture klar, dass Andi Scheuer ihre Zukunft riskiert. An den Airports würde #GepäckkontrolleforFuture CO2 einsparen, wenn Flüge ausfielen. Und #SoldiersforFuture riefen, nun ja, zum Generalstreik fürs Klima.

Klimapolitik braucht Druck nicht nur von 14-Jährigen. Solange wir denken, das sei immer eine Sache der anderen, der #wer-auch-immerforFuture, so lange wird das nichts mit den guten Nachrichten. Also: Freitags stehen alle Räder still, weil der Klimaschutz es will.

Ich bin übrigens fein raus. Diese Kolumne schreibe ich am Donnerstag.

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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