Kolumne Wichtig: Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re: Homolo
Jetzt antwortet der Chef: Wie es ist, als Mann zur taz zu kommen und was all das mit einer toten Maus aus Kindheitstagen zu tun hat.
U nd, Frau Akrap, hat sich schon irgendeine gescheite Frau gefunden, die diesen Mist, der in der Welt zum Thema Feminismus („aus tiefstem Herzen gleichgültig“ u. v. a. m.) verzapft worden ist, wieder wegwischt? Ist schon gesabbert worden? Sind die Lätzchen schon verteilt? Gibt es schon eine Antiradikalposition? Und ist es wirklich eine gute Idee, den Chef, ihn, einen Er, auf Ihre Kolumne antworten zu lassen?
Der ist einst Sportredakteur in dieser Zeitung geworden, obwohl er ein Mann ist, und hat sich darüber natürlich gefreut, wenngleich er es bestimmt verstanden hätte, wenn ihm eine Frau vorgezogen worden wäre. Doch so blieb die Frauenquote in der Sportredaktion arg niedrig (null Prozent). Und doch fühlte sich der angehende Redakteur damals irgendwie ungerecht behandelt von der taz. Im Vorstellungsgespräch hatte ihn niemand gefragt, ob er Kinder habe, die ihm vielleicht hier und da ein kleines Stückchen von seiner Arbeitszeit wegbeißen hätten können.
Einer Frau, hat er sich seinerzeit gedacht, wäre das nicht passiert. „Übrigens, ich habe auch zwei kleine Kinder zu Hause“, hat er dann noch in die Runde geworfen. „Dass du von einem taz-Gehalt keine Familie ernähren kannst, ist dir ja hoffentlich klar“, war die Antwort darauf, und so hatte das Gespräch am Ende doch ein emanzipatorisches Zipfelchen. Aus der Ernährerrolle war der Sportredakteur en passant entlassen worden.
Heute will er an dieser Stelle nicht als Opfer-Vater sabbern. Von denen gibt es in diesen Tagen schon genug. Ein solcher, der darum kämpft, dass auch von ihm als Vater die Rede ist, wenn es wieder einmal um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, wollte er nie sein.
Es mag ein paar arme Männerschweine geben, das glaubt er gerne. Er fühlte sich aber nie als arme Sau. Fast nie.
Doch, stop! Er wollte ja nicht sabbern.
Es fällt ihm zwar auf, dass er als Mann nicht vorkommt, wenn im Kundenmagazin des dm-Marktes von der Vereinbarkeit von Beruf und Haustier die Rede ist, will aber darin kein großes gesellschaftliches Problem sehen. Es ist ihm aus tiefstem Herzen gleichgültig. Doch ein bisschen fühlte er sich doch ertappt, als er den Artikel gelesen hat. Denn damals, als er noch ein Kind war, hat er sich mit seiner Schwester ein Haustier geteilt, eine Maus. Er kann sich noch gut an den kleinen grauen Gesellen erinnern, dem sie den Namen Sepp gegeben haben, nachdem die Mutter das Tier auf vielfaches Quengeln hin auf einem Kinderflohmarkt gekauft hatte.
Als Sepp sich eines Tage das Leben nahm, indem er mit seinen Krallen seine Schlagader geöffnet hat, war er doch recht schuldbewusst. Er, der Bruder, hatte sich doch arg wenig um den kleinen Kerl gekümmert. Er kann sich nicht daran erinnern, jemals den Käfig gereinigt zu haben. Hat er gar gedacht, das sei Frauensache?
Er war es dann, der den kleinen Kadaver liebevoll in Zewa eingewickelt und in den Mülleimer gegeben hat. Ob er damit etwas gutmachen konnte, weiß er bis heute nicht.
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