Kolumne Wichtig: Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re:R
Es wäre angebrachter, Sexualkunde zu unterrichten statt das „Horst-Wessel-Lied“ zu summen. Das zeigen Dialoge unter Jugendlichen im Netz.
Randalieren für Bisexuelle, dafür hat die Frau Stokowski Zeit. Klar, schließlich verplempert sie ihre Zeit auch nicht damit, Spackos zu ficken. Spackofickerin! Wenn sich dieser Diss erst mal auf den Schulhöfen rumspricht, könnte es zünden, wie einst „Ich komm aus Kreuzberg, du Muschi“.
Das Bonmot steht erst am Anfang seiner Karriere. Das ergibt die Google-Recherche, Grundlage für jede gute Kolumne. Einen einzigen Treffer für „Spackoficker“ hat die Suchmaschine zu bieten. Der Hinweis „Einige Ergebnisse wurden möglicherweise aufgrund der Bestimmungen des europäischen Datenschutzrechts entfernt“ fehlt. Es ist also nicht davon auszugehen, dass es mal mehr Einträge gab.
Das allereinzigste Ergebnis in 0,31 Sekunden führt auf das Forum der Seite www.maedchen.de: „falsche reihenfolge, dilara. Das hab ich mir auch schon gedacht, aber irgendwie wollte ich dann doch nicht mit so’m spacko ficken. [Smiley mit großer Sonnenbrille und offenem Mund]“.
Dieser Eintrag war als Antwort auf folgende Feststellung formuliert worden: „NIALL IST NOCH JUNGFRAU, IHR WIXER!! :cry::cry::cry::cry::cry: Weil wenn nicht, spring ich erst von ner Brücke und such mir jemanden zum ficken! :cry::cry::cry:“. Niall ist übrigens Mitglied einer Boygroup.
An der Oberschule in Berlin-Köpenick täte man vielleicht ganz gut daran, diesen Dialog in den Rahmenlehrplan aufzunehmen, wenn es um den Grundkurs dadaistische Lyrik, die Geschichte des Feminismus, die Einführung in die Soziologie oder um den Sexualkundeunterricht geht. Es wäre sicher pädagogisch wertvoller, als die Schüler das „Horst-Wessel-Lied“ summen zu lassen.
Ob das Internet überhaupt in die Schule gehört, ist für einige offenbar immer noch ein ähnlich ungelöstes Problem wie die Zukunft der Printmedien. Unter dem Titel „Internet raus aus den Schulen?“ streiten sich in der F.A.S Mathias Müller von Blumencron (Chef von Internet) und Jasper von Altenbockum (Chef von Inland) darüber, ob das Internet „dumm“ macht.
Herr von Internetgegner meint, dass viele „Digital Natives“ lieber nicht an ihr „Geschwätz von gestern“ erinnert werden wollen. Dass Sascha Lobo sich sehr wohl an sein Geschwätz von gestern erinnert, und zwar kritisch, ist dem Konservativen freilich ein Problem. Denn es macht ja nunmal seine Haltung zur Welt aus, dass er so lange an seinen Überzeugungen festhält, bis sie untergeht. Bis der Konservative erkennt, dass sein Geschwätz von gestern wirklich von gestern ist, braucht es schon einen Hitler im Endstadium.
Im Übrigen ehrt es uns sehr, dass nach der Welt jetzt auch die F.A.S. die Wichtig-Kolumne so ernst nimmt. Denn eins ist doch glasklar: Die Vorlage für das Streitgespräch der Herren von Blumencron und von Altenbockum sind die Herren Schwul und Schwuler.
Leser*innenkommentare
mowgli
Randalieren für Bisexuelle? Na, die werden sich freuen! Ist doch immer schön, wenn andere Minderheiten noch unattraktiver sind als man selber. Für Frau Stokowski scheinen das die Spastiker, die Untergewichtigen und die Lernbehinderten zu sein. Da fühlt man sich als Mensch, der nicht auf Arschlöcher steht (auch dann nicht, wenn sie vollkommen gesund, normalgewichtig und durchschnittlich intelligent sind) gleich wieder irgendwie snobistisch.
Nun ja, Hauptsache in der Schule lernt man was über Wagner und Schumann. Dass ein "Hitler im Endstadium" dem Konservativen als solchem hilft, seine Überzeugungen zu korrigieren oder wenigstens sein "Geschwätz von gestern" als solches zu erkennen, glaube ich jedenfalls nicht. Einen "Hitler im Endstadium" hatten die Deutschen schließlich schon. Konservative, die ihre Uralt-Überzeugungen für überaus zeitgemäß halten, gibt es trotzdem. Freiwillig korrigieren sich echte Konservative nie. Das, schließlich, macht sie ja zu Konservativen: Die Überzeugung, dass sie im Recht sind, so lange sie selbst noch irgend eine Form von Macht ausüben, sei es über Untergebene, die Ehefrau, die eigenen Kinder oder auch nur den Hund der Familie. Macht, schließlich, kommt für Konservative direkt von Gott. Sie ist die Belohnung für erbrachte Leistungen. Und so lange Gott mit ihnen ist, gibt es nichts zu korrigieren für echte Konservative.