Kolumne Rambazamba: Zauberer wie Neymar
Missgunst und Häme schlagen so manchem Fußballstar entgegen. Doch wer Ausnahmespieler als „überschätzt“ abtut, überschätzt sich selbst.
D er dümmste unter den dummen Kommentaren zu einem Ausnahme-Fußballspieler lautet: „Der wird sowieso überschätzt.“ Wer dies kaltschnäuzig nun auch über das dramatische Ausscheiden des brasilianischen Superstars Neymar sagt, ist nicht nur arg herzlos, sondern vollständig ahnungslos.
Denn ein Neymar, so wie auch ein Messi, ein Ronaldo, ein Özil, ein Robben, all die großen Talente, über die immer wieder mal behauptet wird, sie seien höher bewertet als verdient, sind Ausnahmen vom Durchschnitt. Sie können etwas, was nicht alle können.
Das so fußballkommentatorisch abgedroschene Wort „zaubern“ könnte dafür richtiger nicht sein. Es sind Künstler am Ball, die mit diesem etwas anstellen, was kaum in Worte zu fassen oder gar rational erklärbar ist. Es ist eben Zauberei, Magie, Göttliches.
Die Fußballspieler aber sind glücklicherweise keine Götter, sondern fehlbar, haben auch mal eine schlechten Tag oder spielen gar ein schlechtes Turnier (was im Fall von Neymar bei dieser WM allerdings nicht ansatzweise zutrifft). Aber sie sind der Grund, warum auf der ganzen Welt Fußball geguckt wird und nicht Handball oder Wasserball. Wer zu solchen Fußballspielern sagt, dass sie „überschätzt“ sind, überschätzt seine eigene Kompetenz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja