Kolumne Press-Schlag: Der Platz für Frauen auf dem Platz
Die ARD-„Sportschau“ könnte die Leerstellen ihrer Sendung mit der Fußball-Bundesliga der Frauen füllen. Warum tut sie es nicht?
W enn ich wissen will, wie Turbine Potsdam gespielt hat, muss ich googeln. Manchmal gibt es auch einen Stream, wenn es das Topspiel des Tages ist. Wenn man sich für den SC Sand interessiert, muss man noch mehr googeln. Dass mich das mal bewegen würde, hätte ich nie erwartet und kam zufällig. Für die Frauenbundesliga hat sich in unserer Mädchenfußballmannschaft keine Sau interessiert. Wir haben lieber „Sportschau“ geguckt. Wäre es anders gewesen, wenn Frauenfußball in der „Sportschau“ stattgefunden hätte?
Ach ja, die gute alte „Sportschau“. Die Bilanz nach diesem Samstag war wie so oft ein bisschen ernüchternd. Kein Nordderby (weil um 18 Uhr), kein Debüt von Sagnol (weil am Sonntag), und auch keine Hoffenheimer und Leipziger, weil gute Teams prinzipiell nicht dann spielen, wenn „Sportschau“ ist. Aber immerhin spart man sich dadurch auch Grottenspiele wie das letzte Nordderby. Die „Sportschau“ ist wie ein Blumenkohl, von dem nur noch der Strunk übrig ist. Voraussichtlich ändert sich das erst mal nicht. Aber sie könnten etwas Gutes daraus machen.
Die „Sportschau“, immerhin, hat jetzt viel Platz für die Zweite Liga, auch für die Dritte. Die verstümmelte Bundesliga bringt den SC Paderborn oder Fortuna Köln zurück auf die Landkarte, und wir gucken jetzt auch Zusammenfassungen von Holstein Kiel. Warum aber hat in dieser entrümpelten „Sportschau“ die Frauenbundesliga keinen Platz? Nicht ein einziges Spiel? Sie zeigen Zusammenfassungen der Dritten Liga der Männer, aber nicht Turbine gegen Wolfsburg. Das muss sich ändern.
Natürlich gibt es das Argument der mangelnden Nachfrage. Aber wird Nachfrage entstehen, wenn kein Angebot sichtbar ist? Eher nicht. Eine komplette Erste Liga findet außerhalb des Radars statt. Wie dumm sind wir, uns das zu leisten? Schon ein Topspiel der Frauenbundesliga in der „Sportschau“ würde was bringen. Die Reichweite wäre enorm. Dass die Frauenbundesliga aus gutem Grund sonntags spielt – die gelegentlichen Samstagsspiele sind wegen der Männer-Konkurrenz etwa halb so gut besucht –, ist kein unüberwindbares Hindernis.
Ein ausgesuchtes Topspiel könnte am Freitagabend oder Samstagmittag stattfinden. Oder in der „Sportschau“ am Sonntag. Dass es so wenig Publicity gibt, daran sind auch die Vereine schuld. Das Portal Womensoccer klagte zuletzt, man habe von gerade mal einem Drittel der Vereine Nachberichte zum Spiel erhalten. Es kostet Mühe, auf den Radar zu kommen. Wollen wir wirklich auch noch die nächste Generation einseitig füttern?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Auf dem Rücken der Beschäftigten
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag