piwik no script img

Kolumne Luft und Liebe[x] Schlimmer als Hitler

Leser_innenbriefe sind eine Wissenschaft für sich. Heute bieten wir Ihnen: Eine kleine Handreichung für mehr Effizienz.

Ständig kriegt man sowas. Foto: imago/Chromorange

W er kennt das nicht? Sie kommen abends von einem anstrengenden Tag nach Hause, wollen eigentlich nur die Füße hochlegen, sich schön eins zischen, aber nein, die Pflicht ruft. Das halbe Internet ist noch leer, Sie müssen ran. Die Dinge in Ordnung bringen.

Wir als junges Start-up-Gehampel haben nun eine kompakte Lösung für Sie, die Ihren Alltag effizienter werden lässt. Unsere einfache wie geniale Idee: Tagtäglich wird wertvolle Zeit in Leserbriefe gesteckt, die im Grunde einen ähnlichen Markenkern enthalten.

Diese Zeit können Sie nun sparen. Für nur 9,99 € können Sie unser Formular „Leserbrief Classic“ downloaden und ganz nach Ihren Wünschen customizen.

Lesen Sie hier eine exklusive Preview!

Zutreffendes bitte ankreuzen, Unzutreffendes ggf. durchstreichen, Mehrfachnennungen möglich

„Sehr geehrte/Liebe/Hallo Frau Stokowski/Storckowsky/Stkowskiki, ich habe Ihren Text …

[ ] gerne gelesen

[ ] gelesen

[ ] nicht ganz zu Ende gelesen

… und möchte hierzu anmerken,

[ ] dass ich mich jedes Mal über Ihre Texte freue

[ ] dass ich Ihre These für falsch halte

[ ] was ich generell über Feminismus denke

[ ] was ich generell über Sie denke.

Ich habe mich gefragt, ob Sie …

[ ] auch mal ein Buch schreiben?

[ ] folgende Studie über benachteiligte Jungs/Falschbeschuldigungen/räumliche Orientierungslosigkeit bei weiblichen Säuglingen kennen?

[ ] überhaupt schon mal richtig gefickt wurden?

Und kennen Sie womöglich …

[ ] unseren kleinen Verlag?

[ ] diesen vorzüglichen 19-jährigen Speyside-Whisky?

[ ] RICHTIGE MÄNNER?!

[ ] meinen Penis, hm?

[ ] Thomas, meinen Neffen, der macht auch Journalismus?

Ich würde Ihnen gerne …

[ ] unser Programm

[ ] eine Flasche davon

[ ] eine Briefbombe

zukommen lassen. Nennen Sie mir hierzu bitte Ihre Adresse. Generell denke ich, Sie sind …

[ ] als Person

[ ] wie alle Feminist_innen

[ ] wie alle Kolumnist_innen

… im Grunde …

[ ] genau mein Fall

[ ] selber sexistisch

[ ] aufmerksamkeitsgeil

[ ] paranoid

[ ] schlimmer als Hitler.

Sie müssten vielleicht einfach …

[ ] mehr Geld verdienen

[ ] weniger rumschreien

[ ] rischtisch gefickt werden

[ ] auch in den Arsch

[ ] auf Ihre weibliche Intuition hören.

Wenn Sie mir nicht antworten, gehe ich davon aus, dass …

[ ] Sie hoffentlich im Urlaub sind

[ ] Sie tot sind

[ ] Ihnen die Meinung von Männern SCHEISSEGAL ist

[ ] Sie überhaupt nicht verstanden haben, wie gelebte Demokratie funktioniert.

Mit freundlichen Grüßen / Bis hoffentlich bald / Gute Besserung / Verstehst du? (Vorname, Name, ggf. Beruf)“

Zusatzangebot „Leserbrief Plus“ (4,99 €): Wenn Sie nach einer Woche keine Antwort erhalten, wird Ihre Mail automatisch noch drei Mal abgeschickt.

Upgrade „Chefsache“ (3,99 €): Ihre Mail wird an die Chefredaktion weitergeleitet mit dem Zusatz: „Dafür wurde die taz nicht gegründet! Verkaufen Sie die Alte doch bitte an …

[ ] Brigitte Woman

[ ] Vice

[ ] einen russischen Heiratsschwindler

[ ] den Teufel

[ ] Spiegel Online.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Margarete Stokowski
Autorin
Jahrgang 1986. Schreibt seit 2009 für die taz über Kultur, Gesellschaft und Sex. Foto: Esra Rotthoff
Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • Neues Foto? Hübsch!

  • Liebe Frau Stokowski,

     

    ich mag Ihre Beiträge sehr - ehrlisch, ischwöre! Aber auch die insgesamt sehr durchwachsenen Leserkommentare, die sie immer hervorrufen, sind mir ans Herz gewachsen. Ich rate daher von der Verwendung solcher Formulare dringend ab. Auch die völlig unsympathische, an Mobilfunkabzockerkriminalität angelehnten Preisgestaltung vermag mich nicht umzustimmen. Ein großer Teil der Reflexfunktionskontrolle würde so unwiederbringlich verloren gehen. Das Wort "Feminismus" im Zusammenhang mit Irgendwas ist doch längst zum zuverlässigsten Lackmustest für den geistigen Zustand des Landes der Dichter und Denker geworden, welches sich ja neuerdings einer ganz außergewöhnlichen Beliebtheit erfreut. Nicht der tote Leser ist der gute Leser, dann doch schon eher der noch zuckende Zellhaufen, der so zuverlässig auftaucht wie das Amen in der Kirche.

    Ich wünsche Ihnen trotzdem noch ein (auch sexuell) angenehmes Wochenende. In Dankbarkeit.

     

    Ihr Rainer B.

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Es greift dieser Tage weit um sich, das Abwürgen der Kommentarsektionen. Im Guardian wird es wuchtig debattiert. Auf den deutschen Medien-Plattformen teils einfach umgesetzt (FR z.B. alles über Flucht und Vertreibung). Dass sich selbst Merkel nun für vermehrte Kontrollen engagiert wird beklatscht. Leute wie Lobo vertreten die These der Ansteckungsgefahr von Dummheit und Aggression. Es gibt einen hintergründigen Auftrieb, dass es mit der Offenheit des Netzes und seiner Möglichkeiten, sich zu äußern, doch keine so gute Idee war.

     

    Was mich dabei erstaunt, wie wenig die dadurch gewonnenen Erkenntnisse konstruktiv verarbeitet werden. Stattdessen wird unterstellt, dass Differenzierungsmangel und fehlende Ambiguitätstoleranz eine Krankheit sei, die hoffentlich bald zum Tode der daran Erkrankten führt. Auf der anderen Seiten bilden sich derart Weltsichten und Erfahrungsformen, die selbst immer weniger belastungsfähig und diskurskritisch sind, weil die Diskurse bereits durch entsprechende Filter vorformatiert werden.

     

    Wissenschaftler und Journalisten sollten die Kräfte sein, die diese Entwicklung kritisch begleiten und hinterfragen. Auch wenn es manchmal nervt. Dünnhäutigkeit und Empfindlichkeit darf man sich einfach nicht leisten, wenn man die Gesellschaft und ihre Kräfte zu verstehen sucht. Reflexivität ist die Kraft, mit der man den nötigen Abstand gewinnt. Mir ist der gegenwärtige Journalismus viel zu handzahm, gefällig und auf die Wahrung von Fassaden bedacht.

  • Großartig! Wann gibt's das als Äpp?

    Ein Zufallsgenerator für unqualifizierte Pöbelei muss auch rein!

  • Liebe Stkowskiki,

     

    ich habe Ihren Text nicht ganz zu Ende gelesen und möchte hierzu anmerken, was ich generell über Feminismus denke.

     

    Ich habe mich gefragt, ob Sie folgende Studie über benachteiligte Jungs/Falschbeschuldigungen/räumliche Orientierungslosigkeit bei weiblichen Säuglingen kennen?

     

    Und kennen Sie womöglich meinen Penis, hm?

     

    Ich würde Ihnen gerne eine Briefbombe zukommen lassen. Nennen Sie mir hierzu bitte Ihre Adresse. Generell denke ich, Sie sind wie alle Kolumnist_innen im Grunde schlimmer als Hitler.

     

    Sie müssten vielleicht einfach auf Ihre weibliche Intuition hören, auch in den Arsch.

     

    Wenn Sie mir nicht antworten, gehe ich davon aus, dass Sie überhaupt nicht verstanden haben, wie gelebte Demokratie funktioniert.

     

    Gute Besserung

     

    D.B. Häuser

     

    PS: Das ist brillant. Endlich in der Lage zu sein, auszudrücken, was ich wirklich denke und fühle. Danke, Frau Stokoruski!

  • Geht absolut in Ordnung, bis auf die Kosten ! So spare ich doch in informeller Weise nen Haufen Geld. Eine evtl tiefgreifendere Premiumversion dürfte aber ruhig was kosten, bspw:

     

    Ich bestehe darauf, dass Sie meinen Leserbrief beantworten, sonst

    [ ] verfalle ich in Apathie

    [ ] verklage ich Sie auf Nötigung

    [ ] schreibe ich Ihnen nur schlechte Kommentare in die Spalte

    [ ] schreibe ich Ihnen nie wieder

  • Geliked!

  • Sehr schön, können Sie das bitte auch noch für die Kommentarfunktion erstellen? Das würde meinen Zeitplan doch ungemein entlasten. :)

    • @Karlheinz:

      Typisch Mann! ...hat einen Zeitplan... Ich mache einfach immer das Wichtigste zuerst.

      • @mowgli:

        Ich doch auch. Also mache ich zuerst mal einen Plan...