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Kolumne Leipziger VielerleiMit Kanonen auf gefräßige Weibchen

Jana Lapper
Kolumne
von Jana Lapper

Durch die Woche in Leipzig mit geplatzten Träumen, braven Jägern, die Umweltschützer sein wollen und als Snack ein Männchen hinterher.

Is was? Die Gottesanbeterin fühlt sich jetzt auch in Leipzig wohl Foto: belence

M it Pauken und Trompeten wurde Anfang des Jahres verkündet: Eine Direktverbindung von Leipzig/Halle nach New York soll es bald geben. Auf ihrem Weg von Karatschi in Pakistan nach New York sollten die Maschinen der Fluglinie Pakistan International am Airport in Schkeuditz Halt machen. Wie ein Sechser im Lotto sei das, jubelte Flughafenchef Johannes Jähn seinerzeit. Schließlich wäre das die einzige interkontinentale Verbindung von Leipzig aus.

Doch die erste Maschine ist noch nicht einmal gestartet, da soll es auch schon wieder vorbei sein. Die Fluglinie habe finanzielle Schwierigkeiten. „Traum vom New-York-Direktflug geplatzt“, schreibt das Vergleichsportal Check24. „Ausgeträumt“, titelt eine traurige Leipziger Volkszeitung.

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Bleibt die Frage, was genau sich die Betreiber*innen da erträumt haben. Haben sie sich bereits auf Augenhöhe gesehen mit den großen Metropolen dieser Welt? Und jetzt mal ehrlich: Wie viele Leipziger*innen wären tatsächlich nach New York geflogen – geschweige denn nach Karatschi? Die Frage ist sowieso, ob man jemals dort angekommen wäre – Pakistan International zählt im internationalen Vergleich zu den unpünktlichsten Fluglinien.

Einer ist das sowieso egal: der Gottesanbeterin. Die kommt auch ohne Direktverbindung nach Leipzig. Alles, was sie dazu braucht, ist der Klimawandel. Zum Brüten benötigt die Fangschrecke eine warme Umgebung – dank Erderwärmung gibt es die jetzt auch in Leipzig. Über sieben Zentimeter kann das Weibchen groß werden. Damit wird sie zumindest den männlichen Tieren gefährlich. Nach dem Liebesspiel gönnt sich die Gottesanbeterin nämlich gerne noch das Männchen als After-Sex-Snack.

Angst müssen die Leipziger aber nicht vor der gefräßigen Gottesanbeterin haben. Sollte sie sich doch einmal zur Plage entwickeln, haben wir dafür ja unsere braven Jäger. Spätestens seit der „Jagd und Angeln“, der „Messe für Wald und Forst, Jagd, Angeln und Sportschießen“ am vergangenen Wochenende, weiß die ganze Stadt: Sie sind die größten Tierliebhaber und Umweltschützer. So zumindest ihre Selbstdarstellung. Vielleicht streifen bald Hobbyschützen und Jäger durch den Auwald oder lauern hinter Häuserwänden, wo sie dann mit ihren Kanonen auf Gottesanbeterinnen schießen.

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Jana Lapper
Redakteurin
Jahrgang 1991. Seit 2018 bei der taz, seit 2019 als Redakteurin im Auslandsressort mit Schwerpunkt online und Südosteuropa.
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1 Kommentar

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  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Burkhard Jung hat doch letzens schon mit der Zahl von 800.00 Einwohnern rumhantiert und nach römischer Feldherrenart den ganzen Raum zwischen den Autobahnen beansprucht (Cäsar: De bello Gallico - "Gallien als Ganzes zerfällt in drei Teile [...]" - Welches Gallien?).

    Was wäre so ein Marschall ohne Direktflug nach New York?

     

    Diese Ausgabe von "durch die Woche" hat mir gefallen, nicht nur, weil diesmal nichts fett gedruckt ist - oder ist das eine Rubrik?