Kolumne Leipziger Vielerlei: Chaos ahoi!
Durch die Woche in Leipzig mit einer bunten Freibeutertruppe, dem verdienten Weltuntergang und ganz vielen Bienen.

Wird Sachsen bald von Insekten und Freibeutern übernommen? Foto: dpa
Kennen Sie den schon? Kommen zwei FDP-Mitglieder, eine Piratin und eine Ex-Linke in den Leipziger Stadtrat und schließen sich zu einer unabhängigen Fraktion zusammen. Das schizophrene Politprojekt läuft seit Mittwoch unter dem Namen „Fraktion Freibeuter“. Als kleinsten gemeinsamen Nenner haben sich die Mitglieder auf die Themen Transparenz, Bürgerbeteiligung und Minderheitenschutz geeinigt.
taz.leipzig erwartet noch Großes von den vieren. Wie wäre es mit dem Vorschlag für ein fast bedingungsloses Grundeinkommen? Einzige Voraussetzung: Ausgezahlt wird nur gegen Selbstgeißelung und ein fünfzigfach runtergebetetes „Meine Armut kotzt mich an“.
Vorbild für Widersprüche könnte die Umweltpolitik von Porsche sein. Der Hersteller aerodynamisch geformten Penisersatzes produziert in Leipzig künftig auch Honig. 5,6 Millionen Bienen sollen um die Fabrikhalle angesiedelt werden. Als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie hat der Autobauer bereits Bachläufe, Weidenflächen und Feuchtbiotope angelegt – damit sich die Bienchen auch wohl fühlen.
Aber seit vergangenem Sonntag wissen wir ja, dass sich der Firlefanz um den Umweltschutz eh nicht mehr lohnt. Falls Sie es verschlafen haben: Um 2.56 Uhr erschütterte ein Erdbeben der Stärke 3,0 die Region. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Sachsen vom Erdboden verschluckt wird. Diesmal blieben Verwüstungen noch aus. Um das Epizentrum im westlich von Leipzig gelegenen Schkeuditz haben maximal ein paar Gläser und Kühe gewackelt.

Im Rahmen der „Zukunftswerkstatt“ der taz erscheint jeden Freitag statt der Neuland-Seite eine eigene Seite für Leipzig, die taz.leipzig: geplant, produziert und geschrieben von jungen Journalist*innen vor Ort.
Sie haben Anregungen, Kritik oder Wünsche an die Zukunftswerkstatt der taz? Schreiben Sie an: neuland@taz.de. Das Team der taz.leipzig erreichen sie unter leipzig@taz.de
Vielleicht haben wir den Sachsenuntergang auch verdient. In keinem Bundesland wurden 2016 mehr tätliche Angriffe auf Journalisten gezählt. Nach einer Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit gab es deutschlandweit mindestens 19 Übergriffe, 7 davon in Sachsen. Schlechter kann es unter Regentschaft der Freibeuter auch nicht laufen.
Leser*innenkommentare
mowgli
"Schlechter kann es unter Regentschaft der Freibeuter auch nicht laufen."
Mit dieser Behauptung wäre ich sehr, sehr vorsichtig. Eine solche Einstellung ist für (gefühlt) 85% allen Ärgers verantwortlich, den wir gerade haben.
Die "Freibeuter" waren eine Weile nicht mehr unterwegs in Mitteldeutschland. Verständlich, dass weitgehend in Vergessenheit geraten ist, was Freibeuterei war. Ich helfe gern mit einem Wikipedia-Auszug weiter. "Als [...] Freibeuterei" steht da zu lesen, "werden Gewaltakte und Plünderungen auf See von dazu staatlich beauftragten privaten Seefahrern bezeichnet". Die Sachsen sollten sich also nicht verwundert ihre trüben Augen reiben, wenn die vier Leipziger Stadtrats-Musketiere demnächst dazu übergehen, unter dem beifall ihrer LandesherrInnen Hälse durchzuschneiden, Bäuche aufzuschlitzen und Schiffe in die Luft zu sprengen in dem Bestreben, gewissen Ärschen einen möglichst angenehmen Sitz zu verschaffen
Pink
@mowgli Och Mensch ! Ohne Goffee gonn isch nisch arbeeden.