Kolumne Habibitus: Horror aus der Flasche

Montag ist Halloween. Aber wie gruselig ist bitte das Leben? Um katastrophalen Kostümen vorzubeugen, hier ein paar Tipps.

Okay. That's creep Foto: ap

Kennt ihr Halloween? Das ist dieses US-amerikanische Geisterfest, an dem sich Kinder verkleiden und durch Wohnviertel wandern, um durch erschrecken Süßigkeiten zu erpressen. Erwachsene feiern das ein bisschen anders, die werfen sich in ihre Kostüme, gehen auf Parties, betrinken sich und erschrecken sich dann am nächsten über ihren Kater, also wie Fasching ohne Karamellen.

Diese Festivität erstreckt sich, wie Weihnachten, nicht mehr nur über den angelsächsischen Raum, sondern hat auch in Deutschland einige Fans (siehe saisonales Angebot mit Fratzenkürbis-Motto im Supermarkt). Mir gefällt das schon auch ganz gut, nur fürchte ich mich vor dem Katastrophenpotenzial der Kostüme. Wie auch zu Karneval greifen Partygäste gelegentlich bis häufig zu antisemitischen, rassistischen, sexistischen, transfeindlichen, homofeindlichen, klassistischen oder ableistischen Verkleidungen.

Von Blackfacing und Afroperücken bis aufklebbaren überdimensionalen, buckeligen Nasen habe ich schon alles gesehen. Manchmal sind die Kostüme nicht per se problematisch, aber trotzdem unangebracht: Derzeit empfiehlt es sich beispielsweise nicht, als gruseliger Clown auf die Straße zu gehen.

Jedenfalls fällt Halloween dieses Jahr auf einen Montag und am Wochenende steigen einige Sausen im Voraus. Damit niemand in riesige Fettfässer stampft und sich blamiert, habe ich eine Liste mit wirklich furchteinflößenden und unproblematischen Kostüme für euch rausgesucht.

Blauer Vogel im Gesicht

Wie wäre es zum Beispiel mit bekannten Gespenstern wie Frauke Petry, Donald Trump, Horst Seehofer? Oder, wenn es etwas literarischer sein darf, dem Twitter-Account von Erika Steinbach? Für letzteres einfach einen blauen Vogel ins Gesicht malen und ein paar Highlights aus ihrer unterirdischen Timeline ausdrucken und an die Kleidung hängen.

Wer keine Einzelperson imitieren will, kann sich auch als Ticketkontrolleur_in des lokalen öffentlichen Verkehrsnetzes verkleiden. Oder als eine dieser jungen Menschen mit bunten Westen und dicken Ordnern, die in der Innenstadt für Hilfsorganisationen aufdringlich nach Spenden fragen. Als freigeistiger Typ mit Kinnbart (optional) und Gitarre erschreckt eine_r sicherlich auch viele Menschen (vor allem jene mit Geschmack). Funktioniert auch im Trikot als Fußballfan, dafür das Musikinstrument durch einen 0,5-Liter--Bierbecher auswechseln.

Wem Ganzkörperverkleidungen zu langweilig sind, kann auch einfach zu gruseligen Accessoires greifen, denn die Realität ist bekanntlich Horror genug: Ein Kontoauszug mit vierstelligem Dispo, Erinnerungen an die Steuererklärung, ein WG-Putzplan, Kommentarspalten unter linken feministischen Artikeln, der DHL-Sendezettel eines verschollenen Pakets oder ein WhatsApp-Gruppenchat mit allen Verwandten und 420 ungelesenen Nachrichten.

Ich jedenfalls werde dieses Jahr zur schlichten Variante greifen. Für eine Party mit mehrheitlich weißen Gästen habe ich mir ein ganz kleines Accessoire mit größtmöglichem Schockpotenzial besorgt: ein Fläschchen scharfe Soße.

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Hengameh Yaghoobifarah studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik an der Uni Freiburg und in Linköping. Heute arbeitet Yaghoobifarah als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus, Popkultur und Medienästhetik.

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