piwik no script img

Kolumne Gott und die WeltDer Untergang der toten Omas

Kolumne
von Micha Brumlik

Das Grützwurstgericht „Tote Oma“ gab es nur in der DDR. Es zeugt von einer kannibalischen Kultur, die zum Glück mit der DDR verschwunden ist.

Keine Angst: Hier wird nur die Olma-Wurst zubereitet. Omas gehören nicht zu den Zutaten Foto: dpa

I n der Süddeutschen Zeitung vom 3. November kritisiert Jens Schneider den pathologisierenden Umgang westdeutscher Beobachter mit den Bewohnern der ehemaligen DDR: „Was ist bloß falsch mit denen …“ Nun, das ist jetzt leicht zu beantworten, denn: Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass nicht nur der mauer- und stacheldrahtbewehrte Staat der DDR, sondern auch und gerade ihre jetzt wieder so gefeierte Alltagskultur zu Recht untergegangen und von der Erdoberfläche verschwunden sind, hier ist er: Vor Kurzem ging in dem Taunusstädtchen Bad Soden, einem kleinen Kurort in der Nähe der Messestadt Frankfurt/Main, eine Ausstellung der Frankfurter Künstlerin und Filmemacherin Martina Elbert zu Ende.

Unter dem Titel „Seismogramme“ war in der Sodener Kunstwerkstatt e. V. unter anderem ein Objekt zu sehen, das den Namen „Mauerreste“ trug und aus fünf übereinandergestapelten Konservendosen bestand, die je 800 Gramm eines Blut- beziehungsweise Grützwurstgerichts enthielten. Will man dies Gericht selbst herstellen, möge man folgender Anweisung folgen:

„1. Von der Wurst die Pelle abziehen und grob kleinschneiden. Den Speck fein würfeln. Die Zwiebeln schälen und ebenfalls fein würfeln. 2. Den Speck und die Zwiebeln in einem Topf kurz andünsten, dann mit Brühe ablöschen. Die Wurst in die Brühe geben und bei milder Hitze köcheln lassen, bis sie ganz zerfallen und ein dicker Brei entstanden ist. 3. Alles kräftig mit den Gewürzen abschmecken und gegebenenfalls mit Semmelbröseln etwas andicken. 4. Dazu passen Kartoffeln und Sauerkraut oder auch Kartoffelbrei und Apfelmus.“

So weit, so deftig, aber: Erst die von Elbert ausgestellten Konserven eröffnen die ganze Wahrheit über dieses Nahrungsmittel: Auf der Konserve ist – unter dem schwarz-rot-golden gerahmten Staatswappen der DDR, Hammer und Sichel – eine rüstige, bebrillte, verschmitzt dreinschauende alte Frau im Gewand einer Köchin zu sehen, die dem Betrachter einen Topf entgegenhält. Der Name des so bebilderten Konservengerichts aber lautet erstaunlicherweise – immerhin in Anführungszeichen – „Tote Oma“.

Ein Gericht wie ein Verkehrsunfall

Kulinarhistoriker mögen sich den Kopf zerbrechen, wann ein Gericht unter diesem Namen erstmals urkundlich erwähnt wird. Eine einschlägige Website zur Küche der DDR – „Munchies“ – bemerkt dazu Folgendes: „Von Humor zeugt auch folgendes Gericht aus Blutwurst, Kartoffelpüree und Sauerkraut: Da es nicht unbedingt appetitlich aussieht, nannte man dieses Grützfleisch auch Tote Oma oder Verkehrsunfall.“

Die Tote Oma heißt Tote Oma, weil die Blutwurst in der Pfanne beim Braten ja aufplatzt und damit nicht sehr appetitlich ausschaut

Auf einer anderen Website, auf „netmoms“, antwortet „MsMel“ auf die Frage, warum dies Gericht diesen Namen trägt, so: „Die Tote Oma heißt Tote Oma, weil die Blutwurst in der Pfanne beim Braten ja aufplatzt und damit nicht sehr appetitlich ausschaut und da hat damals bestimmt so ’n neugieriger Bengel gefragt, was das da inne Pfanne ist, und da hat Mama geantwortet: Das ist die Tote Oma.“

Somit liebte man in der DDR – womöglich kontraphobisch – das Ekelhafte. „Als ekelhaft“, so der noch immer zu wenig gewürdigte Philosoph Aurel Kolnai, „wird immer ein Ding empfunden, das nicht für voll genommen, nicht für wichtig gehalten wird: etwas, das man weder vernichtet noch flieht, sondern hinwegräumt.“

Angesichts dessen hilft nichts – nun muss schwerstes theoretisches Geschütz herangeführt werden: Wir werden bei der Analyse dieser Vorliebe einer nachnationalsozialistischen Gesellschaft an der Lust am Kannibalischen nicht vorbeikommen, ebenso wenig wie an dem in den fünfziger Jahren von ehemaligen FDJ-Mitgliedern geförderten Jugendwahn. Bildet doch eine andere Konserve derselben Produkt­reihe, nämlich „Schulküchentomatensoße“, ein etwa zwölfjähriges Mädchen mit weißem Hemd und blauem FDJ-Halstuch ab, das mit soßenverschmiertem Mund fröhlich in die Welt schaut.

Jedenfalls: Nicht die Oma ist tot, sondern die DDR. Und: Das ist gut so! Zum (intellektuellen) Verzehr eignet sie sich wahrlich nicht – ebenso wenig wie die Oma.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

54 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • "Tote Oma" steht übrigens unter dem Namen so immer noch auf dem Speiseplan in Schulen (zumindest in Sachsen).

     

    Zur Geschichte habe ich noch folgendes gefunden:

     

    "Zu DDR-Zeiten stand das Gericht bestimmt mindestens einmal im Monat auf dem Speiseplan der Betriebs- und Schulküchen - eben ein Gericht das nicht viel Aufwand macht und billig war."

    https://www.kochbar.de/rezept/508318/Gruetzwurst-mit-Sauerkraut.html

     

    Hier in Lübeck mehrmals im Jahr auf dem Speiseplan: http://www.sb-hausgemacht.de/fileadmin/Speiseplan/kw17.pdf

     

    „Unsere ‚Tote Oma‘ ist und bleibt der Renner unter den lokalen Speisen.“ http://www.jezt.de/2014/07/27/unsere-tote-oma-ist-der-renner-die-gaststaette-am-helenenstein-in-rothenstein-brummt-seit-frank-rosin-zu-besuch-da-war/

    • @Hanne:

      "Günstig und Gut mit Knut,...

      Authentisch Sächsisches Mittagessen aus Wilsdruff"

       

      u.a. auch "Tote Oma"!

       

      Die Bilder der Speisen sind für Gourmets schon etwas gewöhnungsbedürftig: http://mittagessen-wilsdruff.catering/

       

      Krautnudeln ist auch eine Kantinenspeise, die ich aus dem "Westgebiet" nicht kannte.

  • Meine Güte, kann an diesem Staat eigentlich irgendwas gut bleiben? Bildungssystem, soziale Absicherung, Versuch einer Wirtschaft, die nicht auf Wachstum, sondern auf den Menschen zielt und geplant versucht, nicht für den endoffenen Konsum und schlussendlich die Müllhalde zu produzieren? irgendwas? Wir haben alle unterschiedliche politische Positionen, aber von einer selbstironischen Gerichtsbezeichnung auf die "intellektuelle ungenießbarkeit" eines Staates schließen zu wollen, der versucht hat, nicht die kapitalistische Schiene zu fahren, ist schon ganz ein bisschen peinlich, oder? Heute werden auch unsere Daten im Internet abgegriffen, die Kameras an den Bahnhöfen erkennen uns, Die Presse gibt deine Meinung, statt dem Versuch, neutral zu informieren und welche Partei man wählt ist relativ Wumpe, sie drehen sich fast alle mit dem Wind. Auch heute ist definitiv nicht alles geil. Aber klar, früher war alles scheiße, sogar die Namen, die man dem essen gegeben hat.

    Die haben halt was anderes versucht, ja. Kommt mal drauf klar. diese ständige litanei, vor allem hier so originell aufgehangen, hat doch mit den Versuch, sich mal halbwegs eigene Gedanken zu machen, nix mehr zutun.

  • Die taz hat zu diesem Thema schon viel besseres veröffentlicht!

    http://www.taz.de/!467265/

  • Bei der in der Ausstellung gezeigten Dose mit dem Gericht "Tote Oma" handelt es sich offensichtlich nicht um eine in der DDR hergestellte Dose, sondern vielmehr um ein Erzeugnis der LeHa GmbH, Ladestraße 4, 06636 Laucha (Unstrut). Wer sich ein wenig mit in den in der DDR produzierten Etiketten auskennt, wird merken, dass weder Schrift noch Bild so üblich waren. Geschweige denn die Verwendung staatlich-hoheitlicher Symbole. "Tote Oma" war übrigens eines der Standardgerichte in der Schulspeisung - aber sich nicht offiziell unter diesem Namen.

  • Interessant daran ist, dass es die Ostdeutschen nicht hinbekommen haben, irgendetwas von ihrem Essen so zu kultivieren, dass es als Spezialität in die Küche eingegangen ist.

    Okay, Thüringer Klöße und Würste gab es schon lange vor der DDR, ebenso der Dresdner Stollen, aber spezifisch DDR-Kost? Fehlanzeige?

     

    Die Elsäßer haben es mit ihrer Choucroute garnie geschafft, eine Spezialität zu schaffen, obwohl die Sauerkraut-Schlachtplatte an fettigem Essen jedes Eisbein mit Sauerkraut zu einer Fastenspeise macht. Wir Nordwestdeutschen haben wenigstens den Grünkohl so kultiviert, dass es geradezu feierliche Grünkohlessen hier und dort gibt. In Köln gibt es das schlimme Himmel un Ääd, Bayern und Schwaben haben -zig Hausmannskosten, die beliebt sind.

    Nur die DDR ist jetzt schon untergegangen.

    • @Age Krüger:

      Die einzige typische Kost, die in der alten Bundesrepublik entwickelt wurde ist der Döhner! Der kreative Anteil der Altbundesbürger hält sich bei dieser Entwicklung aber in engen Grenzen!

      Das Toast Hawaii ist eine Modifikation des amerikanischen Sandwiches!

      Während im Osten z.B. das Jägerschnitzel aus Jagdwurst kreiert wurde.

      Also: immer mal den Ball flach halten!

      Dazu kommen im Text die schlecht recherchierten Aussagen zum Staatswappen und den Erkennungsmerkmalen der FDJ! Niemand verlangt, dass der Redakteur das wissen muss. Er sollte in diesem Falle aber auf Anspielungen und Bezüge verzichten!

      Die besagte Grützwurst, auf die sich der Artikel bezieht ist in verschiedensten Varianten deutschlandweit seit langem bekannt!

    • @Age Krüger:

      Ihre kulinarischen Beispiele sind aber auch alle älter als 40 Jahre. Gehören also in die gleiche Kategorie wie die Thüringer Klöße.

       

      Fällt Ihnen was als typische BRD-Kost ein? Wir nicht.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @rero:

        Toast hawaii!!

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Und Miracoli.

          Da gäbe es eine ganze Reihe von Speisen in der BRD, die angeblich ausländischer Herkunft sind, aber niemand in den mutmaßlichen Herkunftländern so essen würde.

          Und den ganzen Körnerfraß. wobei es Müsli zwar wohl schon früher gab, aber es sich erst in der BRD-Zeit durchsetzte.

           

          Und die absolute Krönung der BRD-Küche war, dass es auf einmal belegte Brötchen mit Salatblättern drin gab.

          Früher wäre auch niemand auf die Idee gekommen, Salat aus Löwenzahn und Brennnesseln zu machen.

           

          Und letzteres hat sich tatsächlich als Köstlichkeit in einigen internationalen Küchen durchgesetzt.

          • @Age Krüger:

            "…Und die absolute Krönung der BRD-Küche war, dass es auf einmal belegte Brötchen mit Salatblättern drin gab. …"

             

            Gemach Gemach. Very britisch. ~>

            Kinder hatten zwischen allen Zonen Reisefreiheit.

            &

            Da verschlug is mich ins Britische an die Ilmenau & nach Rettmer/Lüneburg zur Großmutterfamilie väterlicherseits.

            &

            Beim Fraternisierungs(sport)fest - Asterix bei den Briten-©1949 -

            & Däh! Never seen before ~>

            Labberiges weißes Weißbrot - vulgo toast - mit einem Salatblatt & einer Spur gestreckter Milch!;)

            &

            'Damit hatten die den Krieg gewonnen!'

            Nich to glöben.

            • 6G
              61321 (Profil gelöscht)
              @Lowandorder:

              .

              Womit wir wieder fluchs bei 'The Sword Of Honour' wären

              (nix für Ungut, nur für Insider)

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Tut mir leid. Den gab es auch überall in der DDR.

           

          Aber ich hätte da das typische DDR Würzfleisch zu bieten. In gut sortierten Gaststätten gibt es das immer noch :-)

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Das Würzfleisch sagt mir leider bis heute noch nichts, aber mir "fehlen" hier besagte Fleischwurst (im Ring mit/ohne Knoblauch) oder z.B. auch Leberkäse. Das eine kommt aus dem Südwesten (+ Hessen), das andere aus Bayern.

             

            Gibt es Würzfleisch auch in anderen Gegenden in Gaststätten?

            • @Hanne:

              Ganz selten. Meist, wenn die Betreiber einen "Migrationshintergrund" haben.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Vielleicht war Unkraut zu fressen, schon immer eine gesamtdeutsche Angelegenheit.

            • @Age Krüger:

              "Unkraut zu fressen"

               

              Hab ich noch nie getan. Sie?

            • 6G
              61321 (Profil gelöscht)
              @Age Krüger:

              Es gibt keine Unkräuter. Im schlimmsten Fall Begleitvegetation, da sei Sarah Wiener vor!

            • 8G
              85198 (Profil gelöscht)
              @Age Krüger:

              Naja vielleicht kennen Sie ja diese Gerichte nur nicht. Oder es gibt "die Ostdeutschen" als Kollektiv einfach nicht.

              "Tote Oma" gibt es hier immer noch, es steht nur anders auf der Speisekarte. In der DDR stand ja auch nicht "Tote Oma" drauf.

              Dosensoljanka (auch als Fischsoljanka) gibt es in jedem Supermarkt und Soljanka gibt es auch in vielen Gaststätten. Das Würzfleisch wird anders gemacht als das französische Vorbild, das wurde schon genannt.

               

              Es klingt, als hätten Menschen in der DDR gar nichts gegessen. Ich bin mit der erzgebirgischen oder sächsischen Hausmannskost, die mein Vater (!) kocht, sehr zufrieden. Quarkkäulchen kann ich zum Beispiel nur empfehlen als sächsiche Spezialität. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Quarkk%C3%A4ulchen

               

              Die sog. DDR-Küche war eher eine Mangelküche. So manche Spezialität ist einfach aus dem Mangel geboren und wurde so oder so ähnlich in der Nachkriegszeit auch in der BRD zubereitet. ("Jägerschnitzel" ist eine Scheibe panierte und gebratene Wurst mit einer Soße aus Wasser und Ketchup. So ähnlich sind auch unsere Familienspagetti und die schmecken gut.

              Den eingelgten süßen Kürbis von meiner Oma fand ich immer super, aber die gab es nur in Ermangelung eines anderen Kompotts.

              Insofern ist es kein Wunder, dass nur wenige explizite DDR-Speisen bekannt sind. Welche Nachkriegsspeisen sind denn in der "westdeutschen Küche" so berühmt geworden?

               

              Was sich vielleicht erhalten hat außer Toter Oma, Soljanka und Ragout Fin ist bei vielen eine Vorliebe für die böhmische Küche, die auch ich sehr habe schätzen gelernt bei vielen Urlauben. Wenn es einen "Grund" für mich gibt, kein Veganer zu sein, dann sind es tschechische Rippchen.

               

              Vielleicht ist auch dieses Buch eine Inspiration:

              "Wir kochen gut" ist ein DDR-Schlager und wird auch heute noch in der aktuell 53ten Fassung heraugegeben.

              "Das Backbuch" ist der andere Klassiker http://buchverlag-fuer-die-frau.de/Unsere-Buecher/Koch--und-Backbuecher/Kuechenklassiker/Wir-kochen-gut.html.

              • @85198 (Profil gelöscht):

                Hihi, dass mit dem Jägerschnitzel ist der innerdeutsche Klassiker.

                 

                Bestellt ein "Wessi" im Osten ein Jägerschnitzel wird ihm nicht selten schlecht, wenn er davon probiert hat :-) Es handelt sich einfach qualitativ um eine andere Speise:

                 

                Siehe auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%A4gerschnitzel

                 

                "Jägerschnitzel (französisch Escalope à la chasseur) ist ein Gericht der klassischen Küche aus gebratenem Kalbs- oder Schweineschnitzel mit einer Pilz-Tomaten- oder Pilz-Sahnesauce. Regional wird heute als Jägerschnitzel auch ein Schnitzel aus panierter, gebratener Jagdwurst mit Tomatensauce bezeichnet."

                 

                Ich sage ja, aus Jagdwurst und Ketchup wurde und wird in der DDR/Ex-DDR so manches zubereitet.

                 

                "Zur Zubereitung der Variante aus Jagdwurst, die in der DDR entstand, werden etwa einen Zentimeter dicke Scheiben von Jagdwurst, Bierschinken (oder anderer Brühwurst) paniert und in Fett gebraten. Für die Sauce werden Tomaten oder Tomatenmark mit Zwiebeln und eventuell Speckschwarte angedünstet, Mehlschwitze und Wasser hinzugegeben und alles zu einer sämigen Sauce gekocht....Alternativ wird zur ostdeutschen Variante des Jägerschnitzels als Gemüsebeilage auch Letscho gereicht."

              • 6G
                61321 (Profil gelöscht)
                @85198 (Profil gelöscht):

                "Welche Nachkriegsspeisen sind denn in der "westdeutschen Küche" so berühmt geworden?"

                 

                Buchteln, gleich nach dem 30jährigen aufgekommen.

                Die besten natürlich von der Großmutter aus Böhmisch-Mähren und nach der Eingliederung ins Reich (Münchner Abkommen 1938) endlich wieder eine genuin deutsche Speise.

                 

                Und wie sudetendeutsche Buchteln dann nach Westdeutschland kamen ist eine andere Geschichte

                • @61321 (Profil gelöscht):

                  Nachkriegsspeisen sind jahrzehntelang in der BRD völlig verschwunden gewesen. Ich habe das erste Mal Mitte der 80er wieder Steckrüben auf dem Markt gefunden. Und damals eine Steckrübenrahmsuppe mit Aal gekocht. Die ausgesprochen fein schmeckte, wie ich und andere meinten. Meiner Mutter wurde schlecht davon, weil, wie sie meinte, es nach wie vor mit den Hungerzeiten verband.

                  • 6G
                    61321 (Profil gelöscht)
                    @Age Krüger:

                    Das ist ein wichtiger Punkt: Wer noch nie Hunger litt, versteht die, die ihn kennenlernten hierin niemals nicht

                    • @61321 (Profil gelöscht):

                      Da is - klar - was dran.

                       

                      Kenne zwar "Schiebewurst" - aber als Vielfraß bekannt - Hunger nicht erinnerlich!

                      Aber meine Eltern - schonn!

                      "Steckrüben- & Drahtverhauwinter" - WK I !

                      Weil die v.zu Öberschte Heeresleitung Es für undenkbar hielt - daß die Zivilbevölkerung betroffen sein könnte! ( anders der kluge Lübecker Industrielle&Senater Possehl - dem prompt diese saubern Herren ein Hochverratsverfahren anhängten!

                      Nu. Eine andere Geschichte!)

            • @Age Krüger:

              Ich denke, die Antwort bezog sich auf den Toast Hawai :-)

  • Hier gibt es noch mehr Schulspeisungskonserven, auch was aus der NVA:

    http://www.ddr-schulkueche.de/index.php/startseite_de.html

    https://www.amazon.de/NVA-Die-Feldsuppe-Original-800g/dp/B004TG7EKA/

     

    Ich kann es insofern nachvollziehen, dass es auch für mich Speisen aus anderen Zusammenhängen aus meiner Kindheit gibt, die ich selbst gerne esse (und andere ebenso sozialisierte auch), aber fast niemand anderes, der nicht damit aufgewachsen ist.

     

    Mir persönlich sind einfach diese süßen Jagdwurstsoßen und -suppen fremd, aber viele lieben sie hier (in Sachsen). Den Namen "Tote Oma" finde ich witzig.

     

    Die Konserven gibt es hier ab und an auch im Discounter zu kaufen.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...etwas zart besaitet, der Autor.

  • Danke für diese Kindheits-Erinnerung an ein leckeres Mahl!! Ja, die DDR ist völlig zurecht untergegangen! Aber es war eben nicht alles schlecht... -- hihi :-D Es ist sicherlich nicht sooo falsch zu behaupten, dass die DDR selbst in ihrer Verlogenheit "echter" war als die pure kapitalistische Realität von heute. Naja, egal...

    Weißes Hemd & blaues Halstuch bedeutete übrigens "Jungpionier" (bis zur 4. Klasse), danach wurde man "Thälmannpionier" (mit rotem statt blauem Halstuch) und ab der 8. Klasse FDJler (kein Halstuch, dafür chic'es blaues Hemd; vorzugsweise in Miniatur-Form als abgeschnittener Kragen zu tragen, welchen man sich bei Bedarf ganz fix in den Pullover-Ausschnitt stecken konnte - und eben auch wieder entfernen!!).

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Was ist eigentlich mit den kannibalischen Christen? Sie essen Jesu Fleisch jeden Sonntag beim Gottesdienst! Das ist wirklich ritualisierter Kannibalismus und ein symbolisches Menschenopfer, dass sich seit zweitausend Jahren wiederholt.

     

    Das kannibalistische System des Neoliberalismus kommt dazu. https://www.freitag.de/autoren/christian-fueller/die-kannibalische-weltordnung

     

    Was diese beiden Kannibalismen miteinander zu tun haben, darüber sich mal Gedanken zu machen - da würde der Schreiberling sich das Zeilengeld auch verdienen.

    Solche Verlegenheitsrtikel wie der hier sollten vielleicht doch eher im eigenen Blog veröffentlicht werden, damit das taz-Budget für Journalismus genutzt werden kann.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Also mir schmeckt Tote Oma gut. Auf den Speisekarten steht zwar meistens heute was mit "Grützwurst", aber ich weiß noch aus dem Zivi im Altersheim und auch aus dem Krankenhaus, dass selbst Omas gerne Tote Oma essen und das auch so nennen. Ich sehe keinen Grund, diesen schönen Namen aufzugeben.

  • Die Pointe des Brumlikschen Artikels ist vielleicht, dass er den Kannibalismus der DDR-Genossen mit dem Franco-freundlichen Psychologen Kolnai exorzieren möchte - sehr witzig!

    • @Gottfried Scherer:

      Danke für den Hinweis.

       

      Was zu diesem - "noch immer zu wenig gewürdigte Philosoph Aurel Kolnai " bei wiki - https://de.wikipedia.org/wiki/Aurel_Kolnai -

      Zu lesen steht - u.a. dess ~>

      "...Er war während der Regierung von Francisco Franco mehrmals als Vortragender in Spanien und schätzte die dortigen Verhältnisse. ..." Däh!

      & dess ~>

      "....Er kritisierte auch die Demokratie, v. a. den amerikanischen utopischen Egalitarismus, den er als "totalitas sine tyrannide" (Totalitarismus ohne Tyrannei) bezeichnete. In Fragen der Ethik (und vor allem der Sexualmoral) blieb Kolnai einer naturrechtlichen und vom Katholizismus geprägten Auffassung verpflichtet.....Sein Denken wurde erst seit den 90er Jahren in den Vereinigten Staaten, meist von konservativen und katholischen Denkern, neu entdeckt...."

      Kein wunder - daß solches großen Eindruck auf den Francisten & u.a. Picasso-Anschwärzer Savador Dali machte!

      &

      Nu. All das zieht einem doch a weng - zusätzlich die

      Schuhe aus & Läßt die hier durch die

      Bank geäußerte Kritik - Kategorie: tiefer Griff ins Klo -

      Erst recht mehr als berechtigt erscheinen.

      kurz - Um mal das Ganze schon jetzt ausreichend zu würdigen - kerr!

  • Ich habe den Bericht (leider) gelesen und wertvolle Lebenszeit verschwendet. Da hat ja das Vorabendprogramm mehr Substanz.

  • "Mädchen mit weißem Hemd und blauem FDJ-Halstuch..."

    Blaue Halstücher trug die FDJ nie. Blaue Hemden schon eher.

     

    Satire oder nicht, was will der Artikel sagen?

  • Blut.- und Grützewurst sind Bestandteile, die bei der Verarbeitung des GANZEN Schweines entstehen.

    In diesem Artikel auf einem Spitznamen dafür herum zu reiten, zeugt nicht von Geist.

  • Klar, verschwunden... der Name des Gerichtes. Ich bin mir nicht ganz im Klaren, was der Autor damit sagen will. Eine verhohnepipelte Bezeichnung, die von den Kreatoren wohl so nicht angedacht war, und somit nicht zur Befriedigung kannibalischer Triebe taugte. DDR-ler hatten aus meiner Kenntnis viele lustige Bezeichnungen für Dinge, die von oben herab aus Sparzwängen oder der Ideologie heraus verordnet wurden; Wohl der ironische Umgang mit einer Diktatur. Auf mich wirkt das sehr sympathisch.

    Wenn ich heute bspw die marktwirtschaftlichen Zwänge dagegen stelle, die bspw solche verführerische Blüten hervorbringt, wie Bärchen-Gesichtswurst für fleischunlustige Kinder, fehlt mir darin der ironische Umgang mit der Marktideologie.

    • @lions:

      Ist eben in der kapitalistischen Welt schlecht zu vermarkten, so ein Gericht, bei dem man an seine verstorbenen Vorfahren denkt. Da kommt nicht der richtige Appetit beim Konsumenten auf. Da fehlte in der DDR die echte westdeutsche Werbeindustrie, die auch Stasi und Mauer den Menschen als supercool verkauft hätte.

  • Mensch Micha, was haben dir denn die Ossies getan, dass du sie so gnadenlos runtermachst?

  • Ich hoffe, der Autor wurde für diesen sinnfreien Unfug nicht auch noch bezahlt.

  • Ist das Satire?

  • Wir im Ruhrgebiet waren damals nicht nur kannibalisch, sondern dabei auch noch rassistisch und sexistisch.

     

    Es gibt kleinere (ca. 10 cm lange), dicke Blutwürstchen beim Metzger, die mein Vater noch mit der wohl bis in die 70er Jahre üblichen Bezeichnung ̶ ̶̶n̶̶e̶̶g̶̶e̶̶r̶N-Wortpimmel bezeichnete.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      ...höhö, ebenso in Bayern.

  • Heinrich Zille -

     

    Den ming Mouder als Fürsorgerin im

    Roten Wedding wohl noch gekannt hat

    Hat - anders er - die DDR bis 1951 erlebt!

    Aber schon er - hat der - hier von

    Micha Brumlik sagen wir mal mit "Gott & der Welt" sezierten -

    Wurst in der ihm eigenen Art ein Denkmal gesetzt -

     

    Der Butiker -

    "Meine Wurst ist gut -

    Wo keen Fleesch is - da is Blut -

    Wo keen Blut is - da sind Schrippen!

    An meine Wurst ist nicht zu tippen!"

    & dann heißt es bei wiki -

    "…Rote Grützwurst oder Blutwurst, in Sachsen Tiegelwurst, enthält neben Fleisch frisches Schweineblut. Deren Füllung ist, lose gebraten, wegen ihres Aussehens regional und sarkastisch auch unter den Bezeichnungen „Tote Oma“, „Verkehrsunfall“, kurz „Unfall“, bekannt.…"

    have a look at ~> https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCtzwurst

    &

    Dann ist da ja noch "Kalter Hund" https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kalter_Hund

    "…Die Geschichte dieses „Kuchens ohne Backen“ lässt sich bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückverfolgen; die Firma Bahlsen gab in den 1920er Jahren ein Rezept für einen „Schokoladenkuchen aus Leibniz-Keks“ heraus. Heute wird der Kuchen aber vor allem mit der Küche der deutschen Wirtschaftswunderzeit assoziiert.

    kurz - der West-fake*!

    &

    Dann ist da ja vor allem aber noch "Armer Ritter" - Remember?!

    Auch der - fälschlich der

    DDR zugeschrieben - https://munchies.vice.com/de/article/bmp4ev/armer-ritter-und-tote-oma-die-lieblingsgerichte-der-ddr -

    Den mir meine großbürgliche Mutter*04 schon zu SBZ-Zeiten

    Mit lecker Vanille-Soße "gekocht" hat!-;)

    & Dazu jetzt abschließend

    Micha Brumlik - ~>

    "…Angesichts dessen hilft nichts – nun muss schwerstes theoretisches Geschütz herangeführt werden: Wir werden bei der Analyse dieser Vorliebe einer nachnationalsozialistischen Gesellschaft an der Lust am Kannibalischen nicht vorbeikommen,… "

    Nun ich schonn - mühelos!

    Weil ich einen solchen Ansatz für einen verstiegenen Schmarrn halte!

    • @Lowandorder:

      & nochens - zur Klarstellung -

       

      Daß ich unabhängig davon - mit der DDR - wenig bis nichts am Hut habe - brauch ich wohl angesichts meiner Vita nicht extra zu betonen.

      Aber ich habe dort bis 1951 gelebt - immer "ein Auge drauf gehabt" - but not idea of a fellow traveller - never mind!

      Aber - stasigefaked - DDR-Justiz vor der Wende in - heute - LG Berlin-Mitte &

      Post Wende - etliche

      ex-Justizangehörige einschl.

      Peter-Michael Diestel & den Nachfolger Georg Gysis als Vorsitzender des Kollegiums der Rechtsanwälte in Ost-Berlin und gleichzeitig Vorsitzender der 15 Kollegien der Rechtsanwälte in der DDR - live kennen gelernt.

      &

      Rede also eher nicht wie ein Blinder von der Farbe.

       

      --------

      & * Kalter Hund - nochens ~>

       

      "In Italien ist eine ähnliche Speise unter dem Namen Salame di cioccolato („Schokoladensalami“) oder Salame turco („Türkische Salami“), in Griechenland als Mosaïkó („Mosaik[kuchen]“) bekannt. In Dänemark nennt man ihn Kiksekage („Kekskuchen“), in Norwegen Delfiakake („Delfia-Kuchen“) nach einer Markenbezeichnung von Kokosfett. In Großbritannien gibt es den chocolate biscuit cake, der meist eine runde Form hat und aus zerbröckelten Tea Biscuits hergestellt wird.…"

      ebenda & eben

      &

      So geht das.

  • "Sättigungsbeilage" ist um vieles schlimmer als "tote Oma". Dabei kann sich z. B. die Thüringer Küche durchaus sehen, oder besser, schmecken lassen.

  • Grützwurst mit Kartoffelpüree und Sauerkraut. Hin und wieder gab es diese Mahlzeit auch bei "uns" in Westdeutschland. Schmeckte gut! Eine wirklich kannibalische "Kultur" ist die Fleischwurst, hier im Westen immer beliebt. In diese Fleichwurst kommen Reste aller Art. Interssiert kein Schwein. Doch, die werden getötet für diesen Mist. Fresst weniger Fleisch!

  • kannibalische Kultur? Da wirft der Autor des Artikels aber ganz gehörig Dinge durcheinander.

    Stagnation, Isolation und Kontrollwahn mögen zu den Schattenseiten realsozialistischer Staaten, so auch der DDR, gehört haben. Kannibalische Eigenschaften hat aber Eindeutig der real-existierende, globale und praktisch unangefochtene Kapitalismus.

    Und so lange dieser noch existiert, gibt es keinen Grund das Ende der DDR zu bejubeln. Schaut man sich heute so in der Welt um muss man leider sagen, dass die Chancen für einen echten Neuanfang welche "die Wende" bot gehörig vergeigt wurden. Zunehmend geben Autokraten, Nazis, religiöse Fanatiker und selbstgerechte Gesäßöffnungen den Ton in der Welt an.

  •  Ist es sch schwer zu verstehen, dass ein schmackhaftes Gericht ekelig aussehen kann? Saumagen ist auch nicht gerade eine Augenweide.

     

    Kommentar bearbeitet. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

     

    • @Gerd Müller:

      Wie sagt doch "Der Unbeugsame" -;)

      Luke auf Draglines "Was gibt's?" ~>

      "Keine Ahnung - Gegessen hab ich's

      Noch nicht! Aber reingetreten bin ich schon mal!" https://de.m.wikipedia.org/wiki/Der_Unbeugsame_(1967)

      Na & ~> Labskaus ? & erst - Swattsuur! https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schwarzsauer

      (Ming Vadder*03 löst aber dennoch -

      Entsetzensschreie bei seinen deutlich

      Jüngeren Cousinen - wiewohl Bäuerinnen - aua als er von Gaus-Swattsuur - Ja - Schwärmte!!) & Ich? ~> Löffelspitze=kalkiges saures Gänseblut! Grrrrr!)

      &

      Auch nix - (allein) - DDR!

    • @Gerd Müller:

      Natürlich nicht, Saumagen ist schließlich eine Eingeweide.

  • Die Grützwurst hieß mit Kosenamen „tote Oma“ , aber nicht „die tote Oma“ ... ein feiner Unterschied.