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Kolumne Flimmern und RauschenVon Witzen und Kriegsentscheidungen

Die einen haben beim Fernsehpreis viel zu lachen. Die IntendantInnen der Öffentlich-Rechtlichen müssen aber für den Rundfunkbeitrag streiten.

Die Tage, an denen Marcel Reich-Ranicki, den Fernsehpreis abgelehnt hat, sind lange vorbei Foto: dpa

D er Deutsche Fernsehpreis zelebriert am Donnerstagabend wieder das Gute, Schöne, Große im deutschen Fernsehen. Auch wenn Barbara Schöneberger von Jahr zu Jahr den Fummel wechselt, dürfte das Ritual auch 2019 ziemlich ähnlich aussehen. Wir wollen jetzt auch nicht nochmal auf der gänzlich sender- und produktionsbrancheninternen Jury rumhacken. Wenn alle irgendwie in dieselbe Richtung (Preis haben wollen!) befangen sind, ist das zwar keine Unabhängigkeit, aber immerhin ein Gleichgewicht.

In Sachen eines ganz anderen Gleichgewichts sei aber hier nochmal ausdrücklich zu Kreuze gekrochen: In der letzten Fernsehpreis-Kolumne hatte ich behauptet, die Preise bei der Düsseldorfer Branchengaudi zählten im ARD-internen Belohnungsmodell absurderweise mehr als der altehrwürdige Grimme-Preis. Das ist aber nicht mehr so (und war schon zum Zeitpunkt der letzten Kolumne geändert worden, was sich Dank der brancheninternen Diskretion aber weder in der Branche noch außerhalb herumgesprochen hatte). Dafür ganz ausdrücklich einen freundlichen Applaus. (Disclaimer: Ich war mal bei Grimme und bin heute Mitglied im Freundeskreis des Grimme-Preises)

Nun sind beim Deutschen Fernsehpreis die Zeiten vorbei, da ein Marcel Reich-Ranicki – wenn auch nicht wörtlich – vom Fernsehscheiß sprach und beim Ehrenpreis der Stifter, lieber stiften gehen als ihn annehmen wollte. Heuer geht das Ding an den bekennenden Komiker, Klugscheißer und Koch Jürgen von der Lippe. Ein: „Ich kann diesen Preis nicht annehmen“ kriegen wir da höchstens als Witz.

Bei dem heute Abend aber leider kaum Intendantinnen und Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender mitlachen können. Die brauchen ihren (Galgen-)Humor ganz woanders: Ausgerechnet am Abend des Fernsehpreises sitzen sie mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder „am Kamin“, wie so kriegsentscheidende Runden außer Protokoll heißen. Es geht um die Wurst namens Rundfunkbeitrag und die Reform der Öffentlich-Rechtlichen und dürfte ungefähr so kuschelig werden wie die jüngsten Debatten im britischen Parlament.

Steffen Grimberg

Steffen Grimberg (früher taz, NDR und ARD, jetzt MDR) bringt jeden Mittwoch Unordnung in die aufgeräumte Medienwelt.

Während einige Sendergewaltige auf die Fliehkräfte der 16 Länder setzen, die sich medienpolitisch tatsächlich nicht gerade Bombe einig sind, heißt es bei den Ländern, die Anstalten sollten sich nicht zu früh freuen. Zumindest in Sachen Beitrag scheint niemand gewillt, über die 17,98 Euro und damit die bis 2015 geltende Beitragshöhe hinausgehen zu wollen. Gäbe es hier kein Entgegenkommen der Sender, bleibe es eben bei 17,50 Euro, fast ein Medienpolitiker die Länderhaltung zusammen. Einem Gang der Anstalten zum Verfassungsgericht sähen die meisten gelassen entgegen. Klingt irgendwie tatsächlich nach Brexit.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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5 Kommentare

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  • en passant - doch doch - Danke fürs Fotto.

    “Die Tage, an denen Marcel Reich-Ranicki, den Fernsehpreis abgelehnt hat, sind lange vorbei Foto: dpa“ eben.

    & siehe schon damals in den Ardennen:



    Selbst dieses '& ewige grinst das Golden



    Gummibärchen‘ - so zutiefst gelangweilt indigniert dem Dauerknarzer der Nation beim Verriß des Telefonbuchs con goldenem Zeigefinger päd. - öh mööd lauschend.

    & Däh!



    “"Ich habe nicht gewusst, was hier auf mich wartet, was ich hier erleben werde. Ich gehöre nicht in diese Reihe der heute - vielleicht sehr zu Recht - Preisgekrönten... Ich finde es auch schlimm, dass ich hier viele Stunden das erleben musste."

    unterm——da verwundert‘s auch nicht:



    “"Wenn ein deutscher Schriftsteller ihn erhalten sollte, und dies habe ich schon vor Jahren immer wieder gesagt, dann ist Grass der Richtige gewesen."



    & deswegen gilt‘s ihm et al. besonders -



    “"Ohne Eitelkeit gibt es kein Schreiben. Egal, ob Autor oder Kritiker - Eitelkeit muss dabei sein. Sonst entsteht nichts. Thomas Mann war wahnsinnig eitel, Richard Wagner auch, und Goethe und natürlich Schiller."

    www.spiegel.de/fot...ecke-101618-3.html



    (btw - much all weesen - aber beim Trickser - reichte mir einst - ein Blick:



    Liggers - Stimmt! - (öh …den bekannten baliner Ausdruck laß ick mal wech - wa

    • @Lowandorder:

      & Zoff - kritisch - aus dem off - zisch mailtütenfrisch

      “Bildunterschrift: " Die Tage, an denen Marcel Reich-Ranicki, den Fernsehpreis abgelehnt hat, sind lange vorbei .."







      Wie oft hat er das denn gemacht? - (Reblek is back)“

      Sach mal ~ Das Bild hängt - a weng - schief.

  • Ein Medienpolitiker, der die Länderhaltung zusammenfast ?



    - Wer so daher stammelt, kann keine Glosse, sondern hat mit dem eigenen Sprachunvermögen genug zu tun.

    • @Mogel:

      Bitte halten Sie sich an die Netiquette der taz und sehen Sie von Beleidigungen ab. die taz-Redaktion

  • Stellt den ÖR endlich nach Vorbild Dänemarks oder Israels um! Steuerfinanziert und abgespeckt... Diese Lösung ist alternativlos. Die fetten Jahre sind vorbei...