Kolumne Flimmern und Rauschen: „Bild“ dir deinen Merz
Saarschleife rückwärts: Die „Bild“-Kampagne für die Denkerstirn aus dem Sauerland will einfach nicht aufhören – läuft aber nicht.
E rinnert sich noch jemand an Friedrich Merz? Genau, das war dieser nette, nicht mehr ganz so junge Mensch aus dem Sauerland, der neulich doch noch mal CDU-Vorsitzender werden und die Partei so richtig für AfD-WählerInnen attraktiv machen wollte.
Für die hohe Denkerstirn aus Brilon hatte sich unter anderem unser Lieblings-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt das Seelchen aus dem Leib getrommelt. Und dann das: macht AKK das Rennen, die Zweitmerkel von der Saar. Gleich nach dem Hamburger Parteitag sah es ein klitzekleines bisschen so aus, als würden Reichelt und Bild ihr Fähnlein flugs gen Kramp-Karrenbauer wenden: Merz hätte’ne schlechte Rede gehalten und sei selbst schuld, hieß es nämlich plötzlich.
Aber das war vor zwei Wochen, mittlerweile hat Bild die volle Saarschleife rückwärts gemacht: „Wenn Merz gewonnen hätte – So viele AfDler wären zur CDU gewechselt“, schlagzeilte ja schon am Sonntag die BamS und hatte sogar extra’ne Umfrage dazu in Auftrag gegeben, weil der Friedrich M. ja gesagt hatte, er könne die AfD „halbieren“. Das Ergebnis: 41 Prozent der AfD-Wähler gaben an, „ein Kanzlerkandidat Merz würde sie bestärken, die Union zu wählen“. Nur 15 Prozent würden sich durch Merz abgeschreckt fühlen. Schöne Hälfte!
Steffen Grimberg (früher taz, NDR und ARD, jetzt MDR) bringt jeden Mittwoch Unordnung in die aufgeräumte Medienwelt.
Und das Klappern für Merz geht unvermindert weiter: „Friedrich Merz hat den Machtkampf mit Annegret Kramp-Karrenbauer um die Merkel-Nachfolge verloren. Dennoch gilt er als Hoffnungsträger der Konservativen. Viele würden Merz gern in einer wichtigen Funktion in der Regierung sehen“, steht also am Mittwoch in der Bild und ab dem späten Dienstagnachmittag schon online. Und zu den Vielen gehört natürlich vor allem Bild, und um das der CDU und dieser AKK mal so richtig klar zu machen, haben sie schon wieder ’ne Umfrage angeleiert.
Friedrich wer?
Hat blöderweise auch wieder nicht geklappt: „Nein, sagen 40 Prozent der Deutschen zu der Idee“, muss Bild zugeben und man hört Julian Reichelt, den alten Merzenbrecher (für dieses schöne Wort danke ich meiner Mitbewohnerin), förmlich in sein nationalfarbenes Taschentuch greinen. Denn nur ein schnödes Viertel der Befragten will Merz als Minister, ein weiteres ist unentschlossen. Ob die restlichen 10 Prozent „Friedrich wer?“ gefragt haben, ist nicht überliefert.
Doch noch ist Brilon nicht verloren! Denn neben Julian Reichelt trommelt noch ein anderer, ganz wichtiger Influencer für Merz: Gabor Steingart brieft jeden Morgen für den Mann und einen Ministerposten, und am besten schon jetzt sofort, zack, zack. Und weil man sich zu Weihnachten ja was wünschen darf, orgelt Steingart gleich noch die Variante „Kann ja Peter Altmaier ersetzen und damit gleich Merkel doppelt eins auswischen“ durch. Frohes Fest!
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