Kolumne Eier: Nippleplay für Anfänger
Die weibliche Brustwarze gilt weiterhin als anstößig. Die männliche hingegen wird vernachlässigt. Fünf Tipps zu Verwendung und Präsentation.

F reibadsaison und überall Männerbrustwarzen. Supercool, sagen die einen. Na toll, nicht die schon wieder, sagen die anderen. Ein Genderpolitikum, denn Nippel sind nicht gleich Nippel. Frauen müssen sich ständig Gedanken über ihre machen, denn es könnte sie ja jemand sehen (mon dieu). Männer hingegen ziehen ihr Shirt aus und denken an etwas anderes.
Anfang der Woche hat ein Vorfall in einem Hamburger Café eine Debatte übers Stillen ausgelöst. Moderatorin Nina Bott war dort offenbar rausgeflogen, weil sie ihr Baby stillte. Seitdem schreiben Nutzer*innen in den sozialen Medien: Entschuldigung, kommt klar, wenn ihr nicht wollt, dass wir monatelang zu Hause eingesperrt sind, dann gewöhnt euch an unsere Nippel!
Und dann gab es in New York noch eine Kunstaktion vor der Facebook-Zentrale. Hundert nackte Menschen protestierten in einer Performance gegen das soziale Netzwerk, weil es Frauennippel als „anstößig“ einstuft, aber Männernippel unbeanstandet durchgehen lässt.
Nur, wer kann schon mit dem Finger auf Facebook zeigen, wenn das überall so gehandhabt wird? Der weibliche Nippel hat im öffentlichen Raum, ebenso im Netz und bei der freiwilligen Selbstkontrolle der Filmindustrie den Status eines Genitals, der Männernippel hingegen eher den einer Topfpflanze: Sieht man drüber hinweg, auch wenn eine mal nicht besonders schön ist.
Fünf Tipps zur Verwendung Ihrer Nippel
Männer hingegen wissen ihre Warzen oft gar nicht so richtig zu schätzen. Frauen müssen ständig an sie denken, weil sie politisch sind und bedeckt werden müssen. Männer, na ja, haben ihre Nippel einfach irgendwie. Auch schade. Daher hier eine kurze Einführung in die richtige Verwendung und Präsentation von Männerbrustwarzen. Sind Sie bereit? Ich auch nicht.
Präsentation: Sie sollten unbedingt davon absehen, die ganze Zeit Ihre Brust oder die Brustwarzen zu reiben, so wie es viele Männer unbewusst tun, sobald sie ihr Hemd ausziehen (wirklich, achten Sie mal drauf!). Stattdessen bitte stilvoll und subtil in Szene setzen. Durchs dünne Shirt werden die Nippel dezent umspielt, etwas mutiger ist das Tragen eines brustwarzenbetonenden Kleidungsstücks, wie zum Beispiel eines Harness. Bitte keine, ich wiederhole, keine zwei kleinen Löcher ins Shirt schneiden. Danke.
Pflege: Wenn sie Ihre Nippel hin und wieder zum Spiel einsetzen (siehe „Stimulation“), könnten sie gereizt sein und unangenehm an der Kleidung reiben. In diesem Fall empfiehlt sich eine Pflegesalbe aus Wollwachs, das meist aus Schafwolle gewonnen wird. Fragen Sie Ihre stillenden Bekannten! Alternativ können Sie auch einfach ein Schaf besorgen und vor sich her tragen. Wenn der Reibeschmerz nicht durch Salbe verschwindet, dann helfen nur Pflaster. Aber Achtung, den Klebeteil nicht direkt auf… na, Sie sind ja nicht bescheuert.
Stimulation: Wenn Sie Anfänger sind, erst mal nur mit Fingerkuppe oder Zunge. Zähne und Fingernägel lassen wir vorerst noch weg und das Sandpapier im Werkzeugkasten, ja? Nachdem die Brustwarze durch Erststimulation erregt ist, macht so ziemlich alles Spaß, was sanft darüber gestrichen wird – die Nasenspitze oder die Bartstoppeln Ihrer Partner*in, aber auch Grashalme, Eiswürfel, eine kühle Glaskugel. Durchwühlen Sie doch einfach mal die Kramschublade. Nicht so spannend ist Luftpolsterfolie. Erstaunlicherweise.
Die härtere Tour: Wenn Sie jetzt endlich mit den Zähnen und Wäscheklammern loslegen wollen: Recht haben Sie! Aber bitte denken Sie dran, dass Sie womöglich im Erregungszustand mehr Schmerz aushalten. Wenn Sie sich hinterher wieder entspannen, ist es dann oft „Auuuuu“. Siehe „Pflege“.
Mindset: Ihre Nippel sind nichts, womit Sie sich stolz brüsten (haha) können, aber Sie sollten ihnen schon Aufmerksamkeit schenken. Sie sind eine nützliche Körperpartie und ein wichtiger Bezugspunkt für Fashion. Also toben Sie sich aus. Und wenn Sie dann fertig damit sind, Ihre Brustwarzen zu würdigen – dann respektieren Sie doch gleich im Anschluss auch die von Frauen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!