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Kolumne „Durch die Nacht“Echt nicht zu heiß zum Clubben

Der Trend zur Open-Airisierung und Gartifizierung hält an: Clubben in Berlin ist inzwischen wie ein Ausflug an einen Brandenburger See.

Hier will jedeR rein: Eingang zum Berghain. Aber haben die echt einen Swimmingpool auf dem Dach? Foto: dpa

Hätten sich deutsche Bauern auf den Klimawandel und zunehmende Hitzesommer so eingestellt wie Berliner Clubbetreiber, müssten sie jetzt nicht um Hilfe des Staates betteln. Die Open-Airisierung und Gartifizierung der hauptstädtischen Clubszene ist schon seit Jahren zu beobachten und in diesem Megasommer fährt sie in Anbetracht dieser Entwicklung – sorry, Landwirte! – ihre Ernte ein.

„Viel zu heiß zum Clubben“, diesen Satz höre ich eigentlich von niemandem. Die Angst vor einem Kreislaufkollaps in unbelüfteten Räumen, in denen es riecht wie in einer Fußballer-Umkleide nach dem Spiel, gibt es beim Partygang nicht. Die Leute gehen lieber gezielt in das ://about blank, wenn dort der Garten geöffnet ist. Und im Hof vom Mensch Meier ist natürlich auch mehr los als drinnen, wo einem die Schwüle den Atem zu nehmen droht. Clubben in Berlin ist inzwischen wie ein Ausflug an einen Brandenburger See.

Wenn ich bedenke, wo die Berliner Club- und Techno-Kultur eigentlich herkommt, nämlich aus finsteren, fensterlosen Löchern wie dem ehemaligen Tresor, erscheint mir die fortschreitende Balearisierung der Szene schon bemerkenswert. Einst war hier Techno der passende Sound zum harten Großstadtbeton, jetzt erklingt er aus der Gartenlaube.

Die Bar 25 hatte es vorgemacht, dass man auch an der Spree tanzen kann wie im Urlaub am Strand. Inzwischen fühlt sich diese Caipirinha-Stimmung in den Clubs der Stadt ganz selbstverständlich an. Falls es wirklich stimmen sollte, dass man in Berlin dank des Klimawandels bald kaum noch Wollpullis braucht und die T-Shirt-Monate zunehmen, können die Clubs ihren Indoor-Betrieb irgendwann ganz einstellen – und nur noch ihre Gärten, Terrassen und sonstige Open-Air-Gegebenheiten öffnen.

Durchschnittstemperaturen wie im Death Valley

Das Nachsehen hat da ausgerechnet ein Laden wie das Berghain. Kein Garten, keine Terrasse, das ist eigentlich ziemlich Neunziger. Gut, Berlins Spitzenclub wird auch ohne angeschlossenen Frischluftbereich immer voll. Und das wird wohl auch noch so bleiben, falls wir einmal Durchschnittstemperaturen wie im Death Valley haben sollten.

Die Bar 25 hatte es vorgemacht, dass man auch an der Spree tanzen kann wie im Urlaub am Strand

Aber es kursiert ja das hartnäckige Gerücht, dass sich auf dem Dach des Berghains ein Swimmingpool befinden soll. Wenn dem tatsächlich so sein sollte, würde ich dringend empfehlen, diesen langsam mal für die Besucher zu öffnen. Diese Maßnahme würde den Laden jedenfalls in einem Sommer wie diesem noch attraktiver machen. Auf die Formen, die ein derartiger Badespaß im Hedonismus-Tempel annehmen würde, wäre ich gespannt.

Ich frage mich zudem, wie die neue „Heißzeit“, die uns ja jetzt eventuell droht, den Sound of Berlin verändern wird. Berlin-Techno ist ja nicht umsonst dunkel, grummelig und hart. Also ein wenig so wie bislang die längste Zeit des Jahres über das Berliner Wetter.

Droht uns jetzt als neuer Trend eine Schwemme an Balearic-House, wo die Beats warm sind wie Sonnenstrahlen, die einem die nackten Füße kitzeln, und der nicht ohne Grund in Ibiza entstanden ist? Oder wird sich Techno bald anhören wie dieses überdrehte EDM-Zeugs, das sie inzwischen am liebsten beim Spring Break in den USA spielen und zu dem man sich ständig eine Bierdusche verpassen oder beim nächsten Wet-Shirt-Contest teilnehmen möchte?

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1 Kommentar

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  • Das Berghain hat einen Garten, schon immer, auch das Ostgut hatte einen. Nur mal nebenbei bemerkt, sonst nicht schlecht der Artikel.