Kolumne Die Kriegsreporterin: Die WM der Tittenträgerinnen
Die Fifa besteht auf dem Unterschied zwischen Fußball und Frauenfußball. Frauen sind ja nur Behinderte mit Titten, die einem Ball nachstolpern.
H allo, taz-Medienredaktion! Sehnst du dich auch manchmal nach den Tagen, als die Welt noch einfach war? Als etwa Fußball das Spiel der Arbeiterklasse war und nicht die selbstgefällige Angeberei Bestverdienender, die zu jedem Spiel des FC Bayern reisen, das im Ausland stattfindet?
Damals konnten Männer noch denken. Ihnen war immer klar, welche Fußballweltmeisterschaft denn nun gerade stattfand. Also 1990, 1994 und 1998 die „richtige“, die der Männer – und wenn eine Fußball-WM dazwischen stattfand, dann musste es die der Frauen sein, denn Kühe spielen ja nicht Fußball.
Nun las ich im Handelsblatt, dass die Fifa, dieser Verein, den man, ohne jemanden zu beleidigen, als Verbrecherverein bezeichnen kann, dem schwedischen Fernsehsender TV 4 untersagt hat, die aktuell laufende WM der Frauen „Fifa Fußballweltmeisterschaft 2015“ zu nennen. Es sei nur statthaft, das Ding als „Fifa Frauenweltmeisterschaft“ zu bezeichnen. Womit man unterschlüge, in welcher Disziplin gerungen wird.
Wahrscheinlich hoffen die Fifa-Ganoven, die Weiber würden irgendwann mit dem Gekicke aufhören und dann hätte man gleich die Rechte für eine Strip-WM im Sack. Ich werde mich an diese kapitalistisch motivierte Verbrechervorgabe nicht halten und von der „Fifa Fußballweltmeisterschaft 2015“ reden. Wann immer es geht. Also jetzt.
Womit ich das Thema wechsle. Letzte Woche, kurz vor Start der Fifa Fußballweltmeisterschaft 2015, musste ich lesen, dass der Verlag der Kieler Nachrichten gedenkt, die Honorare seiner freien Text- und Bildredakteure um 15 Prozent zu senken. Die Zeitung gehört zum Madsack-Verlag, der sich durch seine Tarifumgehungsstrategien zu einer Art Drückerverlag entwickelt hat. Lustigerweise sollen die Honorare „rückwirkend“ gesenkt werden. Das funktioniert wohl nur, weil man sich bei der Überweisung der Kröten Wochen Zeit lässt.
Begründet wird dieser Schritt damit, dass trotz so toller Ereignisse wie der Fifa Fußballweltmeisterschaft 2015 die Auflage sinke. Verleger und Chefredakteure machen also die Zeitung nicht so, dass Leute sie kaufen wollen – und die freien Mitarbeiter, die schwächsten Mitglieder der Kette, müssen das ausbaden? Was ist denn das für eine Logik? Und was für ein beschissenes System?
Bleiben wir bei der Logik und fragen uns in Zeiten der Fifa Fußballweltmeisterschaft 2015, warum so viele Männer eine Frau heiraten, von der sie nichts halten. So stand bei turi2, der Chefredakteur von Euro am Sonntag – was wohl ein Geldheft für Kirchgänger ist – habe in einer Blattkritik der Gala bemängelt, sie beinhalte zu wenig Trash über deutsche Promis. Sei aber „auf ihre Art perfekt“ für seine Frau. Der hält vollkommenen Schrott in seiner Hand, Verblödung pur, und sagt, „ein super Heft für meine Frau!“ Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wer von beiden mir mehr leidtut.
Auch weiß ich nicht, wer mir mehr leidtut, wenn ich höre, Thomas Gottschalk denke über eine Neuauflage von „Wetten dass..?“ nach. Gottschalk oder das Fernsehen.
Und dann frage ich mich: Kann denn in dieser beknackten Welt, in der ein Unterschied zwischen Fußball und Frauenfußball existieren soll, also zwischen Fußball von Männern und Behinderten mit Titten, die einem Ball nachstolpern, nicht mal ein Ende ein Ende bleiben? Etwas Gültigkeit haben? Gibt es niemanden mehr, der zu seinem Wort steht? Verdammte Arschgeigenkackkrampfgesichter, ihr geht mir so auf den Geist! Ich geh jetzt Fußball gucken. Von Weltmeisterinnen, ihr Furzfressen-Gala-Leser.
Und damit zurück nach Berlin!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Plädoyer im Prozess zu Polizeigewalt
Tödliche Schüsse, geringe Strafforderung
Olaf Scholz in der Ukraine
Nicht mit leeren Händen