Kolumne Die Kriegsreporterin: Abgeschlagene Emanzen feiern sich
Auf der nächsten ProQuote-Party werden alle Wichtigen dabei sein: Zicken, die keinen Führungsjob bekommen und tolle Chefredakteure. Mit Brusthaar.
H allo taz-Medienredaktion!
Warst Du auch so traurig, dass Frank Schirrmachers Vortrag zur Zukunft der Medien im Hamburger Planetarium ausfallen musste? Weil er krank war. Und das, wo er doch jetzt so viele Freunde hier hat. Die Spiegel-Jungs stehen alle total auf den. Dass sie ihn nicht als Starschnitt in ihrer letzten Ausgabe hatten, war alles.
Dabei hätte er sich so schön für die Liebesdienste der allumfassenden Lobhudelei bedanken können. Ein Blick in den Sternenhimmel und er hätte den Hamburgern sagen können, wann es Zeit ist, ein Titelblatt mit Hitlers Filtertüte zu machen und wann eines mit des Führers Füller. Oder mal eines ohne Themen, bei denen sich andere Chefredakteure vor Neid die Haare ausreißen.
berichtet jeden Mittwoch von der Medienfront. Feldpost? Mail an kriegsreporterin@taz.de.
Wie zum Beispiel der Neue von Focus, Jörg Quoos, der den Anspruch formuliert hat, „Wenn in der Politik was Wichtiges passiert, muss das auf den Titel“, also total auf Spiegel-Linie unterwegs ist. Aber ich will jetzt nichts mehr sagen, ich will ab sofort in puncto Spiegel schweigen. Ich mach jetzt sechs Wochen ohne. Für sieben hätte ich letzten Mittwoch, am Aschermittwoch anfangen müssen, aber ich habe nicht dran gedacht. Wahrscheinlich weil ich so stoned war von der Schirrmacherjubelgala. Nun aber Schluss damit, auch auf die Gefahr hin, keinen Stoff zu haben. Ich nehme in dem Fall einfach eine Kolumne von 2010, die waren auch toll.
Wo ist Bettina Wulff?
Warum eigentlich, so frage ich mich, schreibt keiner, was Bettina Wulff so macht? Das wäre zwar boulevardesk, aber, das kann man nicht leugnen, von Interesse. Ist doch komisch, dass sich da keiner dranhängt. Ist es, weil sie mit einem tollen Medienmover zusammen ist? Oder mit einem Autohausbesitzer oder weil sie ganz allein und einsam in Niedersachsen auf dem Deich sitzt und nichts zu lachen hat? Also Freunde der Personalabteilung, wo seid ihr? Oder habt ihr Angst vor Glatteis?
Die Wichtigen jedenfalls sind am kommenden Sonnabend bei der ProQuote-Party in Hamburg. Die frustrierten, abgeschlagenen Emanzenzicken, die keinen abbekommen haben, zumindest keinen Führungsjob, und sich vor einem Jahr zusammentaten, um den Herren der Medienhäuser auf die Füße zu fallen und dort nicht mehr wegzugehen, bis die Führungsstühle auch für Frauen frei sind, diese Frauen, also auch ich, feiern ihr Einjähriges und haben es geschafft, so toll zu sein, dass, wer was auf sich hält, kommt.
Ursula von der Leyen etwa. Und diverse tolle Chefredakteure. Männliche. Mit Brusthaar. So sind wir nämlich: wichtig. Man möchte sich mit uns zeigen.
Auszeichnungen für Angsthasen
Toll sind natürlich auch die Auszeichnungen, die vergeben werden. Fürs Handeln, fürs schon mal in die richtige Richtung Denken und für den größten Angsthasen. Das wird ein Spaß! Wobei alle doch recht froh sind, dass Bernd Buchholz in der Medienwelt keine Rolle mehr spielt.
Der hat nämlich wohl keine Gelegenheit für seine Form der Frauenförderung ausgelassen: Hand auf den Hintern und das, was an dem Hintern dran ist, über die Tanzfläche schieben. Dass er den Finger nicht in der Poritze versenkt hat, scheint alles. Da passt es ja, dass der Brüderle der Verlagswelt nun sein Glück bei der FDP suchen will. Die hat noch nicht und will noch mal.
Super hat auch der Stern seine Frauen-in-die-Führung-Strategie umgesetzt. Mit dem Ex-Financial-Times-Deutschland-Chef Steffen Klusmann als Vizechef hat er eine Frau auf den Sessel geholt, wie sie im Buche steht. Und auch die zwei Damen, die auf den weniger relevanten Onlineposten gelandet sind, katapultieren die Frauenquote dahin, wo die Sterne verglühen. Darauf mit einem Jägermeister prostend zurück nach Berlin!
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