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Kolumne Back on the SceneWir haben den Papst gefickt

Die schwule Weltverschwörung ist auf dem Vormarsch. Aber warum lässt mich keiner mitmachen?

Laszive Statue? Vor dem Papstfenster? Ganz klar, das war die schwule Weltverschwörung Bild: dpa

D ie schwule Weltverschwörung soll ja an sehr vielem schuld sein – aktuell hat sie Benedikt XVI. auf dem Gewissen. Die italienische Zeitung La Repubblica berichtete dieser Tage, das der Papst nicht mehr gegen das Vatikan-interne Gestrüpp aus mann-männlichen Sexorgien und macchiavellistischen Umtrieben angekommen sei. Nichts Näheres weiß man jedoch, der Vatikan dementiert solche Zusammenhänge selbstverständlich. Aber dass so etwas auf Dauer erschöpfend sein kann – Zustände wie im alten Rom –, ist vorstellbar. Der Papst sah zuletzt wirklich ziemlich mitgenommen aus.

Dementieren kann ich jedoch guten Gewissens, dass die Schwulen schuld daran sind, dass Ringen im Jahr 2020 keine olympische Disziplin mehr sein soll. Der russische Trainer Wladimir Uruimagow hatte dem IOC nach seiner kürzlich getroffenen Entscheidung unterstellt, Opfer einer Verschwörung von „sexual minorities“ geworden zu sein – und verkündete apokalyptisch, dass dies der Anfang einer schwulen Weltherrschaft sei.

Ob es dann um die Welt besser bestellt wäre, sei dahingestellt. Ich fürchte jedoch, das Uruimagows Theorie auf einer falschen Prämisse beruht: Gibt es irgendeinen vernünftigen Grund, warum schwule Männer sich dafür einsetzen sollten, in Zukunft auf den Anblick muskulöser Herren in knappen Trikots zu verzichten, die sich auf dem Boden wälzen? Nein, meine Herren, diese Verschwörung können Sie bitte einer anderen Minderheit in die Schuhe schieben. Wir fahren lieber einmal im Jahr zum Oil Wrestling im türkischen Edirne. Da kämpfen mit Olivenöl eingeriebene Herren in kurzen Lederhosen – wenn sie einander zu fassen bekommen wollen, müssen sie beherzt in den Schritt der Hose des Gegners fassen.

taz
MARTIN REICHERT

Der Autor ist Redakteur des taz-Wochenendmagazins sonntaz und Verfasser mehrerer Bücher.

Sie sind überall

Natürlich kann man nie vorsichtig genug sein, was Verschwörungen angeht. Heute zum Beispiel flatterte bei mir eine Mieterhöhung ins Haus. Und wem gehört das Haus? Richtig, zwei Homosexuellen. Im Briefkasten lag auch ein Schreiben des Polizeipräsidenten von Berlin, Knöllchen wegen Falschparkens. Und wer regiert die Stadt? Ha!

Dann der deutsche Fußball, insbesondere auf Bundesliga-Level. Schwule, überall Schwule, die sich tückisch verbergen. Hört man. Sie sind überall. Auf Ölplattformen, hört man. Die deutsche Friseurinnung ist komplett unterwandert, womöglich sogar der ADAC. Die Parteien und Gewerkschaften, der Bund der Vertriebenen. Die Bundeswehr und die Polizei, alles fest im Würgegriff. Die Karnevals- und Schützenvereine sowieso. Und jetzt wollten sie auch noch Kinder adoptieren und Steuern sparen.

Verwirrt gehe ich in die Schwulenbar um die Ecke, um noch ein Bier zu trinken. An der Theke treffe ich einen flüchtigen Bekannten und mustere ihn misstrauisch. „Was hast du heute gemacht?“, frage ich vorsichtig. „Gearbeitet“, sagt er, „und danach die Wohnung aufgeräumt und noch Serien geguckt.“ Er tut harmlos. Aber als ich mir all die anderen Männer hier in der Bar anschaue mit ihren müden Gesichtern, den dunklen Schatten unter den Augen und den stieren Blicken, dann wird mir einiges klar: Sie sind es, die den ganzen Tag an den ganz großen Rädern der Weltgeschichte drehen. Das schlaucht natürlich.

Ärgerlich ist nur, dass mich nie mal jemand gefragt hat, ob ich nicht mitmachen möchte. Schwule sind einfach nicht solidarisch.

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Martin Reichert
Redakteur taz.am Wochenende
* 21. Februar 1973 in Wittlich; † 26. Mai 2023 in Berlin, war Redakteur der taz am Wochenende. Sein Schwerpunkt lag auf gesellschaftlichen und LGBTI-Themen. Er veröffentlichte mehrere Bücher im Fischer Taschenbuchverlag („Generation Umhängetasche“, „Landlust“ und „Vertragt Euch“). Zuletzt erschien von ihm "Die Kapsel. Aids in der Bundesrepublik" im Suhrkamp-Verlag (2018). Martin Reichert lebte mit seinem Lebensgefährten in Berlin-Neukölln - und so oft es ging in Slowenien
Martin Reichert
Redakteur taz.am Wochenende
* 21. Februar 1973 in Wittlich; † 26. Mai 2023 in Berlin, war Redakteur der taz am Wochenende. Sein Schwerpunkt lag auf gesellschaftlichen und LGBTI-Themen. Er veröffentlichte mehrere Bücher im Fischer Taschenbuchverlag („Generation Umhängetasche“, „Landlust“ und „Vertragt Euch“). Zuletzt erschien von ihm "Die Kapsel. Aids in der Bundesrepublik" im Suhrkamp-Verlag (2018). Martin Reichert lebte mit seinem Lebensgefährten in Berlin-Neukölln - und so oft es ging in Slowenien
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23 Kommentare

 / 
  • I
    Irmi

    von vic:

    >25.02.2013 21:02 Uhr

     

    von Respektmacher<

     

    Ich darf zitieren:

     

    "taz.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus ähnlichen Gründen unangemessene Beiträge nicht zu publizieren."

     

    Weshalb publiziert ihr dann sowas?

    meine Antwort dazu; dem ist nichts mehr hinzuzufügen

  • A
    autocrator

    whuhahaha ...

    die schwule weltverschwörung!

    Papst, Regierender Bürgermeister, Profifußballer, Außenminister ...

    die Schwulen räumen die welt im wahrsten sinne des wortes von Hinten auf!

     

    und die Putins und Mugabes und Merkels dieser welt werden sich auf dauer nicht wehren können!

    Bald weht überall die regenbogenfahne, die nationalflaggen werden höchstens zum gösch in der schwulen weltherrschafts-fahne!

    Weltweiter frieden und liebe wird ausbrechen, und alle frauen werden nach Grönland ausgewiesen! Nordkoreanische männer werden ihre südkoreanischen warmen brüder küssen, iranische mullahs amerikanische pentagon-falken ficken, und Berlusconi entdeckt seine altershomosexualität und macht bungabunga mit Steinmeier!

     

    Und der neue Papst, modisch in rosa soutane gewandet verkündet von der benediktionsloggia aus:

    "Friede auf erden unterm regenbogen den schwulen menschen seines wohlgefallens, Amen!" und lädt die kardinäle zur anschließenden gangbang-party mit einer horde rassiger römischer ragazzi ...

  • RB
    Rainer B.

    Keine Panik!! Nicht jede Frau mit Vollbart ist schwul. Daran werden auch die langweiligsten Sexismus-Debatten nichts ändern können. Und wer sich einer Kirche ausgeliefert hat, der wurde wahrscheinlich ins Gehirn gefickt.

  • GB
    Gordon Bleu

    DIE Headline hat jetzt aber eindeutig die (taz-)"Netiquette" "gefickt", oder-oder‽

    Ich bitte um Weiterleitung an die taz-Kollegin: ‘Nachleserin’, Heide Oestreich – die immer wieder gerne Hotchpotch zubereitet und sich sowieso für alles Aufgewärmte zuständig wähnt – zwecks gewissenhafter Text-Anal-yse; Und bestimmt hat sie auch passende Kalauer zur flinken Hand: "Flirt ist Flirt"; "Nein heißt Nein."

    (LOL) „Jaaa, Mama.“

     

    PS

    Trotz-dem! Die Kolumne gefällt; Und vor "Weltverschwörung"-en jeglicher Art kann gar nicht häufig genug gewarnt werde.

  • S
    schwabe

    Toller Artikel, gefällt mir sehr . danke für die geschenkte Schmunzelzeit - obwohl ich sonst alles andere als ein Tazleser bin.

  • V
    vic

    >25.02.2013 21:02 Uhr

     

    von Respektmacher<

     

    Ich darf zitieren:

     

    "taz.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus ähnlichen Gründen unangemessene Beiträge nicht zu publizieren."

     

    Weshalb publiziert ihr dann sowas?

  • RR
    Respekt Respekt Herr Respektmacher

    Lieber Respektmacher,

    so schön formulierten Sie "Wo keine Toleranz und Respekt besteht, dort gibt es halt nur die nackte Gewalt,..."

    Woran aber meinen Sie mangelt es der katholischen Kirche im Umgang mit Homosexuellen? Hmm, ja, richtig: Toleranz und Respekt. Und wie war ihre Antwort darauf noch mal? Hmm, ja richtig: Nackte Gewalt! Na, da kann die katholische Kirche aber froh sein, dass Sie nicht homosexuell sind.

     

    Ach übrigens, die Aussage "Ihr Schwuchteln wollt Anerkennung? So nicht!!!!" (Ja, tatsächlich 4 Ausrufezeichen) ist auch nicht gerade ein Musterbeispiel an Toleranz und Respekt, gelle?

     

    Aber ist schon ok, Sie sind ja nicht der Respekterbringer, sondern der Respektmacher!

     

    Sitzen machen!

  • D
    Darwins

    Großartig!

    Und hier betriffts nur Erwachsene! ;-)

  • F
    Farfalla

    Erstaunlich finde ich die immer gleiche Reaktionsart der Christen:

    1. Herunterspielen: so schlimm war das ja gar nicht, andere machen das auch, das muss man so und so interpretieren

    2. Schuld anderen zuweisen: der Christ ist nicht Schuld, das Opfer hat provoziert, die Medien sind Schuld weil sie darüber berichten.

    3. Der wahre Schotte: es war gar kein richtiger Christ, man darf nicht verallgemeinern

    4. (mein persönlicher Liebling) Schaut euch den Islam an, der ist schlimmer, bei dem traut man es sich nicht, aber bei uns lieben zahmen Christen.

  • M
    Mitverschwörer

    vorsicht, vorsicht lieber respektmacher, dass deine drohung nicht nach hinten losgeht: die schwule weltverschwörung steckt überall, auch bei dir um die ecke. sie dich besser einmal mehr um!

     

    @ jadota: ich bin eine glosse, eine glosse, eine glosse - investigationsjournalismus hahahahahaha

     

    -last but not least: meine einzige kritische anmerkung zum titel dieses artikel ist die ressourcenverschwendung, die shitstorms kosten! in anlehnung an die beaufortskala ist dieser thread schon bei stufe 6, da der gute respektmacher bereits die erste bedrohung gepostet hat

  • J
    Jens

    Chapeau!

  • M
    Mar

    Ist diese kommentar von Respektmacher nicht Aufruf zum Gewalt? ist das eigentlich nicht verboten? ich hoffe es wird seine Konsequenzen haben.

     

    Ernst Lehmann was ist kathophobie? katolizismus ist eine ideologie wie Marxismus oder Faschismus und die ideologien sollte man können kritisieren. Vor allem papst sollte man können kritisieren als ein politiker.

  • F
    Frank

    ich finde den beitrag sehr lustig, mir gefällt diese art von ironie. ruhig mehr davon, herr reichert!

  • EL
    Ernst Lehmann

    Herr Reichert ist das beste Beispiel für die kathophobe Stimmung in Deutschland...

  • E
    eva

    "Wir haben den Papst gefickt"

     

    Was soll so eine Überschrift?

     

    Habt Ihr Mohammed auch gefickt oder habt Ihr da Angst vor der nächsten Mini-Initfada?

     

    Eure Geschmacklosigkeit ist zum Kotzen.

  • A
    ari

    an den friedlichen islam traut sich die feige taz nicht ran, vor den katholiken braucht man schießlich auch keine angst haben, also leichte opfer.

    diese einstellung ist an scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten. die, die jegliche freiheits- und gleichheitswerte mit allen mitteln bekämpfen, werden ausnahmslos in schutz genommen

  • F
    Fred

    Wenn der Herr Reichert die werte Leserschaft nicht gerade wieder mal mit seinen Eindrücken, die er auf Sexorgien sammelt, beglückt, dann bringt er uns mit so unglaublich originellen Überschriften à la "Papst gefickt" zum Gähnen. Reichert goes regelmäßig St. Pauli-Nachrichten.

  • P
    Projektleiter

    Sich aber über die Bezeichnung "Mohrenköpfle" aufregen...

     

    Der Autor hat übrigens "einige" Bücher geschrieben... Erich von Däniken auch.

  • J
    JadotA

    Als TITANIC nach dem Leck im Vatikan recherchierte, gab es auch Fotos.

    Der Vize Gott war sehr erbost,

    er dementierte und strebte einen Prozess an.

    Aber die Beweislage war so erdrückend oder sein Chef in Person hat ihm beraten,

    jedenfalls B,16 trat sein Rechtsweg rückwärts.

     

    Der Scoop von der taz klingt verlockend,

    aber es reichert nicht, Sankt-Martin ins Horn zu blasen,

    der informationsgeile Leser hat ein Recht zu wissen wo, wann, mit wem die Osmose stattfand.

    Sonst ist es wieder ein Titelschwindel.

  • J
    JadotA

    Papst gefickt.

    Netter Titel, aber Spekulationen statt handfester Beweise.

    Investigationsjournalismus ist anders.

  • T
    TAZ-Leser

    Sorry, habt Ihr Euch auch schon getraut so eine Überschrift für einen islamischen oder jüdischen Würdenträger zu verwenden. Ich jedenfalls habe die letzte Zeit die TAZ gelesen. Ihr seid mir langsam zu radikal und einseitig. Man kann es wirklich übertreiben.

  • C
    Christoph

    OMG, Martin,

     

    du bist ja so ein Tabubrecher mit deiner dicken langen Überschrift. Sag mal, Dir ist auch keine Steilvorlage zu billig, oder?

  • R
    Respektmacher

    "Wir haben den Papst gefickt"

     

    Herr Reichert,

     

    das geht zu weit!

    Ich bin nicht gläubig, aber sollten Sie mir jemeils über den Weg laufen, dann mache ich Sie fertig!

    Ihr Schwuchteln wollt Anerkennung? So nicht!!!

    Oder die Muslime in der BRD machen das schon...

    Wo keine Toleranz und Respekt bestehen, dort gibt es halt nur die nackte Gewalt, merken Sie sich das für alle Zeiten!!!