Kolumbianische Umweltschützerin: Trans und Ökologin Nr. 1
Brigitte Baptiste ist Expertin für Biodiversität und queere Ökologie. Nun wird sie als erste Transfrau des Landes Rektorin der Universität EAN.
Bogotá taz | Die Biologin Brigitte Baptiste (55) ist die prominenteste Umweltschützerin Kolumbiens. Sie ist Expertin für Biodiversität und bislang Direktorin des Humboldt-Instituts. Im September wechselt sie als Rektorin an die Universität EAN – als erste Transfrau in der Geschichte des Landes.
Die private Uni mit Schwerpunkt auf Unternehmensführung ist im Umbruch. Sie will künftig den Studierenden einen nachhaltigen Unternehmergeist vermitteln. Baptiste wird auch ein Beratungsangebot für Unternehmen etablieren, wobei Unternehmen und Wissenschaftler*innen an der Entwicklung sauberer Energiequellen und nachhaltigen Baus zusammenarbeiten.
Grenzen zu überwinden ist ihre Spezialität. Geboren als Luis Guillermo Baptiste, entschied sie sich mit 35 Jahren, als Frau zu leben. Sie benannte sich nach ihrem Idol Brigitte Bardot und unterzog sich einer Brustoperation. Ihre Haare hatten schon alle Farben des Regenbogens, und sie liebt hautenge Kleider mit bunten Naturmotiven. In der Sache ist Brigitte Baptiste jedoch ruhig und bedacht, argumentiert mit Fakten statt Gefühlen. Auch dadurch hebt sie sich in der kolumbianischen Öffentlichkeit ab.
In Kolumnen und Interviews äußert sie sich zu ökologischen und gesellschaftlichen Themen wie illegalem Bergbau, der Abholzung der Wälder, der Verschmutzung der Flüsse oder dem Umgang mit Transkindern in Schulen. Privat ist sie seit über 20 Jahren mit ihrer Ehefrau Adriana Vásquez zusammen. Das Paar hat zwei Töchter.
2011 wurde sie Direktorin des Humboldt-Instituts, einer unabhängigen teilstaatlichen Einrichtung zur biologischen Vielfalt Kolumbiens – des Lands mit der nach Brasilien zweitgrößten Biodiversität der Welt.
Baptiste wurde als eine von 25 Expert*innen in den Weltrat für biologische Vielfalt der UNO berufen. Als Rednerin war sie zuletzt vor allem zum Thema Queere Ökologie gefragt. Deren Grundgedanke: Ohne Unterschiede gibt es keine Evolution. Oder mit Baptistes Worten: „Nichts ist queerer als die Natur.“
Leser*innenkommentare
mowgli
Zitat: „Ihre Haare hatten schon alle Farben des Regenbogens, und sie liebt hautenge Kleider mit bunten Naturmotiven. In der Sache ist Brigitte Baptiste jedoch ruhig und bedacht, argumentiert mit Fakten statt Gefühlen. Auch dadurch hebt sie sich in der kolumbianischen Öffentlichkeit ab.“
Würde mir bitte mal jemand erklären, wieso Fakten und Emotionen immer wieder gegen einander ausgespielt werden? Ich meine: „Kalte“ Rationalität hat zum Einsatz der Atombombe geführt, Gefühl ohne rationalen Halt zu Donald Trump. Sich zu entscheiden, scheint also keine besonders tragfähige Lösung zu sein.
Menschen sind weder Maschinen noch Wirbellose. Sie müssen Verstand und Gefühl verbinden können um vernünftig zu handeln. Leider haben einzelnen unter ihnen inzwischen so viel Macht, dass sie sich selbst, ihre Mitmenschen und sogar ihren Heimatplaneten mit allem, was darauf lebt, vernichten werden, wenn sie nicht demnächst umdenken.
Wenn wir von Populisten etwas lernen können, dann ist das wohl die Kunst, mit Fakten an Gefühle zu appellieren. Was wir jedoch nicht lernen dürfen von ihnen ist, auf Egoismus und auf Arroganz zu setzen. Bislang ist mir in der taz noch kein*e Uni-Direktor*in begegnet , die dieses Kunststück fertiggebracht hätte. Das muss aber nicht heißen, dass es solche Direktorinnen nicht gibt. Es kann auch heißen, dass sich (auch) nach Ansicht der taz-Macher Sex besser verkauft als Vernunft.
Sonntagssegler
"queere" Ökologie klingt für mich genauso bescheuert, wie schwules Klopapier.
Ich halte wenig davon, wirklich jeden Begriff gewollt noch einmal mit "queer" davor zu verwenden.
Natürlich ist die Natur wesentlich flexibler und vielfältiger als die Kirche erlaubt.
Es gibt schwule (lesbische) Delfine und Vögel und vieles dazwischen.
Aber das ist eben die biologische Normalität und nicht "queer".
mats
@Sonntagssegler "Nichts ist queerer als die Natur."
"Aber das ist eben die biologische Normalität und nicht 'queer'."
Lustig, beide Sätze meinen genau dasselbe.