Klimawandel in der Finanzwirtschaft: Bisschen grünes Geld reicht nicht
Nachhaltige Finanzwirtschaft – da war doch was? Schon die Merkelregierung hatte Vorschläge vorgelegt. Was ist eigentlich daraus geworden?
E igentlich finden es alle toll: „Sustainable Finance“ ist das Schlagwort für alle, die mit dem Kapitalismus die Welt retten wollen. Vor einem Jahr hat die damalige Bundesregierung deshalb ihre Vorschläge für ein grüneres Finanzsystem vorgestellt, allerdings nicht mehr umgesetzt. Zu diesem Jahrestag hat die „Bürgerbewegung Finanzwende“ eine Zwischenbilanz vorgelegt.
Fazit: Einfach nur ein paar grüne Regeln für die Finanzmärkte aufzustellen, reiche nicht aus. „Ohne strukturelle Reform der Finanzmärkte und der Wirtschaft kann Sustainable Finance kaum Einfluss entfalten“, heißt es. Solange umweltschädliche Projekte rentabel seien und langfristige Probleme kaum eine Rolle spielten, ändere sich zu wenig.
„Wir müssen an die Struktur der Finanzmärkte ran, damit diese Hebel für eine nachhaltige Wirtschaft sein können“, sagt Magdalena Senn von der Tochterorganisation Finanzwende Recherche. Weil die grünen Regeln, die derzeit diskutiert werden, nicht ausreichten, müssten grundlegende Reformen her. Dazu gehören etwa härtere Anforderungen an die Ausstattung der Banken mit Eigenkapital, die sich an den fossilen Risiken ihrer Anlagen orientieren – denn solche Investitionen können sich in der Klimakrise schnell zu großen Belastungen für Geldhäuser und das Finanzsystem entwickeln.
Außerdem fordert der Bericht eine stringente Taxonomie auf EU-Ebene, die Atom und Gas nicht als umweltfreundlich bezeichnet, wie es die EU derzeit plant. AnlegerInnen sollten sich orientieren können und nicht durch solches Greenwashing verwirrt werden, wenn sie ihr Geld nachhaltig anlegen wollten. Dazu brauche es strengere Gütesiegel und verlässliche Ratings. Die Konzentration auf kurzfristige Gewinne etwa im Private Equity-Bereich könne auch nicht durch Privat-Öffentliche Partnerschaften abgemildert werden, bei denen die Risiken auf die Allgemeinheit abgewälzt würden.
Insgesamt müsse Politik einen deutlich höheren CO2-Preis vorgeben und eine aktive Industriepolitik betreiben, um die geschätzten 28 Billionen Euro an Investitionen für die grüne Transformation bis 2050 aufzubringen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen