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Klimawandel größtes ZukunftsrisikoKein Land schützt Kinder genug

In Norwegen geht es jungen Menschen am besten, im Tschad haben sie die schlechtesten Chancen. Alle eint aber die Bedrohung durch die Klimakrise.

Die glücklichsten Kinder leben laut Studie in Norwegen Foto: Harald von Radebrechtt/imago

Paris taz/afp | Der Klimawandel ist eine „unmittelbare Bedrohung“ für jedes Kind auf der Welt. Das zeigt eine umfangreiche UN-Studie zum Wohlergehen von Kindern. Auch Umweltzerstörung und schlechte Ernährung verschlechterten die Lebenschancen von jungen Menschen, warnten die Vereinten Nationen in dem am Mittwoch vorgestellten Bericht. Dutzende Gesundheitsexperten kritisierten darin auch, dass kein Land der Welt seine Kinder umfassend schützt.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO und das UN-Kinderhilfswerk Unicef hatten die Studie in Auftrag gegeben, die in dem medizinischen Fachjournal The Lancet veröffentlicht wurde. Im Hintergrund stehen die Nachhaltigen Entwicklungsziele, die die Vereinten Nationen 2015 verabschiedet und direkt mit den Kinderrechten verknüpft hatten. Mehr als 40 Expert!nnen analysierten nun 180 Staaten nach Kriterien wie Bildung und Ernährung, die Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen haben.

Vor allem in afrikanischen Ländern leben unter 18-Jährige oft unter schlechten Lebensbedingungen, erleben Hunger, Gewalt und Konflikte. Am unteren Ende des Rankings landeten die Zentralfrikanische Republik und der Tschad. Am besten leben Kinder in Norwegen und Südkorea. Deutschland liegt auf Platz 14.

Die „große Botschaft“ des Berichts sei allerdings eine andere – dass „kein einziges Land die Gesundheit der Kinder heute und für die Zukunft schützt“, sagte Anthony Costello, Professor für Internationale Kindergesundheit am University College London.

CO2-Ausstoß der Industrieländer bedroht alle Kinder

250 Millionen Kinder in ärmeren Ländern seien mangelernährt und blieben deshalb in ihrer Entwicklung zurück, heißt es in der Studie. Sie könnten ihr Potenzial lebenslang nicht ausschöpfen. Vor allem aber kritisieren die Gesundheitsexpert!nnen die übermäßigen Kohlendioxidemissionen, die überwiegend aus den wohlhabenderen Nationen stammen, aber „die Zukunft aller Kinder bedrohen“. Junge Menschen würden dadurch mit zusätzlichen Gesundheitsgefahren belastet – von tödlichen Hitzewellen bis hin zur verstärkten Verbreitung von Tropenkrankheiten. Die Wissenschaftler!nnen rufen die Weltgemeinschaft auf, die Reduzierung des CO2-Ausstoßes „mit höchster Dringlichkeit“ anzugehen. „Wir stimmen mit Greta Thunberg überein“, so Costello.

Neben dem Klimawandel sehen die Experten ein weiteres Risiko durch „schädliche Geschäftspraktiken“ der Industrie, die Kinder der Vermarktung von fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln, Alkohol und Tabak aussetzen.

In den vergangenen 20 Jahren seien zwar im Bereich der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen Fortschritte erzielt worden, aber diese seien „jetzt ins Stocken geraten“ oder sogar „gefährdet“, heißt es in dem Bericht. „Die Entscheidungsträger der Welt lassen die Kinder und Jugendlichen von heute im Stich: Sie versagen beim Schutz ihrer Gesundheit, beim Schutz ihrer Rechte und beim Schutz ihres Planeten“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus und unterstrich damit die Aussage des Berichts.

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14 Kommentare

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  • Es macht Hoffnung, daß zumindest ein Teil der Kinder und Jugentlichen über FFF das Problem erkannt haben und massiv Druck auf die Politik und Besitzstandswahrer machen.



    Wir können nur wünschen daß die Bewegung immer mehr junge und natürlich auch ältere Menschen mitreißt und aufwachen läßt.



    Denn gerade die junge Generation von heute mit deren Eltern in den reichen Ländern wie Deutschland konsumieren so viel und umweltschädlich wie keine Generation zuvor. Es wird in der Welt rumgeflogen was das Zeug hält, Klamotten in verschwenderischen Mengen gekauft, Elektronik am laufenden Band konsumiert, das Internet verschlingt immer größere Energiemengen.



    Die klimafreundliche und soziale gerechte Umgestaltung unserer Gesellschaft und Wirtschaft wird ein Großteil der Bequemlichkeiten des Massenkonsums massiv einschränken. Die Mobilität wird dann nicht mehr vom Auto und der Fliegerei beherscht, die Ernährung muß vorwiegend pflanzlich sein, die Wohnflächen müssen massiv eingeschränkt werden, Produkte müssen sehr lange halten um die Neuproduktion und so das Resourcenverschlingen einzuschränken, Kreuzfahrten müssen eingestellt werden usw. usw.



    Wir müssen von 10 to CO2 pro Kopf auf 2 to CO2 innerhalb weniger Jahre runterkommen. Das gelingt nicht mit kleinen politischen Klimapäckchen und ab und zu etwas weniger Fleisch essen.



    Ist allen das bewußt ?



    Kinder in armen Ländern leiden auch wegen unserem Konsum. Unsere billigen Waren sind nur möglich durch Menschen- und Naturausbeutung.



    Sehr viel weniger ist aber auch ein Gewinn: mehr Zeit, lebenswertere Städte, mehr Natur, bessere Luft usw.

  • Wir sind die Mörder unserer Kinder...



    gruenfront.bandcamp.com/

  • Aus aktuellem Anlass sei an dieser Stelle auf den am 17.02.2020 im ERSTEN Programm gesendeten dritten Teil der dreiteiligen Dokumentationen: "Unsere Erde aus dem All" und "Die Erdzerstörer" auf ARTE-TV hingewiesen, die in den jeweiligen Mediatheken verfügbar sind.

    Erst seit wenigen Jahrzehnten ist es in der Entwicklung der menschlichen Zivilisationen möglich, einen Blick von außen sozusagen aus dem Universum auf unser treiben auf dem Blauen Planeten Erde zu werfen.

    Diese oben genannten außergewöhnlichen Dokumentationen besitzen aus meiner Sicht das Potenzial, die Grundlage für jegliche weitere Diskussionen in einem öffentlichen Debattenraum, über die Zukunft der Umwelt-, Sozial-, Arbeit-, Kultur- und Bildungspolitik darzustellen und sollten für Politiker/innen ebenso wie für Schüler, Auszubildende und Studenten zum Lehrplan gehören.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Mehr Kinder, weniger Ressourcen.

    Norwegische Kinder haben nur Vorteile vom Klimawandel.

  • "Die Wissenschaftler!nnen rufen die Weltgemeinschaft auf, die Reduzierung des CO2-Ausstoßes „mit höchster Dringlichkeit“ anzugehen. "

    Was am einfachsten gelingt, indem man die vom Klimawandel bedrohten Kinder gar nicht erst bekomnt. Keine andere Maßnahme spart so viel CO2 wie der Verzicht auf die Herstellung ganz neuer CO2-Emittenten.

    • @Thomas Friedrich:

      Sie sind sicher schon mit gutem Beispiel vorangegangen und haben sich sterilisieren lassen? Den eines Ihrer Kinder macht ja 100 mal soviel Dreck wie eines aus Burkina Faso.

    • @Thomas Friedrich:

      Ohh, geistiger Dünnschiss, da kann ich mithalten.



      Wir könnten auch die medizinische Versorgung für Rentner abschaffen. Haben ja sowieso zu viele und können die gar nicht bezahlen und Gesetzte die Menschen schützen abschaffen.

      Eine Welt in der wir nachhaltig leben ist es egal wie viele nachaltig leben.



      Es gibt keine CO2 Einsparung, es gibt nur CO2 Emission und egal wie wenig, sie ist zu viel wenn sie nicht Regenerativ ist.

      "Ich will das es meinen Kinder eines Tages so richtig scheisse geht." sagte der alte weiße Mann und fuhr mit seinem SUV zum Flughafen um ein Rindersteak in Südamerika zu essen.

      • @Upgrade:

        "Wir könnten auch die medizinische Versorgung für Rentner abschaffen. "

        Rentner haben den Wunsch weiterzuleben. Ein Kind, das noch nicht gezeugt wurde, hat diesen Wunsch nicht. Der Verzicht auf Kinder geht daher nicht zulasten von Kindern, sondern nur zulasten der Bedürfnisbefriedigung von Menschen, die gerne Kinder hätten. Sie verstehen den Unterschied?

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Upgrade:

        "Eine Welt in der wir nachhaltig leben ist es egal wie viele nachaltig leben.



        "



        Denken Sie bitte noch einmal darüber nach.



        Wieviel Fläche brauchen Sie für ihre Nahrung? Wieviel für ihre Hosen, wieviel für ihr Windrad etc. Und dann dividieren sie die Fläche der Erde durch diese Zahl.



        Siehe da, die Erde ist nicht unendlich und ihre Aussage falsch.

        Wenn sie jetzt alle Schimpansen, Giraffen, Elefanten und Löwen töten, haben sie mehr Platz für Menschen. Aber was ist eine Welt ohne Giraffen wert?

        • @4813 (Profil gelöscht):

          Wenn man wie Sie vorschlagen die Fläche der Erde 500 Milliarden km2 durch den Flächenbedarf der Hosen eines Menschen (gestapelt 0,25 m2 ) teilt, dann ist da irgendwie ganz schön viel Luft drin für weitere Menschen: 500 Milliarden x 1000 x 1000 x 4= 2.000.000.000.000.000.000 Menschen.

          Ich glaube Sie sollten noch ein wenig an ihren Parametern schrauben.

    • @Thomas Friedrich:

      Man könnte auch auf die Idee kommen, dass es den Kindern, insgesamt und global, noch nie so gut ging wie heute. Die Kindersterblichkeit ist durch Entwicklungen der Industriestaaten stark gesunken, die Möglichkeiten durch Bildung sind stark gestiegen.

      Natürlich nicht überall und es gibt vieles zu verbessern.

      Aber es kommt halt auf den Bezugspunkt an.

      Und ja, wenn die Studie schon so auf die projektierten Gefahren durch zukünftige Klimaänderungen hinweist, dann sollte auch ein Hinweis bzgl. der menschlichen Population auf der Erde nicht fehlen

      • @fly:

        Über die menschliche Population kann man erst dann auf Augenhöhe mit allen diskutieren, wenn angefangen wird weltweit für angeglichene Lebensverhältnisse zu sorgen. Überbevölkerung hat oft auch mit Armut zu tun. Es sind eher ärmere Staaten die es betrifft. Wir profiteren von den Zuständen in diesen Ländern. Zum großen Teil für die Zustände verantwortlich zu sein und zu sagen "macht mal weniger Kinder" ist Heuchelei.

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @Andreas J:

          Es gibt auch zuviele Deutsche. So, können wir jetzt über das größte Menschheitsproblem reden?

          • @4813 (Profil gelöscht):

            Neokapitalismus?