Klimastreik in Indien: Mit Schuhen für den Klimaschutz
Von Delhi bis in die kleinen Dörfer: Jung und Alt wollen in ganz Indien protestieren. Sie alle sind von Umweltzerstörung betroffen.
In Delhi werden sich Fridays-for-Future-Befürworter:innen am Nachmittag an einem U-Bahnhof im Stadtzentrum treffen und zum Zentralsekretariat laufen, in dem sich mehrere wichtige Ministerien befinden. „Auch ich werde mich dem Streik anschließen und 24 Stunden lang zur Unterstützung unserer Forderungen fasten und damit dem Weg von Mahatma Gandhi folgen“, sagt Dubey. Die Veranstaltung läuft unter dem Motto #SatyagrahaForClimateJustice.
„Die Idee des Satyagraha (ziviler Widerstand) und des Fastens sind eine Art des Kampfes, wie sie unser Vater der Nation im Freiheitskampf gegen die Briten vorgeführt hat“, sagt der Zwölftklässer. So wollen sie ihre Bereitschaft zum Protest zeigen. Denn das Klima liegt ihnen am Herzen – es geht um ihre Zukunft.
Dubey ist optimistisch. Er hat 2019 bereits erfolgreich gegen den verschwenderischen Umgang mit Plastik von Großkonzernen wie Amazon, Walmart-Flipkart oder Coca-Cola Company in Indien geklagt und im vergangen Jahr das Vorhaben gestartet, vor dem Obersten Gericht sein Recht auf saubere Luft einzufordern. Daraufhin gründete sich eine Umwelt-Kommission. Nun hofft er, wenn Hunderte junge Aktivist:innen im ganzen Land einen Tag lang fasten, werde dies das Gewissen der politischen Führung aufrütteln.
Protest aus kleinen Dörfern
„Jeder kann sich frei entscheiden, ob er online, in kleinen Gruppen oder mit einer Botschaft an Schuhe geheftet teilnehmen möchte“, sagt Bhavreen Khandhari, die sich seit 2019 für Klimaschutz einsetzt. Beim letzten „Schuh-Protest“, einer Freitagsaktion von Umweltaktivist:innen, die sich seit der Pandemie immer weiter verbreitet, waren die Polizeibeamten in Delhi sehr verwundert, sagt Khandhari. Sie mussten schmunzeln, da sie diese Art des Widerstands nicht kannten. Die Protestierenden stellen Schuhe mit Botschaften an einen Ort, um nicht als große Versammlung aufzutreten und ein Infektionsrisiko einzugehen.
Bhavreen Khandhari sieht sich als Mutter in der Bringschuld. „Wir können nicht erwarten, dass wir diesmal volle Busse mit Schulkindern sehen werden, die teilnehmen, so wie es vor der Pandemie war“, gibt sie zu bedenken. Gerade deshalb aber müssten sich mehr Eltern engagieren, um etwas für die Zukunft ihrer Kinder zu tun. „Schon wieder sollen Tausende Bäume für ein neues Bauprojekt gefällt werden“, klagt Khandhari. Zudem werde gerade das Schwemmland des Yamuna-Flusses zur Mülldeponie umfunktioniert, auf dem der Schutt für das neue Parlament abgeladen wird. Das werde die Verantwortlichen noch teuer zu stehen kommen, warnt Khandari.
Auch deshalb wird sie mit ihren Töchtern am Freitag mit vor das öffentliche Gebäude ziehen. Sie hat sich mit anderen Müttern, sogenannten „Warrior Moms“ (auf Deutsch „kämpfende Mütter“) zusammengeschlossen: Die Mütter sind wütend über die Umweltpolitik der Regierung.
Doch nicht nur in Delhi, auch ganz oben in Sikkim, in einem kleinen Dorf namens Garhmukteshwar in Nordindien, sowie im westindischen Pune bis hin zum Süden wie in Goa wird zu kleineren Protesten aufgerufen: Schuhe mit Botschaften werden gesammelt, Kurznachrichten zum Klima getwittert.
Oft sind es die lokalen Themen, für die Jung und Alt sich zum Protest entschließen, beispielsweise bei der Abholzung von stadtnahen Wäldern – sei es für Bahnstationen, für eine Flughafenerweiterung oder, wie in Goa, dem Ausbau der Kohleförderung. Die würde den Anteil von Feinstaubpartikeln in der Luft drastisch erhöhen. In Goa wird deshalb auch schon am Donnerstag protestiert.
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