Klimaschutz im Wohnungsbau: Lieber effizient als perfekt
SPD und Grüne in Hamburg wollen beim Klimaschutz umsteuern: Statt maximaler Gebäudeisolierung soll klimaneutral erzeugte Wärme Priorität haben.

Am Montag waren Vertreter der Verhandlungsteams im Rathaus vor die Presse getreten, um einen Zwischenstand zu geben. Die Verhandlungen schritten planungsgemäß voran, sagte der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Sie würden dadurch erleichtert, dass die Partner in spe ja schon seit einigen Jahren zusammenarbeiteten und bestimmte Politiklinien einfach fortgeführt werden könnten.
Tschentscher betonte wie die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), wie wichtig es sei, Wohnraum zu schaffen. Deshalb will Rot-Grün am Ziel festhalten, 10.000 Wohnungen im Jahr zu genehmigen, wovon 30 Prozent Sozialwohnungen sein sollen. Dabei sei vereinbart worden, mehr für Familien und gegen Leerstand und Zweckentfremdung zu tun.
Damit das Wohnen bezahlbar bleibt, wollen die möglichen Partner bei Neubauten den Standard Effizienzhaus (EH) 55 fördern und auf den Standard EH 40 verzichten. Bei EH 40 darf ein Haus noch weniger Energie verbrauchen, allerdings zu exponentiell steigenden Baukosten.
Kosten der Dekarbonisierung sollen gedämpft werden
Bei der Gebäudesanierung soll der Klimaschutz stärker mit ohnehin anstehenden Sanierungsschritten verknüpft werden. Mit diesen Vereinbarungen käme der künftige Senat Forderungen aus der Wohnungswirtschaft entgegen, die vor explodierenden Kosten bei der Dekarbonisierung des Wohnungsneubaus und der Sanierung gewarnt hatte.
Um trotzdem so viel CO2 einzusparen, wie nötig ist, um Hamburg 2045 quasi klimaneutral zu machen, sollen Bewohner klimaneutrale Wärmequellen nutzen wie die Fernwärme oder Wärmepumpen. Für die Fernwärme hatte die in städtischer Hand befindliche Hamburg Energie vergangene Woche eine Preiserhöhung von 30 Prozent bekanntgegeben.
Angesichts der hohen Investitionen in das Fernwärmenetz sei Hamburg Energie allein schon aus regulatorischen Gründen verpflichtet, die Gebühren zu erhöhen, sagte Tschentscher. Damit liege Hamburg aber immer noch auf dem Niveau vergleichbarer Großstädte.
Berufseinstieg für Migranten soll leichter werden
Die Wirtschaftssenatorin und Co-Landesvorsitzende der SPD, Melanie Leonhard, kündigte an, sich stärker um die Gruppen kümmern zu wollen, die am weitesten weg seien vom Arbeitsmarkt, etwa alleinerziehende Mütter oder Migranten. Für sie solle es „konkrete Angebote“ geben wie vom Land finanzierte Sprachkurse, insbesondere berufsbezogene Sprachförderung. Migranten soll es außerdem erleichtert werden, eine Beschäftigung zu finden, indem sie in einem ersten Schritt nicht gleich die in Deutschland geforderte Qualifikation vorweisen müssen.
Migranten sollten sich in Hamburg nicht nur sicher fühlen, sondern sich aktiv beteiligen können, sagte die Co-Vorsitzende der Grünen, Maryam Blumenthal.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Juristin über Ja-heißt-Ja-Reglung
„Passives Verhalten bedeutet nicht sexuelle Verfügbarkeit“
Politologe über Brandmauer und CDU
„Wenn die CDU jetzt klein beigibt, ist sie bald überflüssig“
Ole Nymoen und die Frage des Krieges
Kampflos in die Unfreiheit?
SPD-Jugendorganisation
Jusos lehnen Koalitionsvertrag ab
Diskussion über Mindestlohn
Der Bluff der SPD-Führung
Nein der Jusos zum Koalitionsvertrag
Fliehkräfte noch vor dem Start