Klimaschutz-Plan der Umweltministerin: Kein Torf mehr fürs eigene Beet
Moorboden als Gartenerde? Geht es nach Umweltministerin Steffi Lemke, soll damit bald Schluss sein. Dabei setzt die Grüne auf Freiwilligkeit.
Naturschutzbund
Unter anderem will sie die hierzulande beinahe gänzlich trocken gefallenen Moore wieder vernässen. 92 Prozent der Moorböden in Deutschland sind entwässert und werden meist als Acker-, Weideland oder zum Torfabbau genutzt. Statt ein wichtiger CO2-Speicher zu sein, sind die Flächen so laut Umweltministerium zu Emissionsquellen geworden: Sie setzen jährlich rund 53 Millionen Tonnen CO2 frei, etwa 6,7 Prozent der gesamten nationalen Treibhausgas-Emissionen.
Außerdem bieten Moore einen Lebensraum für hochspezialisierte Pflanzen und Tiere. Um die Flächen wieder herzustellen, soll die vorhandene Moorschutzstrategie „ambitioniert umgesetzt“ werden; die öffentliche Hand soll ein Vorkaufsrecht für Moorböden erhalten und Paludikulturen – also die landwirtschaftliche Nutzung von nassen Böden – gefördert werden. Zudem strebt das Umweltministerium ein Ende der Torfnutzung an. Bis 2026 sollen zunächst Hobbygärtner auf Torf verzichten, bis 2030 auch Erwerbsgärtnereien. Erreichen sollen dies Vereinbarungen auf freiwilliger Basis.
Für die Hersteller von Gartenerde ist das schwer vorstellbar. „Es gibt Alternativen zum Torf, etwa Kompost, Kokosfasern oder Rindenmulch“, sagt Anna Hackstein, Geschäftsführerin des Industrieverbands Garten, „aber nicht in den Mengen und in der Qualität, wie wir sie benötigen“. Die Erden- und Substrathersteller haben sich verpflichtet, den Torfanteil in Gartenerde bis 2025 von jetzt 52 Prozent auf 50 Prozent zu senken, bis 2030 auf 30 Prozent. Diese Zeit brauche man auch, sagt Hackstein.
Um auch trockene Böden stärker als Lebensraum und CO2-Speicher zu nutzen, sollen zu den vorhandenen etwa 795.000 Hektar Grünland, Heiden und Gewässerrandstreifen in den nächsten acht Jahren 503.000 Hektar hinzukommen. Ihre Pflege soll finanziell gefördert werden.
Klima- und Biodiversitätsschutz in Städten und Gemeinden soll unter anderem mit mehr Bäumen erreicht werden. „Wir werden Kommunen bei der Erstellung von Straßenbaumkonzepten und der Pflanzung von insgesamt 150.000 zusätzlichen Bäumen bis 2030 unterstützen“, heißt es. Außerdem ist eine Beratungsagentur vorgesehen, die Kommunen bei der Bauleitplanung unterstützt. „Schätzungen zufolge sind rund zehn Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen in Deutschland auf die Landnutzung und Landnutzungsänderungen zurückzuführen“, schreibt Lemkes Ministerium – unter anderem durch Neubauten.
Zwar sei der natürliche Klimaschutz ein wesentlicher Baustein für die Erreichung der Klimaziele, sagte die umweltpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Anja Weisgerber (CSU), der Deutschen Presse-Agentur. Lemkes Entwurf entschärfe aber nicht den Zielkonflikt zwischen immer mehr Flächenschutz einerseits und Flächen zur Nahrungsmittelproduktion andererseits.
Von den Umweltverbänden erhielt Lemke für ihren Vorstoß Lob, allerdings mahnten sie seine Umsetzung an. „Messen werden wir das Programm an seiner tatsächlichen Wirksamkeit. Hierfür muss der Entwurf noch nachgeschärft und konkretisiert werden“, teilte der Nabu mit. Das Aktionsprogramm will Lemke im nächsten Frühjahr ins Kabinett einbringen und erste Maßnahmen noch im Laufe dieser Legislaturperiode umsetzen.
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