Klimaprotest in Berlin: „Eine ganz wichtige Botschaft“
Das 1,5-Grad-Ziel sei noch zu erreichen, Fridays for Future will weiter dafür kämpfen. Am Freitag protestieren sie mit Kerzen am Brandenburger Tor.
taz: Herr Motaal, anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Pariser Klimaabkommens am 12. Dezember ruft Fridays for Future (FFF) am Freitag unter dem Motto #FightFor1Point5 zu Protesten auf. Was ist in Berlin geplant?
Louis Motaal: Von 15 bis 18 Uhr wollen wir vor dem Brandenburger Tor den Schriftzug #fightfor1point5 mit 3.000 klimaneutralen Kerzen auslegen. Dazu laden wir Menschen ein, eigene Kerzen vorbeizubringen, um eine coronakonforme Aktion zu haben. Wir wollen zeigen, wie viele Leute für #fightfor1point5 eigentlich stehen, obwohl wir nicht alle zu einer Zeit am selben Ort zusammenkommen können. Wir rechnen mit mehreren Hundert Leuten, die in diesem Zeitraum am Pariser Platz vorbeischauen werden.
Die Aktion soll also vor allem das Bewusstsein für die Klimakrise schärfen?
Genau. Für uns ist es noch mal ganz wichtig zu sagen, dass es jetzt fünf Jahre her ist, dass sich die Regierungen der Welt dazu bekannt haben, die 1,5-Grad-Erwärmung nicht zu überschreiten. Und in diesen fünf Jahren hat man viel geredet, aber nicht gehandelt. Wir machen uns extreme Sorgen über die nächsten Jahre, deshalb verpflichten wir uns am Freitag als Aktivist*innen dazu, die Regierung auf die Einhaltung dieses Ziels aufmerksam zu machen.
Was sind denn die konkreten Forderungen von FFF an die Regierenden?
Es wäre ein wichtiger Schritt, dass sich die EU auf dem Klimagipfel am Samstag ambitioniertere Ziele bis 2030 setzt. Zudem fordern wir im Hinblick auf die Bundestagswahl 2021 von jeder Partei einen konkreten Plan, wie sie die 1,5 Grad einhalten wollen und wie wir mit dem restlichen CO2-Budget arbeiten sollen. Wir haben fünf Jahre seit der Unterzeichnung verschwendet und müssen jetzt sicherstellen, dass die nächsten fünf Jahre mit konkreten Aktionen gefüllt werden. Denn wir können das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen. Das soll an diesem Tag eine ganz wichtige Botschaft sein.
Louis Motaal
Der 22-jährige Klimaaktivist
ist Pressesprecher von Fridays for Future Berlin.
Wie sieht die Arbeit von FFF zurzeit aus? Da gab es in Berlin ja mal die Idee, mehr in die Bezirke zu gehen, wie klappt das momentan aufgrund von Corona?
Natürlich hat Corona es schwieriger gemacht, große Veranstaltungen zu planen. Wir haben aber 12 aktive Bezirksgruppen in Berlin, und gerade das ist unsere Stärke, da wir uns so kleiner organisieren und austauschen können. FFF zeichnet sich auch durch die einfache Zugänglichkeit aus, und das konnten wir mit den Bezirksgruppen noch mal stärken.
Um auf der lokalen Ebene zu bleiben: Nach dem Pariser Klimaabkommen hat das Berliner Abgeordnetenhaus im Frühling 2016 auch ein lokales Gesetz verabschiedet, das Berliner Energiewendegesetz. Berlin soll bis 2050 klimaneutral werden. Hat sich eurer Meinung nach hinsichtlich des Klimaschutzes in Berlin schon etwas getan?
Wir sehen leider keine weitreichenden Veränderungen. Dass Klimaneutralität bis 2050 nicht ausreicht, sollte vollkommen klar sein. Wir fordern das deutlich früher ein.
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