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Klimadebatte und EmotionalitätVon wegen hysterisch

Gastkommentar von Rebecca Fleischmann und Judith Pape

Der Klimabewegung wird vorgeworfen, zu emotional zu argumentieren. Dabei helfen Gefühle gerade dabei, die Realität der Klimakrise zu begreifen.

Fridays for Future ist auch während Corona auf die Straßen gegangen und wütend geblieben Foto: Dominik Bund/imago

N ur mit Unwissen lässt es sich erklären, wenn, wie kürzlich in der FAZ, die Klimadebatte als „zu emotional“ kritisiert wird. 79 Prozent der Beiträge zum Klimawandel in den sozialen Medien zeigen eine ängstliche Haltung, wundert sich der Wirtschaftsredakteur. Und das, obwohl es doch durchaus ­„wirksame Maßnahmen“ gäbe, wie etwa „Thermostate, mit denen die Raumtemperatur reguliert werden kann, oder eine nachhaltige Geldanlage“. In diesem Beitrag spiegelt sich ein verbreitetes ­Phänomen wider: dass manche Mitmenschen sich über Klimaangst irritiert zeigen und gleichzeitig auf der Ebene von Kleinstlösungen argumentieren – ein klarer Hinweis, dass sie die Dimensionen der Klimakrise nicht begriffen ­haben.

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Dabei ist die Klimadebatte nicht „zu emotional“, im Gegenteil: Unsere Gefühle helfen uns, die Klimakrise zu begreifen. Klimaangst, -trauer und -wut sind angemessene Reaktionen auf zutiefst deprimierende und beängstigende Realitäten. Nur wenn wir sie zulassen und anerkennen, kann die Wucht der Klimakrise zu uns durchdringen. Und nur wenn das geschieht, können wir die Kraft finden, eine Klimakatastrophe zu ver­hindern.

Dafür gibt es auch wissenschaftliche Argumente: Schon länger ist in den Kognitionswissenschaften klar, dass Gefühle unseren Verstand nicht automatisch vernebeln. Im Gegenteil: Emotionen erlauben uns überhaupt erst, reale Bedrohungen zu verstehen und angemessen auf sie zu reagieren. Menschen mit Hirnschäden, die ihre Gefühle nicht mehr als Kompass heranziehen können, treffen entweder schlechte Entscheidungen oder gar keine.

Eine gefühlsgeladene Klimadebatte bedeutet, dass zunehmend mehr Menschen verstanden haben: Die ökologische Katastrophe ist nichts Abstraktes, sondern wird in den nächsten Jahrzehnten massive Auswirkungen auf unsere eigenen Lebenspläne haben. Diese Erkenntnis ist wichtig, um zum Handeln zu kommen. Mit Die-ins, Trauerzügen und emotionalen Reden bieten die Klimabewegung(en) einen Resonanzraum für solche Klimagefühle – und werden dafür häufig medial als hysterisch, überemotional, irrational und realitätsfremd diffamiert. Die Angriffe, die auf Greta Thunbergs emotionale „How dare you“-Rede folgten, dürften noch in guter Erinnerung sein.

Rebecca Fleischmann

ist Psychologische Psychotherapeutin in Ausbildung, lebt in Berlin und engagiert sich bei Extinction Rebellion Deutschland.

Warum wird Klimagefühlen oft kritisch begegnet? Warum werden Trauer, Wut und Angst diskreditiert, oft mithilfe einer fundamentalen Gefühlsskepsis? Die Abwertung von emotionalem Begreifen ist nicht neu, sie wurzelt in der westlichen Denktradition, für die Gefühle und Vernunft lange als Gegensätze galten. Es war jene Denk­tradition, die in der Geschichte oft blind machte: Sei es für die Gefahren von emotionaler Kälte, die unser Gegenüber entmenschlicht, oder dafür, Ausbeutung und Zerstörung zu rationalisieren und zu verdrängen.

Es ist dieselbe Denktradition, die Frauen als „emotionale Wesen“ klassifizierte und ihnen über Jahrhunderte den Zugang zur politischen Debatte verwehrte. Aber unsere Gesellschaft hat sich weiterentwickelt: Ebenso wie der Ausschluss weiblicher Stimmen ist das Entgegensetzen von Gefühlen und Verstand zwar noch nicht überwunden, stößt aber doch zunehmend auf Kritik.

Judith Pape

studierte Soziologie in Hamburg und Freiburg, lebt in Berlin und ist bei Extinction Rebellion Deutschland aktiv.

Anders verhält es sich mit der Gefühlsskepsis, die sich aus Argwohn gegenüber „gefühltem Wissen“ speist. Denn dieser Argwohn ist berechtigt: Vorurteilsbasierte Ängste und Ressentiments können gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit nähren. Unreflektierte Intuitionen verfestigen in unserer rassistischen und sexistischen Gesellschaft eben genau diesen Rassismus und Sexismus, wenn wir ihnen nicht entgegenwirken.

Beispielsweise konnte in der Sozialpsychologie mithilfe des impliziten Assoziationstests gezeigt werden, dass unsere eigenen Stereotype uns häufig nicht bewusst sind, sich jedoch trotzdem auf unser Verhalten auswirken.

Gefühle auf ihre Realitätsbasis prüfen

Nur wenn wir herausfinden, welche unbewussten Stereotype wir haben, können wir lernen, unseren emotionalen Reaktionen in bestimmten Situationen zu misstrauen. Und die Versuchung, gefühlsbegründete „alternative Fakten“ einer unschmeichelhaften oder verunsichernden Realität vorzuziehen, kann von Demagogen überall auf der Welt für die eigene politische Agenda ausgenutzt werden.

Ein Blick in die Vereinigten Staaten reicht, um zu verstehen, wie gefährlich solch ein Missbrauch von Gefühlen für unsere Demokratie werden kann. Solche Phänomene beflügeln berechtigterweise den Argwohn gegenüber Gefühlen im politischen Raum.

Nun kann es aber nicht die Lösung sein, die Möglichkeiten des emotionalen Verstehens im Ganzen abzuwerten. Stattdessen sollte es darum gehen, entstehende Gefühle fortwährend zu reflektieren und auf ihre Realitätsbasis zu prüfen: Eine starke emotionale Reaktion auf die eklatante Trantütigkeit unserer Klimapolitik (und die damit in Kauf genommenen Klimafolgen) ist dabei alles andere als blinde Gefühlsduselei. Sie ist mehr als angebracht.

Nicht länger „kalte“ wissenschaftliche Fakten

Die Klimabewegung reagiert nicht überemo­tio­nal – sie hat es vielmehr geschafft, affektiv zu erfassen, was „kalte“ wissenschaftliche Fakten über den ökologischen Kollaps bedeuten. Was es bedeutet, wenn wir das Pariser Abkommen verfehlen: Hundertmillionen- bis milliardenfaches persönliches, menschliches Leid.

Eine ungeheure ­Potenzierung aller Krisen, aller Ungerechtigkeiten und aller Ausbeutungsverhältnisse, die sowieso schon existieren und für die wir mit unserer fossilen Emissionsvergangenheit maßgeblich mitverantwortlich sind.

Emotionales Verständnis ist keine Schwäche. Sondern ein Fortschritt, den wir verteidigen sollten, wenn im öffentlichen Diskurs Klimagefühle diskreditiert und im selben Atemzug eine zerstörerische Politik als „vernünftig“ dargestellt wird.

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13 Kommentare

 / 
  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Angst- und Panikgefühle haben schon immer am sichersten zu adequaten Reaktionen und durchdachten Lösungen geführt. Wer mag das ernsthaft in Zweifel ziehen? Trump hat das Verstanden. Die Deutschen noch nicht.

  • In der taz finden sich (glücklicherweise) auch weniger emotionale Standpunkte:

    taz.de/Klimaphysik...27110&s=levermann/

    Es gibt Systeme, die kippen können, die Arktis, die Antarktis, die Korallenriffe. Aber ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass die globale Erwärmung in eine selbstverstärkende Spirale gerät, wenn wir sie nicht auf 1,5 Grad begrenzen. Davor haben viele Angst, aber das ist nicht der Fall.

    Deshalb können die Fridays immer noch sagen, dass die Begrenzung auf 1,5 Grad wünschenswert ist, aber sie können nicht sagen, dass die Wissenschaft zwingend 1,5 Grad verlangt. Verstehen Sie mich nicht falsch, mit jedem Zehntelgrad mehr können schlimme Dinge passieren, aber es gibt keine harte Evidenz, dass eine Erwärmung um 2 Grad unsere Gesellschaften fundamental bedrohen würde.

    Ein schlagartiges Ausschalten der Kohlekraftwerke, der Verbrennungsmotoren würde das aber sehr wahrscheinlich tun, es würde den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden. Und dieses schlagartige Ausschalten wäre wohl die Konsequenz, wenn wir bei der jetzt leider schon weit vorangeschrittenen Erwärmung noch mit aller Gewalt das 1,5-Grad-Ziel einhalten wollten. Ich bin sehr für Tempo, aber das gilt es abzuwägen.

  • Ein wenig reißt der Artikel die eigentliche Problematik an, aber der Hauptstoß geht in die falsche Richtung.

    Klar kann Emotion helfen einem wichtigen Thema mehr Schwung zu geben. Das wird glaube ich niemand bestreiten. Wie der Artikel dann auch richtig sagt, geht es darum, dass dieser emotionale Schwung auch leicht für die falschen Themen eingesetzt werden kann.

    Ich würde es so sehen: selbstverständlich braucht es Emotionen und Gefühle, ohne die kann es keine politischen Ziele geben. Ich liebe meine Familie, meine Kinder, überhaupt Kinder, ich liebe mein Auto, mein Haus, mein Eigentum, ich helfe gerne meinen Mitmenschen und freue mich, wenn es ihnen gut geht etc. All das sind Emotionen und Gefühle, die überhaupt erst Inhalt und Richtung von Politik geben. Genauso wie die Liebe zur Religion, zur Nation, zu einem Führer oder einer Kampfgruppe. Gefühle und Emotionen können eben mit anderen kollidieren. Und Gefühle haben erstmal nichts mit Wissenschaft und Fakten zu tun.

    Dass meine Emotionen beim Klimathema dabei sind, gibt diesem mehr demokratisches Gewicht, so wie andere Themen auch, bei denen Emotionen dabei sind (Familie, Kinder, Nation etc.). Aber es geht ja genau um die Auseinandersetzung der verschiedenen emotional aufgeladenen Themen - da kann Emotion logischerweise nicht das entscheidende Argument sein, weil ja alle Emotionen haben.

    Wenn man über die emotionale Schiene dazu kommt, dass 90+X% Klimawandel als höchstes Ziel setzen, dann ist das ok. Wenn Klimawandel ein emotionales Thema von vielen ist, steht es eben in Konkurrenz zu den anderen emotionalen Themen. Auch ein Klimwandel-Priorisierer wird ja nicht als Argument akzeptieren, dass sein Thema automatisch weniger wert ist, nur weil andere Themen höhere Emotionen haben. Emotionen sind eben nur ein Teil, also ist es auch richtig sie einzuordnen.

  • das wort "Trantütigkeit" kannte Ich noch nicht und habe daher versucht seine bedeutung zu recherchieren

    www.dw.com/de/trant%C3%BCte/a-6194667



    "Das Wort Tran kommt aus dem Niederdeutschen und hat den gleichen Ursprung wie das Wort Träne. Es bedeutet so etwas wie Tropfen. Wenn etwas tropft, kann das auch ein sehr langsamer Vorgang sein."

    die kamelopedia behauptet den ursprung des wortes zu kennen und dass die trantüte nach dem waltran benannt sein soll und also etwas mit dem grausamen geschäft der jagd auf diese grossen meeressäugetiere zu tun hat

    kamelopedia.net/wiki/Trant%C3%BCte

    wie der satz:"Eine starke emotionale Reaktion auf die eklatante Trantütigkeit unserer Klimapolitik (und die damit in Kauf genommenen Klimafolgen) ist dabei alles andere als blinde Gefühlsduselei" zu verstehen ist ist mir ist es unklar geblieben

    obwohl das zur klärung nichts beiträgt sei noch erwähnt dass die "Trantütigkeit" numerologisch betrachtet eine 6x6x6x6 =1296 und also die 36 te quadratzahl ist

    • @satgurupseudologos:

      Kurz und sachlich formuliert: der Lethargismus bzw das ständig beschleunigte Verschwenden von fossiler Energie und anderen Rohstoffen hat uns in eine tiefe schwere Krise geführt. Die Weigerung der Wirtschaft und des größten Teils der Politik, ein paar einfache Fakten anzuerkennen und zu akzeptieren, hat die Situation unglaublich kompliziert und hart gemacht.

      Dafür, dass sich ein ganzer Haufen arg komplexitätsbeschränkter Juristen und Ökonomen aus Gier und Lobbyismus einfach schief grinsend all die wissenschaftlichen Papiere mit nach Hause aufs Klo genommen haben, um sie dort endzuverwerten, statt einfach mal zu begreifen und akzeptieren, dass wir die Fossilverbrennung weltweit *reduzieren* müssen, steht das Wort "Trantütigkeit". Eine Trantüte ist jemand, der die Situation nicht versteht und dann absolut unangemessen handelt (meist eher nicht handelt).

  • Ja! Emotionalität ist eine wichtige Komponente um solche Themen umfassender zu verarbeiten. Aber keine hinreichende Basis für weitreichende Entscheidungen die viele Menschen betreffen.

    • @alterego:

      Ja, nur ist dieser Artikel natürlich sehr aus der Extinction-Rebellion-Perspektive geschrieben, und die sind für den emotionalen Aspekt hauptverantwortlich. Es ist sozusagen Werbung in eigener Sache. Macht aber nichts, denn FFF sorgt mit einem nackte-Fakten-lastigeren Ansatz für den nötigen Ausgleich.

      Ohne XR, die den Wumms, das Eindrückliche und das Aufmerken liefern, wäre FFF nicht so erfolgreich. Und ohne FFF wäre XR eine inkonsequentielle Straßentheatertruppe ganz gemäß Ihres letzten Satzes.

  • "Hundertmillionen- bis milliardenfaches persönliches, menschliches Leid.

    Eine ungeheure ­Potenzierung aller Krisen, aller Ungerechtigkeiten und aller Ausbeutungsverhältnisse, die sowieso schon existieren und für die wir mit unserer fossilen Emissionsvergangenheit maßgeblich mitverantwortlich sind."

    Geht's nicht auch ne Nummer kleiner? Die jüngste Vergangenheit ist gottseidank auch geprägt von Katastrophen, die nicht eingetreten sind. Seien wir deshalb wachsam und nicht zu pessimistisch.

    • @Unspoken:

      Zahlen und Fakten lassen sich halt nicht von deinem unbegründeten Optimismus verändern. Ne Nummer kleiner wäre es gekommen, wenn wir nicht seit 20 Jahren auf die Wahrheitsverdreher gehört hätten. Jetzt haben wir fast die ganze Hütte verheizt und sitzen einfach mal in der Patsche.

    • @Unspoken:

      "Geht's nicht auch ne Nummer kleiner?"

      Klar geht das. Und zwar dann und nur dann wenn man sich die wissenschaftlichen Fakten, die sich - da es sich um elementare thermodynamische Prozesse handelt - zumindest auf planetarem Maßstab exzellent in die Zukunft extrapolieren lassen, weglügt oder schönredet.

      Der anthropogene Klimawandel wird hart; wenn er sich zu einer Klimakatastrophe auswächst, wird das alle Katastrophen seit mindestens der Saale-Eiszeit, vielleicht sogar seit dem PETM übersteigen. Anders gesagt: wenn wir so weitermachen, steuern wir in eine Situation, die alles, was Homo sapiens seit seiner Entstehung an Scheußlichkeiten erlebt hat, weit übersteigen wird, zumal er mindestens tausende, wenn nicht zehntausende von Jahren andauern wird.

      Glauben Sie nicht?



      Dann schauen Sie mal, wieviele Küstenstädte in den nächsten 150 Jahren umgesiedelt werden müssen. Und zwar egal was wir machen.

      China hat bereits angefangen.

  • Zitat: „Dabei ist die Klimadebatte nicht „zu emotional“, im Gegenteil: Unsere Gefühle helfen uns, die Klimakrise zu begreifen.“

    Das mag sein. Nur geht es nicht alleine ums Begreifen. Eine Klimakrise kann der oder die Einzelne unmöglich allein lösen. Es geht also auch darum, Mitstreiter zu finden. Und an dieser Stelle sind Angst, Trauer und Wut nicht unbedingt hilfreich. Im Gegenteil: Sie schrecken andere ab.

    Es wäre also gut, wenn die Klimarettung ein 3-Stufen-Plan würde, wenn zwischen der Erkenntnis und der Debatte eine Art Puffer käme. Wer sich Gelegenheit gibt, die eigenen Ängste zu rationalisieren und seine Wut zu zivilisieren, der hat womöglich mehr Erfolg in einer Debatte. Weil seine Argumente vom Gegenüber nicht als Angriff aufgefasst werden müssen, sondern als Angebot begriffen werden können.

    Schwer genug wurde es für die Klimaretter dann immer noch werden. Denn es ist für Menschen, die mit den falschen pädagogischen Mitteln erzogen wurden, extrem schwer, Fehler einzusehen und sich zu korrigieren. Weil es ihnen Angst macht, etwas falsch gemacht zu haben (oder etwas anders zu machen als alle anderen), und weil sie sich schämen dafür. Auch das wissen Kognitionsforscher schon lange.

    Nur wer die Angst, die Trauer und die Wut derer, die ihr Leben lang Teil eines Problems waren, zulassen und anerkennen kann, wird etwas bewegen in der Zukunft. Denn Angst, Trauer und Wut sind ja nicht nur für Teenager „angemessene Reaktionen auf zutiefst deprimierende und beängstigende Realitäten“. Erst, wenn wir die Wucht der Erkenntnis, dass gesellschaftliche Normen und soziale Zwänge Menschen stärker verformen können als gut für uns alle ist und eigene Gefühle jede Demo junger Klimaaktivisten in den Schatten stellen, wirklich zu uns durchdringen lassen, können wir die Kraft finden, eine Klimakatastrophe zu ver­hindern. Wut, Angst und Trauer allein retten die Erde jedenfalls nicht.

    • @mowgli:

      Ihnen scheint entgangen zu sein, dass seit spätestens den 1970er Jahren mit rationalen und unemotionalen Ansätzen versucht wurde die Umwelkatastrophen zu verhindern, die wir mittlerweile erleben müssen.



      Was hat es gebracht?



      Hohn, Verachtung und immer stärker werdende Umweltzerstörung (das Klima ist ja nicht das Einzige, was mit großer Effektivität zerstört wird...).



      Erst seit die jungen Menschen von Fridays for Future mit ihrern Emotionen weltweit zur Bewegung wurden, tut sich da ein bischen etwas.



      Kann so schlecht also gar nicht sein.

      • @Mainzerin:

        Da tut sich ein bischen was, weil die Verantwortlichen ganz emotionslos die für sie dräuende Gefahr erkannt haben und ganz sachlich, sprich emotionslos, mit ein bischen was tun, die Emotionen dämpfen. Konnten und können sie wunderbar, und es funktioniert immer wieder.