Klimabilanz im Vergleich: Ist Golf eher groß- oder kleinbürgerlicher Öko-Mist?
Wo der grüne Sport wider seine Verächter tatsächlich grün ist: Schließlich ist Golf naturgemäß naturverbunden.
G olferinnen und Golfer stehen unter dem Tatverdacht von Naturzerstörung, Ökofrevel und anderer Verbrechen an der Mitwelt. Auch in dieser Zeitung. So schrieb Jan Feddersen in einer launigen Lobpreisung des Minigolfs über dessen großen Bruder: „Golf – das war und ist viel zu großer Raubbau an Naturflächen, die die großbürgerlichen Kreise betreiben, was den höheren kleinbürgerlichen Milieus gefällt.“
Mit erster Ahnung, was mit den verschiedenen Größen an Kreisen und Milieus gemeint sein könnte, muss festgehalten sein: Auch das unschuldige Minigolf leistet durchaus Raubbau. Für die Bahnen werden ein paar hundert Quadratmeter Beton in die vormals wassergebundene Landschaft gegossen, Asphalt für Parkplätze dazu. Beim richtigen Golf wird auf natürlichem Terrain gespielt: Wiesen, Weiden, in Parklandschaften.
Klar, die Versiegelung durch Parkflächen für das Lagern von Blechdosen an Golfplätzen gehört in die Sündenbilanz. Klar, die Anfahrt ist öko-bäh, wie allerdings auch die Fahrt mit dem Auto zum Joggen in den Stadtpark oder zum Minigolfplatz. Man sagt dazu Freizeit fatal.
Seit den 90er Jahren sind in Deutschland viele neue Golfplätze entstanden, meist auf landwirtschaftlichen Flächen, statt Maisfeldern oder Kuhwiesen also. Üppige Mengen an Chemiecocktails lassen den Mais sprießen, auf dass er in der Biogasanlage zu Sprit wird, der dann verbrannt wird. Emsig furzende Rindviecher reichern die Erde mit Methangas an und füllen sie mit Güllemassen. Kommt ein Golfplatz, sind sie weg.
Verordnung
Denn Golfs Ökobilanz ist vielfach besser. Emsig gedüngt wird höchstens auf den Grüns, die aber machen weniger als ein Prozent eines Platzes aus. Zudem ist viel weniger erlaubt an Giftspritzen als noch vor 20 Jahren.
Eine weiterreichende Pestizidverordnung der EU ist vor einem Jahr leider gescheitert, nach den rabiaten Bauernprotesten. Und zugegeben, man weiß nicht, ob sich alle Greenkeeper an Naturschutzgesetze halten. In Belgien zum Beispiel sind die Richtlinien noch strenger als bei uns; gleichzeitig gilt das Land als Hort des Laissez-faire, wo strenges Befolgen von Vorschriften als kulturfremd gilt.
Auf vielen Golfplätzen gibt es, anders als auf Kuhwiesen, gespendete Patenbäume. Ein mikroskopischer Klimaschutzbeitrag, immerhin, aber sportlich, manchmal mit konterkarierender Wirkung: „Ich hab den Ball schon wieder gegen den blöden Baum vom Willi gehauen.“ Besonders naturliebende Golfer haben schon vorgeschlagen, Öko-Strafschläge ins Regelwerk aufzunehmen für abbrechende Äste oder Laubrasuren nach Balltreffern. Bislang ohne Erfolg.
Wohl aber sind auf vielen Golfplätzen Biotopbereiche eingerichtet, die nicht betreten werden dürfen. Man frage mal bei Lurch und Lerche, bei hundertelei Wildkräutern, seltenen Spinnen und Brutvögeln, wie es ihnen in den geschützten Reservaten geht. Sie werden begeistert Bericht erstatten.
Der DGV hat derweil das Projekt GolfBiodivers erweitert, gefördert vom Bundesamt für Naturschutz. Vier Hochschulen von TU München bis Uni Münster wollen Golfanlagen landschaftsökologisch analysieren, wie man am besten „Flächen für ökologische Aufwertungsmaßnahmen bereitstellen“ könne: Biotope etwa und Blühwiesen. Fast hundert Klubs beteiligen sich. In Niedersachsen ist der Nabu (Naturschutzbund Deutschland) Partner beim Projekt „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“, Ziel: die „naturnahe und umweltbewusste Ausübung des Golfsports“. Der Nabu erfreut: „Früher Konfrontation, jetzt Kooperation.“ Aber klar, es geht auch ums grüne Image.
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