Kirmes am Karfreitag: Rummel um den stillen Feiertag
Weil „Niklas“ den Schaustellern der Bremer „Osterwiese“ hohe Umsatzeinbußen beschert hat, durfte die Kirmes am Karfreitag ausnahmsweise öffnen. Die Kirchen sind entsetzt.
BREMEN taz | Während der Hamburger Dom am Karfreitag geschlossen hatte, durften die Schausteller auf der Bremer Osterwiese trotz des „stillen Feiertags“ ab 18 Uhr ihre Karussells und Buden öffnen. Auslöser für die vom Innenressort erteilte Sondergenehmigung war ausgerechnet die CDU.
Deren Kreisvorsitzender Jens Eckhoff hatte vor vier Tagen den Bremer Innensenator aufgefordert, am Karfreitag die Öffnung des Volksfestes ausnahmsweise zu erlauben. Durch Sturmtief „Niklas“ und die dadurch verursachte teilweise Schließung der Osterwiese am Montag und Dienstag seien den Schaustellern wichtige Einnahmen entgangen.
„In einer Stadtgesellschaft muss so etwas möglich sein“, sagt Eckhoff, der sich bereits seit Jahren parteiintern für die Reform der bremischen CDU zu einer „modernen Großstadtpartei“ einsetzt – nicht immer zur Freude seiner ParteikollegInnen. Auch für seinen Karfreitags-Vorstoß, sagt er, werde er sicher keine hundertprozentige Zustimmung ernten, „aber wir sind schließlich eine demokratische Volkspartei, die das im Zweifel auch mal aushalten muss“.
Dass er damit den Unmut der Kirchen auf sich zieht, nimmt Eckhoff genauso hin wie die SPD: Die habe, berichtet Rudolf Robrahn vom Bremer Schaustellerverband, zwei Tage nach dem CDU-Vorstoß die SchaustellerInnen „fast dazu aufgefordert, die Sondergenehmigung zu beantragen“. Er hofft, dass dadurch die schon mehrfach geführte Diskussion über eine grundsätzliche Öffnung der Kirmes am Karfreitag nun wieder aufgenommen wird: „Ich bin mir sicher, dass unsere Besucher sich den Karfreitag anders vorstellen als die Kirchen.“
In der Tat: In einer Stellungnahme der Bremischen Evangelischen Kirche zur aktuellen Ausnahmegenehmigung heißt es: „Wir lehnen alle Initiativen ab, aus rein politischen oder finanziellen Interessen die Axt an die Wurzel des gesetzlichen Feiertagsschutzes zu legen.“
Nicht minder empört ist die katholische Kirche in Bremen, die sogar Unterstützung vom Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode erhielt. Er findet, dass der diesjährige Karfreitag sogar besonders still hätte begangen werden müssen: „Gerade weil so viele Menschen unter dem Orkantief, unter Katastrophen und unbegreiflichen Bedrängnissen leiden, braucht es gemeinsame Zeiten der Stille und der Besinnung“, sagte er am Donnerstag.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Gerichtsentscheidung zu Birkenstock
Streit um die Sandale