Kinoempfehlungen für Berlin: Wenn die Geschichte Fahrt aufnimmt
Das Kino Arsenal stellt mit einer kleinen Filmreihe die lebendige Filmszene Sloweniens vor. Im Babylon Mitte gibt es Independent-Kino aus Korea.
I n unseren Breitengraden kennt man Slowenien vor allem als bergiges Urlaubsland sowie als Heimat von erstklassigen Skispringer:innen und Spitzenradrennfahrern. Dass das kleine Land auch eine lebendige Filmszene besitzt, beweist einmal mehr die Reihe „Keine Retrospektive: Slowenisches Kino“ im Kino Arsenal mit insgesamt acht Filmen, davon die Mehrzahl aus jüngerer Produktion.
Einer der interessantesten Filme ist „Rudar“ (The Miner, 2017) von Hanna Slak, die darin vom aus Bosnien stammenden Bergmann Alija erzählt, der den Auftrag erhält, einen bereits 1945 versiegelten Minenschacht zu erkunden und zu dokumentieren, denn die Bergbaugesellschaft will die Mine verkaufen.
Als im Umkleideraum der Bergleute das Radio gerade von der Suche nach Massengräbern aus der Zeit des Jugoslawienkriegs im bosnischen Srebrenica kündet, sagt jemand noch ganz naiv, das könne in Slowenien ja glücklicherweise nicht passieren.
Doch auch Alija findet in der zugemauerten Mine menschliche Überreste, allerdings aus einer anderen Zeit: Opfer der kommunistischen Partisanen, die dort Faschisten, Antikommunisten und alle, die sie dafür hielten, zu Tode brachten. Und schnell sieht sich Alija mit Leuten konfrontiert, die aus ganz unterschiedlichen Gründen ein Interesse daran haben, dass dies nicht ans Licht kommt.
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In die jüngere Vergangenheit Ende der 1990er Jahre begibt sich hingegen Regisseur Dominik Mencej mit seinem Drama „Jezdeca“ (Riders, 2022), in dem zwei junge Männer davon fantasieren, der dörflichen Enge ihrer Heimat zu entkommen. Eine Videokassette mit dem legendären Film „Easy Rider“ hilft beim Träumen – aber wie soll es weitergehen, wenn man erst einmal bloß ein paar Mofas zur Verfügung hat, für die schon die Anhöhe hinauf zur Kirche ein Problem darstellt?
Fahrt nimmt die Geschichte auf, als die beiden Jungs auf Peter treffen, Altrocker und Quasi-Vaterfigur, an der sie sich abarbeiten können. Zu beiden Filmen gibt es nach der Vorführung Gespräche mit den Filmemacher:innen (Jezdeca, 3.11., 19 Uhr, Rudar, 4.11., 19 Uhr, Kino Arsenal).
Die Qualität des südkoreanischen Kinos ist bei uns schon lange bekannt, da muss man nicht viele Worte verlieren. Allerdings finden ja meist die Thriller und Horrorfilme den Weg in unsere Lichtspieltheater – und natürlich die unvermeidlichen (aber stets sehenswerten) Werke von Hong Sang-soo.
Die Reihe „Korea Independent“ im Babylon Mitte präsentiert dem Titel entsprechend aktuelle Independentfilme aus Korea und eröffnet mit dem auf verschiedenen Festivals bereits prämierten „Greenhouse“ von Lee Sol-hui, einem Genremix zwischen Sozialdrama und ironischem Thriller, in dem sich die Pflegerin eines älteren Paares nach dessen Ableben in absurde Handlungen verstrickt, die ihr nicht wirklich zum Vorteil gereichen. Ein an die Vorführung anschließendes Publikumsgespräch mit der Regisseurin ist eingeplant (2.11., 19 Uhr, 3.11., 17.30 Uhr, Babylon Mitte).
Pola Negri gehörte zu den wohl exaltiertesten Stummfilmschauspielerinnen, ein wahres Bündel an Energie und Emotionen. „Die spanische Tänzerin“ (1923) gehört zu den selten gespielten Filmen aus ihrer Zeit in Hollywood: ein inhaltlich leicht absurdes, aber schauspielerisch überzeugendes Kostümdrama um leichtlebige Edelmänner, einen notgeilen König sowie die titelgebende Tänzerin, die sich in diese Gemengelage verirrt. Beim Stummfilm um Mitternacht ist Anna Vavilkina an der Kinoorgel zu hören, der Eintritt ist frei (4.11., 23.59 Uhr, Babylon Mitte).
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