Kinder und Genderrollen in ZDF-Doku: Raus aus der Schublade
Die ZDF-Doku „Gabi – Die Suche nach dem Ich“ zeigt das Hadern eines Kindes mit starren Genderrollen. Sie begleitet Gabi auf der Suche nach sich selbst.
Regisseurin Engeli Broberg hat Gabi aus Stockholm fünf Jahre lang begleitet, entstanden ist dabei ein eindringlicher, intimer, poetischer und berührender Dokumentarfilm über die Suche nach der eigenen Identität. Gabi lehnt klassische Geschlechterschubladen ab und stellt gleich zu Beginn fest: „Mein Freund sagt, es gibt Jungssachen und es gibt Mädchensachen – das stimmt nicht!“.
Was ist ein Junge? Was ist ein Mädchen? In welche Schublade passe ich eigentlich? Und ist es möglich, über die binären gesellschaftlichen Vorstellungen hinaus zu denken? Das sind die Fragen, die sich Gabi stellt, während sie versucht herauszufinden, wer sie sein möchte.
„Gabi – Die Suche nach dem Ich“ gibt es seit 3. November 2023 in der ZDF-Mediathek.
Gabi ist ein kluges, neugieriges und aufgewecktes Kind, das Fußball liebt und gerne Lego spielt. In den fünf Jahren, von denen der Film erzählt, verändert sich für Gabi einiges: Sie bekommt zwei kleine Brüder, und wegen eines Jobangebots zieht die Familie aus Stockholm weg, in eine provinzielle Kleinstadt – dort fällt sie zum ersten Mal auf, weil sie anders ist.
Gabis Suche nach dem Ich wird anhand vieler kleiner Momente erzählt. Gabi hat eine Garderobe, die überwiegend aus Hoodies besteht – bei der Hochzeit ihrer Eltern weigert sie sich standhaft ein Kleid zu tragen. In einer Szene hält sie fest: „Ich wollte den Haarschnitt von Robin van Persie – und bekam den von Emma Watson.“ Es braucht mehrere Friseurbesuche, bis Gabi den Mut findet, sich die Haare kurz rasieren zu lassen – die Kamera beobachtet sie, wie sie währenddessen vor Glück strahlend in den Spiegel schaut.
Angst vor der Pubertät
Je näher die Pubertät rückt, desto komplexer wird Gabis Suche: Sie hat Angst davor, das „nächste Opfer“ zu werden – und Angst davor, ihre Periode zu bekommen. Auch die Tatsache, dass ihr Brüste wachsen, macht ihr Sorgen.
Der Film liefert keine einfachen Antworten. Er ist stattdessen eine Einladung, Gabi bei der Suche nach sich selbst zu begleiten: Gabi steht dabei stellvertretend für viele Kinder, die mit dem Geschlecht (und den damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen) hadern, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga