Kinder fragen, die taz antwortet: Warum regiert Geld die Welt?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Terje, 8 Jahre alt.
Geld ist tatsächlich ein Rätsel: Alle benutzen es, aber fast keiner versteht es. Bis heute gibt es keine einheitliche Erklärung des Geldes, auf die sich alle Experten einigen können. Sicher weiß man, dass es Geld gibt, seit die Menschen an festen Orten leben und Ackerbau betreiben. Also seit ungefähr 10.000 Jahren. Das Geld wurde erfunden, weil es verschiedene sehr wichtige und praktische Funktionen erfüllen kann.
Erstens: Geld erleichtert den Tausch. Wenn man Äpfel hat und Schuhe braucht, muss man nicht einen Schuster suchen, der zufällig gerade Äpfel haben will. Stattdessen verkauft man die Äpfel und kriegt dafür Geld – und kauft damit dann die Schuhe. Der Schuster wiederum kann dieses Geld für alles ausgeben, was er möchte.
Zweitens: Geld verbindet die Gegenwart, also das Heute, mit der Zukunft – indem man spart. Man legt jetzt immer wieder etwas Geld beiseite, bis die Summe irgendwann groß genug ist, um ein teures Spielzeug zu kaufen oder in den Urlaub zu fahren.
Drittens: Geld kann auch die Zukunft zur Gegenwart werden lassen. Denn man kann sich bei der Bank Geld leihen, „Kredit“ nennt sich das. Das ist gut, wenn man etwas dringend braucht – vielleicht ein Auto oder ein Haus. Man zahlt das geliehene Geld in den folgenden Jahren nach und nach an die Bank zurück, aber kann schon jetzt im Haus wohnen.
Das meiste Geld entsteht aus dem Nichts
Aber woher kommt dieses Geld? Viele Menschen stellen sich vor, dass alles Geld vom Staat gedruckt wird. Das stimmt nicht so ganz. Das meiste Geld entsteht wirklich aus dem Nichts, und zwar in dem Moment, in dem eine Bank einen Kredit vergibt. Dann erscheint es einfach auf dem Konto des Kunden, und schon ist neues Geld in der Welt. Wenn der Kredit zurückgezahlt wird, verschwindet das Geld wieder.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Vielen Menschen ist es unheimlich, dass Geld einfach aus dem Nichts entstehen kann. Tatsächlich ist es jedoch eine große Stärke des Geldes, dass es so flexibel ist, sich also gut daran anpassen kann, was gerade benötigt wird. Denn die Betriebe wollen immer mehr Sachen herstellen und verkaufen – das geht aber nur, wenn die Kunden auch mehr Geld haben, um diese zusätzlichen Waren zu erwerben.
Geld ist also komplex und seltsam. Aber ohne Geld würden viele Dinge viel komplizierter ablaufen oder gar nicht richtig funktionieren. Und das ist sicher der Grund, warum es auf der Welt eine so große Rolle spielt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour